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Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt

Titel: Zwoelf Verstossene auf Wallfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Seinsche
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luftig auch der Auslug oben im Turm sein mochte, die Läutebuben hatten den alle Tage. Aber unten lag jetzt ein fast menschenleeres Dorf rund um die Kirche, und das konnten sich die Kerle nicht entgehen lassen. Da ließ sich doch wunderbar Unfug treiben. So ließen sie einen Wachtposten im Turm zurück, der weiterhin den Weg nach Talleiten im Auge halten sollte, bis die Obermauelsbacher sichtbar wurden. Die anderen stiegen eilends die Leitern hinab und huschten über den Friedhof und auf den menschenleeren Kirchplatz hinaus.
    Unterdes stiegen unsere elf »Verstoßenen« behutsam und leise durch niederes Haselgebüsch vom Bache her zum Friedhof von Heiligkreuz hinauf. Es ging recht langsam, denn der Leiterwagen war so steile Pfade noch nicht gefahren. Oben lief der Pfad gerade auf das Friedhofsmäuerchen zu und dann rund um dieses auf den Dorfplatz hin. Die Obermauelsbacher beschlossen, gleich über das niedere Mäuerchen zu steigen, dann waren sie an Ort und Stelle. Nur Franz und Jupp sollten den Leiterwagen flugs zur Dorfstraße ziehen und von da hinter die Friedhofsmauer fahren. Über das Mäuerchen waren die »Verstoßenen« schnell hinweg. Weniger einfach hatten es Franz und Jupp mit dem Leiterwagen. Kaum waren sie um die Ecke gebogen, da sahen sie sich von einem halben Dutzend Dorfjungen umringt, die sie neugierig musterten. Als die anderen nach einigem Warten vorsichtig hinauslugten, sahen sie, was los war. Gleich kamen sie ihren bedrohten Kameraden zu Hilfe. Die Heiligkreuzer Buben ahnten gar nicht, daß sie in den elf Strolchen, die sie da plötzlich verwahrlost und zerzaust vor sich stehen sahen, die erwartete Bubenwallfahrt von Obermauelsbach vor sich hatten. Die sahen eher wie Zigeunerjungen aus. Und so fragte einer von ihnen mit hochmütig gerümpfter Nase: »Wo kommt ihr denn her !«
    »Das geht euch einen Dreck an !« war des roten Philipp verächtliche Antwort. »Macht Platz, sonst setzt es Keile !«
    Oho! Das klang bedrohlich! Die Läutebuben von Heiligkreuz, die schrecklich in der Minderzahl waren, schlossen ihre Reihen fest zusammen und setzten sich in Verteidigungszustand. Solche Frechheit durften sie sich im eigenen Dorf nicht bieten lassen. »Wir machen Platz, wenn es uns paßt«, erklärten sie, und der Längste von ihnen strich sich schon die Hemdärmel hoch, indem er mit aller Verachtung, die er herausbringen konnte, erklärte: »Ihr hergelaufenen Drecksäcke !«

    Jetzt ballten die Obermauelsbacher ihre Fäuste und warfen ihnen den Ehrentitel der Mohrenbacher Jungen an den Kopf: »Ihr Hungerleider !«
    Der Abstand zwischen den feindlichen Heerhaufen vergrößerte sich ein wenig und »Ihr Rindviehcher !« kam es von seiten der Heiligkreuzer zurück.
    »Ihr Mondkälber da!«
    »Ihr Hornochsen!«
    »Ihr Plattfußindianer!«
    » Dötschköppe !«
    » Rawau , rawau !« bellte jetzt Karo mit in das Geschimpfe, und gleich bellten die Heiligkreuzer Hunde die Antwort. Die Obermauelsbacher Buben hatten alle Beichtzerknirschung vergessen und kamen so langsam in die richtige Stimmung. »Ihr armen Strolche !« schrie es von der anderen Seite. »Wenn ihr nicht die Schnauze haltet, hol ich meinen großen Bruder, der haut euch zu Brei !«
    »Eh dein großer Bruder da ist, haben wir euch längst k. o. geschlagen !« schrie der rote Philipp. »Dann kommt das ganze Dorf über euch her !« gaben die Läutebuben zurück.
    » Wöööh !« blökten die »Verstoßenen«, und der kleine Theo piepste hell vor Kampfesmut: »Die Obermauelsbacher werden mit eurem ganzen Kaff in drei Minuten fertig!« Vielleicht ahnten nun die Heiligkreuzer Jungen, wen sie da vor sich hatten. Aber nun war es zu spät. Willem und ein Heiligkreuzer lagen sich bereits in den Haaren, die Schlacht war voll entbrannt, und die Heiligkreuzer fochten wie die Löwen. Wenn sie auch der Obermauelsbacher Übermacht weichen mußten, sie taten es nur zollweise.
    In diesem kritischen Augenblick aber nahte Küster Klötenich von Heiligkreuz im vollem Ornat mit Riesenschritten dem Kampfplatz. Mit beiden Händen griff er in das Kampfgetümmel: »Ihr seid mir ja die Richtigen! Macht ihr wohl, daß ihr in den Turm kommt !« schrie er die Seinigen an. Aber die schrien : »Die haben uns überfallen !«
    »So«, sagte Küster Klötenich , »wo seid ihr denn her, ihr Saulümmel ? «
    »Aus Obermauelsbach!«
    »Was?« Vor Überraschung bekam Herr Klötenich den Mund nicht zu. »Da seid ihr mir ja nette Wallfahrer! Ne, so was!«
    Wenn der Küster von Heiligkreuz

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