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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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kannst du bis morgen früh drauf warten, alter Schubiak «, brummte er vor sich hin und schob sich in den Schatten der Kirchhofsmauer, um auf die anderen zu warten. Sie kamen alle. Und wie schimpften sie los! Es tat ihnen ordentlich gut, ihre Herzen auszuschütten. Es war nur schade, daß sie sich im Flüsterton Luft machen mußten. »Nun laßt das Krakeelen sein«, flüsterte Philipp schließlich, »damit kommen wir nicht weiter !«
    »Was soll denn jetzt geschehen >.« fragte der dicke Emil, indes er die fünf Mark seines »lieben« Brudermeisters in den feuchten Händen fast zerdrückte. »Was geschehen soll ?« entgegnete Philipp, »ja, wollt ihr euch denn so’ne Schinderei noch einen Tag gefallen lassen ?« Nein, das wollten sie nicht. »Also hauen wir wieder ab und gehen allein nach Hause. Wir sind ohne die anderen bis Heiligkreuz gekommen, wir kommen auch ohne sie wieder heim. Und wenn sie uns dann das Fell verhauen, ganz egal, das ist nicht so schlimm wie diese elende Schleiferei!«
    »Also«, rief Hermann voll Begeisterung... »Nun wartet mal«, warf da Willem ein, »klar, daß ich mitmache, wenn ihr abhauen wollt. Aber das möcht’ ich doch gesagt haben: Diesmal stammt der Plan von Philipp, und dann ist der auch jetzt der Hauptmann !« Es entstand eine kleine Pause.
    »Willst du dich drücken ?« fragte Philipp.
    »Nee«, antwortete Willem, »ich mach’ selbstverständlich mit, mir hängt so’ne Wallfahrt auch zum Halse raus, aber Hauptmann sein möcht’ ich deshalb doch nicht mehr !«
    »Also gut«, rief Philipp, »dann bin ich das jetzt! Seid ihr einverstanden ?«
    Sie waren es. »Schön! Und wann verdrücken wir uns ?« Emil meinte: »Am besten wieder, während morgen früh alle in der Kirche sind !«
    »Dann verschlaf du dich bloß nicht wieder«, neckte Hermann, »diesmal kennen wir den richtigen Weg !«

    »Also morgen früh !« entschied Philipp, »während der Messe verduften wir. Franz und Ludwig, ihr schnappt euch den Leiterwagen, und dann nix wie ab !«
    »Karo ist aber auch dabei !« wollte Ludwig bestätigt haben. »Selbstverständlich!«
    Mit zufriedenem Gemüte trotteten die »Verstoßenen« auf getrennten Wegen und hübsch nacheinander der Schlafscheune zu.
    Indes die »Verstoßenen« so ihre Flucht rüsteten, saß der Herr Pastor mit seinen Brudermeistern im Dorfkrug und meinte: »Von morgen ab wollen wir die Elf wieder ein bißchen lockerer lassen. Scheinen sich doch recht gut zu schicken !«
    »Bin dagegen, Hochwürden«, meinte Emils Brudermeister, »hab den Emil geschickt Schwefelhölzchen kaufen, und der Bengel bringt sie mir doch nicht! Hab fast ‘ne halbe Stunde vor der Kirche gestanden !«
    »Nun ja, nun ja«, meinte der Pastor, und damit schien’s erledigt.
    Am nächsten Morgen, während die Obermauelsbacher in der heiligen Messe waren, zogen die »Verstoßenen« mit Karo und dem Leiterwagen auf leisen Sohlen auf und davon. Willem trug ihnen das Wallfahrtskreuz der Kevelaerbruderschaft voran, und als sie draußen auf der Landstraße waren, da jubelten sie alle Elf hellauf vor lauter Freiheitsglück. Jetzt waren sie wieder ihre eigenen Herren! Mochte kommen, was da wollte, bis Obermauelsbach war noch weit, aber jetzt waren sie aller Bevormundung und Kommandiererei ledig. Sie beteten nicht und sangen dafür um so mehr. Keine Kirchenlieder, o nein, zuerst brüllten sie mit wahrer Herzenslust: »Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte !« , und dann ging es so weiter: ein »richtiges« Lied nach dem andern. Dabei sahen sie glücklich mit hellen Augen rundum übers Land und grüßten jeden bekannten Erdenfleck von der Hinreise her mit innigem Vergnügen. Als Mittag war, wurde haltgemacht und der Bagagewagen vorgenommen. Aber da gab es ein furchtbares Erschrecken! Unter der Plane des Leiterwagens machten sich drei schwere Koffer breit, über denen ein paar Mäntel lagen, und sonst war da nichts. Fassungslos starrten die »Verstoßenen« den Kram an. Dann fielen sie über Franz und Jupp her, daß die das nicht bemerkt hatten. Aber damit wurden aus den Koffern keine Brotlaibe und keine Hundekuchen. Es war furchtbar!
    »Guck mal nach, was in den Koffern ist«, entschied Philipp. »Darf man das ?« fragte Theo. »Darf man«, sagte Philipp, »die haben uns ja auch unser Zeug geklaut .« Im ersten Koffer waren Gebetbücher, im zweiten Wallfahrtsandenken, Kerzen, Rosenkränze und Fähnchen, im dritten zwei schmutzige Hemden und eine alte Wollweste. Die

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