Zwölf tödliche Gaben Elf spielende Dudelsackpfeifer
nehmen! Bitte!«
Craig ignorierte sie. »War sie gut?«, fragte er. »Meine Frau – war sie gut?«
»Ich habe sie nie angerührt, ich schwör’s!«
»Sie ist erst vier!«
Der Idiot im Elfenkostüm hob die Hand. »Vielleicht …« Seine Stimme versagte, und er musste neu ansetzen. »Äh … Vielleicht ist es ja ein anderer Weihnachtsmann? Nicht wahr? Die sehen doch alle gleich aus, oder? Mit dem Bart und der Mütze und dem dicken Bauch?«
Craig sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Versuchen Sie ja nicht, mich für dumm zu verkaufen! Sie hat gesagt, dass sie mit dem Weihnachtsmann im Einkaufszentrum ge… gevögelt hat.« Seine verletzte Hand pochte – er fasste die Schrotflinte mit der anderen.
»Von welchem Einkaufszentrum?«, fragte der Elf.
Craig machte den Mund auf. Dann runzelte er die Stirn und fluchte. Es gab zwei im Stadtzentrum: das Guild Centre in der Dean Street und dieses hier. »Das hat sie nicht gesagt.«
»Sehen Sie?« Der Typ mit dem Bart sank auf seinem Thron zusammen. »Ich hab Ihnen doch gesagt , dass ich es nicht war! Ich habe Ihre Frau nie angerührt; es muss der andere Weihnachtsmann sein!« Er bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Oh, Gott sei Dank …«
»Ich …« Craig schloss die Augen. Ein bohrender Kopfschmerz begann sich wie ein Holzwurm durch sein whiskybetäubtes Gehirn zu arbeiten. Wie hatte er sich so irren können? Er hatte es verbockt, so wie er alles immer verbockte. Seine letzte dramatische Geste war ein einziges Desaster.
Die Kaufhausleitung würde die Polizei rufen, sie würden ihn festnehmen, und sämtliche Zeitungen würden die Story bringen, damit auch der Letzte sehen konnte, was für ein Kretin er war. Er würde ins Gefängnis kommen, und Liz wäre ihn endlich los und könnte von morgens bis abends mit dem anderen Weihnachtsmann vögeln. Und über den dummen Craig lachen, der alles vermasselt hatte. »Sind Sie sicher , dass Sie nicht in einem Dudelsackorchester spielen?«
»Hundertprozentig.« Der Weihnachtsmann lächelte verkrampft. »Ich bin nicht im Orchester. Ich bin’s nicht!«
Jingle Bells war zu Ende, und jetzt tönte Deck the Halls with Boughs of Holly aus den Lautsprechern. »… Fallallallala … «
»Es tut mir leid. Ich habe nicht …« Er hätte es wissen können. Das hatte er nun davon, dass er eine Flasche Whisky auf leeren Magen getrunken hatte. Er konnte nicht mehr klar denken.
Die Schrotflinte war so schwer. Wenn er sie nur einfach weglegen und schlafen gehen könnte.
»Es ist okay, so ein Fehler kann leicht passieren. Ich sagte gerade zu …« Und in diesem Moment ließ ein ohrenbetäubender Knall die Grotte erbeben. Wie ein Feuerwerk oder die Fehlzündung eines Autos.
Die linke Seite von Santas Gesicht verschwand in einem Regen von roten und grauen Bröckchen.
Craig sah auf die Flinte in seiner Hand herab.
Rauch stieg aus der Mündung auf. Die Frau fing an zu schreien, das kleine Mädchen heulte, und der Elf stand in der Ecke und übergab sich.
Der Weihnachtsmann fiel nicht einmal um – er saß nur da, eingeklemmt zwischen den Armlehnen des riesigen Throns, während Hirnmasse und Blut in seinen Bart sickerten. Die Wand hinter ihm war mit den Überresten seines Kopfs gepflastert. Es stank nach Schwefel, rohem Fleisch und frischem Erbrochenen.
Er hatte den falschen Mann erschossen. Aus Versehen.
Er konnte noch nicht mal richtig Scheiße bauen.
Irgendwie komisch, wenn man so drüber nachdachte.
Trotzdem, eine Sache gab es noch, die er richtig machen konnte. Craig setzte sich auf den Boden, zog seine Flasche Highland Park aus der Tasche und nahm einen langen, tiefen Zug. Dann klemmte er sich den Lauf unters Kinn und drückte ab.
Greg stand zitternd in der Ecke, holte tief Luft und vermied es, die Überreste von Liz’ Ehemann Craig anzusehen. Oder Stephen auf seinem Thron – mein Gott, man kam sich vor wie in einem Horrorfilm.
Er wischte sich einen klebrigen, blutigen Batzen von seinem gestreiften Kostüm. Ein langer roter Schmierfleck blieb zurück.
Gott sei Dank hatte er mit der Tätigkeitsbezeichnung ein bisschen übertrieben, als er ihr von seinem neuen Weihnachtsjob erzählt hatte. Welche Frau will schon mit einem Elfen vögeln?
Stuart MacBride im Goldmann Verlag
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