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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Spionieren. Im letzten Jahr wart ihr drei noch dick befreundet. Was ist passiert?«
    »Nichts«, erwiderte sie stur und presste die Lippen zusammen, um ihre Zahnspange zu verbergen.
    »Weißt du, ich könnte dir helfen. Ich war schließlich auch mal zwölf.«
    Betsy bedachte sie mit dem Bist-du-verrückt- Blick, der Jolene mittlerweile vertraut war. »Das bezweifle ich.«
    »Vielleicht solltest du morgen nach der Schule was mit Seth machen. Weißt du noch, wie viel Spaß ihr früher zusammen hattet?«
    »Seth ist komisch. Das finden alle.«
    »Elizabeth Andrea, sei nicht so gehässig! Seth Flynn ist nicht komisch. Er ist der Sohn meiner besten Freundin. Was soll’s, wenn er die Haare lieber lang trägt und … still ist. Er ist dein Freund. Das solltest du nicht vergessen. Eines Tages brauchst du ihn vielleicht.«
    »Na und?«
    Jolene seufzte. Das kannte sie schon; ganz gleich, was sie jetzt noch sagen würde, von Betsy käme keine Antwort mehr. Na und hieß Ende des Gesprächs.
    »Na gut.« Sie beugte sich vor und gab Betsy einen Kuss auf die Stirn. »Ich hab dich lieb. Bis zum Mond und wieder zurück.«
    Diese Worte waren das Motto ihrer Familie, ihre Liebe zueinander reduziert auf zwei kleine Sätze. Los, sag’s auch, Betsy.
    Jolene wartete etwas länger, als sie beabsichtigt hatte, und wurde prompt wütend auf sich, weil sie sich Hoffnungen machte. Schon wieder. Das Dasein einer Teenagermutter war geprägt von ständigen, winzigen Enttäuschungen. »Na gut«, wiederholte sie und stand auf.
    »Wieso ist Dad noch nicht zu Hause? Heute ist doch dein Geburtstag.«
    »Er kommt jede Minute. Du weißt doch, wie viel er in letzter Zeit zu tun hat.«
    »Kommt er mir noch gute Nacht sagen?«
    »Natürlich.«
    Betsy nickte und widmete sich wieder ihrem Buch. Als Jolene die Tür erreicht hatte, sagte sie: »Alles Gute zum Geburtstag, Mom.«
    Jolene lächelte. »Danke, Bets. Und dein Tagebuch gefällt mir sehr. Es ist einfach perfekt.«
    Und da lächelte Betsy tatsächlich.
    Unten ging Jolene in die Küche und räumte das letzte Geschirr ein. Ihr Essen – ein in Rotweinsauce geschmorter Rinderbraten mit Knoblauch und Thymian – simmerte auf dem Herd und verströmte sein Aroma im ganzen Haus. Den Mädchen hatte es nicht geschmeckt, aber es war Michaels Lieblingsessen.
    Dann wickelte sie sich eine weiche rosafarbene Decke um die Schultern, schenkte sich ein Glas Wasser ein und ging hinaus. Sie setzte sich in einen der alten Rattansessel auf der Veranda, legte ihre nackten Füße auf den wackligen Beistelltisch und betrachtete das vertraute Panorama.
    Heimat.
    Alles hatte angefangen, als sie Michael kennenlernte.
    Sie erinnerte sich noch ganz genau daran.
    Nach dem Tod ihrer Eltern hatte sie tagelang darauf gewartet, dass irgendjemand ihr half. Die Polizei, Lehrer, Psychologen. Aber schon bald merkte sie, dass sie, wie schon zu Lebzeiten ihrer Eltern, auf sich allein gestellt war. An einem verschneiten Mittwochmorgen war sie früh aufgewacht, hatte die Kälte ignoriert, die durch die dünnen Wände ihres Zimmers drang, und ihre besten Kleider angezogen: einen karierten Rock aus Schurwolle, einen Shetlandpulli, Kniestrümpfe und Collegeschuhe. Ein breites blaues Haarband hielt ihre Haare zurück.
    Mit dem Rest ihres als Babysitter verdienten Geldes fuhr sie in die Innenstadt von Seattle. An der Rechtsberatungsstelle traf sie Michael.
    Bei seinem Anblick und seinem Lächeln war ihr buchstäblich die Luft weggeblieben. Sie war ihm in ein schäbiges, kleines Büro gefolgt und hatte ihr Anliegen geschildert. »Ich bin siebzehn und werde in zwei Monaten achtzehn. Meine Eltern sind diese Woche bei einem Autounfall gestorben. Eine Sozialarbeiterin hat mich aufgesucht und mir erklärt, ich müsste bis zur Volljährigkeit bei einer Pflegefamilie wohnen. Aber ich brauche niemanden. Und schon gar keine Ersatzfamilie. Ich kann bis Juni in unserem Haus wohnen, dann fordert die Bank es zurück. Aber bis dahin bin ich mit der High School fertig und kann machen, was ich will. Könnten Sie dafür sorgen, dass ich nicht in eine Pflegefamilie muss?«
    Michael hatte sie prüfend gemustert. »Aber dann wären Sie allein.«
    »Ich bin allein. Das ist eine Tatsache, die nicht geändert werden kann.«
    Als er schließlich sagte: »Ich werde Ihnen helfen, Jolene«, hätte sie am liebsten geweint.
    Innerhalb der nächsten Stunde hatte sie ihm eine zensierte Geschichte ihres Lebens erzählt. Er hatte etwas über das Vertrauensverhältnis zwischen

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