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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sie ist ein reißender Fluß - selbst stromaufwärts."
    Wie sich herausstellte, war der Tag, an dem sie vom zweiten Bergkamm aus nach dem Westen geschaut hatten, der letzte klare Tag gewesen. Als sie am nächsten Morgen erwachten, war der Himmel düster und verhangen und senkte sich so tief herab, daß er sich mit dem Nebel vermischte, der aus den Niederungen stieg. Ein dichter Dunst hing in der Luft und setzte sich in winzigen Tröpfchen an ihren Haaren und Kleidern fest. Die Landschaft war in einen Schleier gehüllt, aus dem Bäume und Felsen erst beim Näherkommen deutlich hervortraten.
    Am Nachmittag wurde der Himmel von einem plötzlichen Blitz aufgerissen, dem wenige Herzschläge später ein unerwarteter, dröhnender Donnerschlag folgte. Ayla fuhr erschrocken zusammen; sie zitterte vor Angst, als gleißende Blitze mit ihrem weißen, verästelten Licht die Berggipfel hinter ihnen erhellten. Aber es waren nicht eigentlich die Blitze, die ihr Angst machten - es war das Brüllen des Donners, dem sie vorausgingen.
    Sie erschrak jedesmal, wenn sie das ferne Grollen oder das nahe Dröhnen hörte, und es schien, als würde der Regen mit jedem Donnerschlag stärker. Während sie sich über den Westhang der Berge voranarbeiteten, fiel der Regen dicht wie ein Wasserfall. Die Flüsse füllten sich und traten über ihre Ufer, aus kleinen Bächen wurden reißende Ströme. Der Untergrund wurde schlüpfrig und erwies sich an manchen Stellen als sehr gefährlich.
    Sie waren beide dankbar, daß sie die aus enthaarten Hirsch-fellen gefertigten Regenumhänge der Mamutoi bei sich hatten. Jondalars Umhang war aus dem Fell des Riesenhirsches der Steppen, und derjenige Aylas aus dem eines Rentiers gearbeitet. Sie wurden über den Pelzjacken getragen, wenn es kalt war, und über dem Untergewand, wenn es wärmer war. Die Außenseite war mit rotem und gelbem Ocker eingefärbt, die mineralischen Pigmente waren mit Fett vermischt und die Farben mit einem besonderen, aus einem Rippenknochen gefertigten Werkzeug in die Felle eingearbeitet worden, die auf diese Weise eine glänzende, wasserabweisende Oberfläche erhielten. Selbst wenn sie durchnäßt waren, boten die Umhänge einen gewissen Schutz. Gegen die sintflutartigen Regenfälle, die jetzt über sie hereinbrachen, waren Ayla und Jondalar freilich nur ungenügend gerüstet.
    Als sie ihr Lager für die Nacht aufschlugen, war alles naß, selbst ihre Schlafpelze, und es war nicht möglich, ein Feuer zu entzünden. Sie holten Holz in ihr Zelt, hauptsächlich von den abgestorbenen niedrigen Ästen der Nadelbäume, und hofften, daß es über Nacht trocknen würde. Am Morgen regnete es immer noch, und ihre Kleider waren immer noch naß, aber mit Hilfe eines Feuersteins und des Zunders, den sie bei sich trug, gelang es Ayla, ein kleines Feuer in Gang zu bringen, um Wasser für einen wärmenden Tee zu kochen. Sie aßen nur die in eine viereckige Form gepreßten Riegel, die Roshario ihnen als Reiseproviant mitgegeben hatte - eine Art von Nahrung, die einen Menschen lange Zeit am Leben erhalten konnte, selbst wenn er nichts anderes zu sich nahm. Sie bestanden aus einer besonderen Art von Fleisch, das getrocknet und zerrieben und dann mit Fett sowie einigen getrockneten Früchten oder Beeren, gelegentlich auch mit vorgekochten Körnern oder Wurzeln vermischt wurde.
    Die Pferde standen bewegungslos vor dem Zelt, die Köpfe gesenkt, während der Regen aus ihren langen Winterfellen tropfte; das Rundboot war umgekippt und halb mit Wasser gefüllt. Sie waren versucht, es zusammen mit den Schleppstangen zurückzulassen. Das Gerät war nützlich gewesen, um Lasten über die offenen Grassteppen zu befördern, aber es hatte sich - wie das Rundboot, mit dem sie samt ihrer Ausrüstung die Flüsse zu überqueren gedachten - in den zerklüfteten und dicht mit Bäumen bestandenen Bergen als hinderlich erwiesen. Es hatte ihre Reise verlangsamt und konnte für sie sogar gefährlich werden, wenn sie im strömenden Regen die schwierigen Abhänge hinabstiegen. Wenn Jondalar nicht gewußt hätte, daß der größte Teil ihrer Reise sie nur über flache Ebenen rühren würde, hätte er es schon lange zurückgelassen. Sie banden das Boot von den Stangen los und gössen das Wasser aus. Dann drehten sie es um und hoben es gemeinsam hoch. Unter dem Boot stehend, sahen sie sich an und grinsten. Für einige Augenblicke waren sie vor dem Regen geschützt. Es war ihnen noch nicht in den Sinn gekommen, daß das Boot auch als

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