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Zwölf Wasser

Zwölf Wasser

Titel: Zwölf Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. L. Greiff
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leise, und nur weil Markens Sinne von seiner Furcht geschärft waren, nahm er ein Beben darin wahr. Was auch immer Smirn hier erfahren hatte, es hatte sie erschüttert.
    »Du hast hoffentlich genug Geld dabei, oder?« Sie lächelte nicht. »Andernfalls sollten wir die Nacht besser hier drin verbringen.«
5
    Marken hatte Geld. So viel wie nie in seinem Leben, Fürst Mendron war alles andere als geizig gewesen und für Pferde und Verpflegung hatte Marken nichts ausgeben können. Er klopfte kurz auf den schweren Beutel an seinem Gürtel. Aber er wollte nun endlich wissen, was hier geschah, Smirn musste erklären   – auch wenn ihr das lästig war.
    »Waffenmeister, steck das Schwert weg, es würde mehr schaden als nützen.«
    Marken tat es, wenn auch widerwillig. Ein Schwert war immer von Nutzen, davon war er überzeugt, und ganz besonders ein solches, wie er es trug   – es gab auf dem gesamten Kontinent nur eine vergleichbare Waffe, nämlich die, die Pfadmeister Kersted hatte. Und nur ein einziges Schwert, das noch besser war, das eine königliche Waffe war: Anda, das Schwert, das Felt führte und das sie ihm förmlich hatten aufzwingen müssen.
    Smirn trat nah an ihn heran. »Dort draußen erwarten uns Ghajels«, sagte sie. »Ich nehme an, es werden viele sein, denn diese Totenstadt ist eine der ältesten Kwothiens und somit auch eine der ältesten des gesamten Kontinents   – eine Zuflucht für die Ghajels. Die Kwother waren die Ersten, die über die Westliche Herkunft auf den noch jungen Kontinent gelangten und diese Welt entdeckten. Damals nannten sie sich noch nicht Kwother, es war eine andere Zeit   – die Alte Zeit.« Smirn unterbrach sich. Von draußen drang nervöses Trippeln zu ihnen herein   – Ghajels ?
    »Bitte sprich weiter, Smirn. Was ist das da draußen ?«
    »Geschöpfe aus der Alten Zeit. In den Nadhina-Mmets haben sie überdauert.«
    »Und sie sind gefährlich?«
    »Bösartig, würde ich sagen. Ein Ghajel kostet dich Nerven. Eine ganze Herde … ein Vermögen.«
    Fing sie nun an zu scherzen? Marken schnaufte.
    »Nun denn«, sagte er und strebte dem Ausgang zu.
    »Halte die Münzen bereit«, mahnte Smirn hinter ihm.
    Marken trat auf die Straße und blieb schon nach zwei Schritten verwundert stehen. Kurz blitzte eine Erinnerung in seinem Gedächtnis auf: Eine ganze Nacht lang waren er und seine Kameraden durch den Wald von Bosre marschiert, berauscht vom Weißglanz, und am Morgen waren sie in eine Herde Schafe gelaufen. Das hier waren keine Schafe, auch keine Ziegen   – waren das kleine Rehe? Marken kannte das scheue Wild aus den Wäldern rund um die Lagerstadt. Die Ghajels aber waren viel kleiner. Und scheu waren sie auch nicht, eher neugierig. Zuerst waren sie mit ein paar schnellen Sprüngen zurückgewichen. Nun, als Marken stehen blieb, kamen sie zurückgetrippelt. Es mussten ungefähr dreißig zierliche Tiere sein, die ihn und die Unda mit runden schwarzen Augen anblickten. Ihr glattes Fell war weiß, einigen wuchsen zarte, silbrige Geweihe aus den schmalen Köpfen.
    »Weitergehen«, befahl Smirn.
    Die Herde folgte ihnen, Marken hörte die kleinen Hufe über das Pflaster klickern. Dass er auch nur einen Moment wegen dieser Geschöpfe beunruhigt gewesen war, beschämte ihn. Von jedem streunenden Hund ging mehr Gefahr aus als von den kleinwüchsigen Rehen, und in den dunklen, großen Augen konnte er beim besten Willen keine Bösartigkeit erkennen.
    Aber flink waren sie. Mit langen Sätzen überholten sie Marken und Smirn und liefen voraus. Die Abenddämmerung verlieh ihrem weißen Fell einen violetten Schimmer. Nun hielten sie eines nach dem andern an und wandten sich um, als sei ihnen wieder eingefallen, was sie zu dem wilden Lauf veranlasst hatte. Marken verlangsamte seinen Schritt, sah, wie durcheinige der zierlichen Tiere ein Zittern lief. Machte nun er ihnen etwa Angst? Ein Ghajel erhob sich auf dünnen, bebenden Hinterläufen, bog den Hals zurück   – und indem die Vorderhufe wieder auf dem Pflaster landeten, klatschte ein Schleimklumpen vor Markens Stiefel. Das kleine Biest hatte ihn angespuckt! Die milchige, zähe Flüssigkeit schäumte auf und verbreitete einen beißenden Gestank, der Marken sofort die Tränen in die Augen trieb. Er würgte.
    »Geh weiter. Nicht zu schnell. Und wirf ein paar Münzen, jetzt!«
    Marken tat es, das Geld klimperte auf das Pflaster und die Tiere stürzten sich darauf. Im Versuch, eine Münze zu ergattern, verhakten sich die Geweihe zweier

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