Zwischen uns (German Edition)
Wir wuschen das Geschirr ab, verputzten den Nachtisch und gingen dann wieder alle ins Wohnzimmer, um uns mit den neuen Sachen zu beschäftigen. Es gelang mir, mich irgendwann davonzuschleichen, um einen Blick in mein altes Zimmer zu werfen, das leer aussah ohne meine Bilder an der Wand und meine Klamotten im Schrank. Das Bett wirkte viel zu schmal, nach den Monaten in einem Doppelbett, aber ich setzte mich trotzdem darauf und legte meine Hände flach auf die bloße Matratze, um die Stellen zu spüren, an denen sich die Federn durchdrückten.
„Es ist immer noch deins, wenn du willst“, sagte Vic vom Türrahmen aus, kam herein und schloss die Tür hinter sich. Dann setzte er sich auf den Schreibtischstuhl. „Das weißt du, oder?“
Ich atmete etwas zittrig ein. „Ich war mir nicht sicher.“
„Tesla. Du und Cappy … Es ist hier immer Platz für euch. Solange ich ein Zuhause habe, habt ihr es auch.“
Es tat so gut, das zu hören, dass ich fast wieder zu weinen anfing. Zu wissen, dass ich zurückkommen konnte, war wichtiger, als wirklich wieder einzuziehen - und ich wusste, dass ich das nicht tun würde.
„Aber du kommst nicht zurück, oder?“ Vic lächelte kleinlaut.
Ich schüttelte den Kopf.
Er seufzte und fuhr sich mit den Fingern durch das kurze Haar, verstrubbelte es. Auch wenn ich wusste, dass er vermutlich seit Tagesanbruch auf war, sah er trotzdem bei Weitem nicht so müde aus wie früher. Er rieb sich die Handflächen an den Hosenbeinen. „Wo willst du hin?“
„Ich werd schon eine Wohnung finden, da bin ich sicher. Aber … Kann ich heute Nacht hierbleiben?“
„Natürlich. Allerdings werde ich dich erst beim neuen Resident Evil schlagen.“
Ich grinste. „Du kannst es ja mal versuchen.“
Vic grinste ebenfalls, dann lächelte er sanft. „Tesla … Es tut mir leid, was … was immer da passiert ist. Ich hätte nie meine Nase da reinstecken sollen.“
„Du hattest ja recht, oder? Du siehst ja, was passiert ist.“ Ich zuckte die Schultern. „Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende, schätze ich.“
„Bist du dir sicher, dass es vorbei ist?“
Ich sah ihn an. „Ich habe mich an das erinnert, was du mir gesagt hast.“
Er fragte nicht, was das gewesen war. Er nickte nur. „Nun. Dann ist es gut so für dich.“
Es war nicht gut für mich, es war schrecklich. Es brach mir das Herz. Es ließ mich allein zurück, und ich hasste das.
41. KAPITEL
Ich erwartete nicht, dass Meredith mich anrief, aber als mein Handy spät am Abend klingelte, hoffte ich, dass es Charlie sein würde. Er klang müde, seine Stimme war leicht gedämpft. Er sagte meinen Namen, als ich dran ging, und das war‘s.
„Hört sie zu?“, fragte ich.
„Nein. Sie ist unter der Dusche. Sie weiß nicht, dass ich dich anrufe.“
Ich lag in meinem alten schmalen Bett in einem Schlafsack, weil meine Bettwäsche noch bei Meredith und Charlie war. Mein Handy lag kühl an meinem Ohr, erwärmte sich aber schnell. Ich kuschelte mich in die Wärme ein, die mein Atem in der Höhle der Laken machte.
„Dann solltest du auflegen“, sagte ich.
Ein kurzes Schweigen. „Tesla, es tut mir leid.“
„Was genau?“ Ich wollte nicht schnippisch sein. Ich wollte nur verstehen.
„Ich weiß nicht. Was sie gesagt hat, schätze ich. So empfinde ich nicht. Du weißt das.“
„Spielt das eine Rolle, wenn sie so empfindet?“
Ich wollte, dass es für ihn eine Rolle spielte, aber Charlie seufzte nur. „Sie … hat uns eine Reise gebucht. Hotel, Skipass und all das.“
Ich schluckte einen faustgroßen Klumpen. „Gut. Fahrt ihr mal. Und amüsiert euch.“
„Ich will, dass du mitkommst.“
„Ich kann nicht, Charlie.“
Er gab einen tiefen Laut von sich. „Ich kann es absagen.“
„Das könntest du“, sagte ich, müde und mit wundem Herzen. „Aber das wirst du nicht.“
„Es ist noch nicht mal eine Woche“, sagte er. „Wir fahren morgen los. Kommen Silvester wieder. Wir können zusammen Silvester feiern, Tesla. Wir legen nur eine kleine Pause ein, bekommen wieder einen klaren Kopf. Es wird alles gut werden. In Ordnung?“
Er klang flehend.
„In Ordnung“, sagte ich.
Aber ich wusste genau so gut wie er, dass nichts wieder gut werden würde.
42. KAPITEL
Am Tag nach Weihnachten wirkte das Mocha noch immer festlich, weil wir die Lichterketten bis zum Neujahr hängen ließen.
Ich fühlte mich alles andere als froh. Vic hatte mir einen neuen Mantel gekauft, als Ersatz für den, der in den
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