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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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hockten mit Willem am Mühlanger und wußten in ihrer Bitterkeit nichts Besseres zu tun, als Willems pflegebefohlene Kühe so zu ärgern, daß sie mit hochgerecktem Schwanz wild über die Wiese galoppierten.
    »Nun laßt das doch«, sagte Willem schließlich, »damit ändert ihr ja nun nix dran !«
    »Richtig«, sagte Philipp, der einzige Junge im Dorfe, der fuchsige Haare hatte und ein Gesicht voller Sommersprossen selbst im Winter, »richtig, aber es ist doch zum Verrücktwerden !«
    Die anderen schwiegen und nickten zustimmend mit dem Kopfe. Willem, der unter einer Weide saß, musterte mit einem Male jeden von oben bis unten sehr eindringlich, daß alle baß erstaunten, und sagte schließlich: »Nun setzt euch alle mal hierher .« Zu einem dichten Haufen geschart hockten die zwölf »Verstoßenen« unter der Weide. Keiner sprach ein Wort, sondern aller Augen hingen starr und überaus gespannt an Willems unbeweglichem Gesicht . Jeder kannte den Willem und wußte, daß jetzt etwas ganz Besonderes kommen würde. Willem kaute einstweilen ruhig seinen Grashalm weiter, deren er stets einen im Munde hatte. Er hatte die Arme über die Knie gelegt. Nach einer langen Zeit sagte er ganz ruhig und wie nebenbei (keinen einzigen sah er dabei an): »Wie wäre denn das, wenn wir Zwölf auch nach Heiligkreuz wallfahren gingen ?«
    Seine Kameraden waren sprachlos. Das hatten sie nicht erwartet. Und Theo, der Kleinste von den Zwölfen, mußte plötzlich laut lachen.
    »Sei doch still«, fuhr ihn Herbert an, der Willems bester Freund war, »weshalb lachst du denn so blödsinnig ?«
    Die andern sagten immer noch nichts. Sie schauten sich gegenseitig an, sie schauten zu Willem und dann zu Boden.
    »Ja, das müßt ihr nun wissen«, fuhr Willem fort, »ich habe mir die ganze Geschichte gut überlegt und meine schon: wir könnten das machen! Natürlich muß jeder von euch wissen, ob er mitmacht oder nicht. Und wenn Theo vielleicht zu bange ist, dann braucht er das ja bloß zu sagen .«
    Der kleine Theo bekam einen roten Kopf und sagte so fest, wie er nur konnte: »Ich bin nicht zu bang, ich geh mit, das ist ganz bestimmt .«
    »Na, schön«, sagte Willem, »und ihr andern ?«
    »Ja«, meinte der rote Philipp, »ich denke, ich werde schon mitmachen; aber was meint ihr denn, was der Herr Pastor dazu sagt =«
    »Ich merke, du hast mich nicht recht verstanden«, sagte Willem. »Wir gehen selbstverständlich nicht mit dem Herrn Pastor seiner Prozession, sondern wir gehen allein, und der Herr Pastor braucht gar nichts davon zu wissen .«
    Die zwölf »Verstoßenen« rissen die Mäuler noch weiter auf, und Willem sah sich nun genötigt, einige Erklärungen zu geben. »Seht mal, ich denke mir: Wir haben jetzt noch zwei Tage Zeit...«
    »Noch anderthalben, wenn du es genau nimmst!« Das war Emil, sehr dick und sehr genau.
    »...gut, noch anderthalben, das genügt auch. In der Zeit, denk ich, könnte jeder von euch dafür sorgen, daß ihr ordentlich was zu essen auf Seite bringt für die nächsten zehn Tage .«
    »Vierzehn Tage«, sagte Emil wieder.
    »...Schön, vierzehn Tage — unterbrich mich nicht immer, Emil. Ich bring einen Kochtopf mit, damit wir das Zeug auch alles zurechtmachen können. Geld habt ihr auch alle ein bißchen gespart, das müssen wir auch mitnehmen .«
    »Ist das denn nicht gestohlen, wenn wir von zu Hause so einfach zu essen mitnehmen ?« meinte Herbert.
    »Ich denke, ob wir es zu Hause essen oder unterwegs, das ist schließlich gleich. Gestohlen ist es auf keinen Fall, höchstens genascht .«
    »Aber ziemlich viel genascht«, meinte der kleine Theo. »Genascht ist genascht«, sagte der rote Philipp. »Quatsch doch nicht immer so viel dazwischen! Also weiter, Willem.«
    »Es wäre wirklich besser«, sagte Willem bedächtig, »wenn ihr mich einmal ruhig ausreden ließet. Nachher könnt ihr meinetwegen fragen, was ihr wollt !«
    »Also los !« sagte Herbert.
    »Sobald, übermorgen in der Frühe das ganze Dorf in der Kirche ist, kommen wir beim Dotzweiler Wegkreuz zusammen. Jeder bringt mit, was er für so vierzehn Tage nötig hat. Ich habe dann unsern alten Leiterwagen da, da kommt alles drauf. Das Ziehen, je zwei Mann, geht um. Ehe die Pilgermesse aus ist, sind wir schon am „krausen Busch“, da legen wir uns seitwärts in den Graben, bis die Prozession kommt. Wir lassen sie schön vorbei, und dann geht der erste von uns los – so als „Verbindungsmann“, wißt ihr — und wieder ein gut Stück weiter kommen wir alle

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