Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
Jondalar nickte.
    "Ich weiß es nicht, aber es könnte auch die Zeit der Wonne für Wölfe sein. Ich mag gar nicht daran denken; ich habe Angst, daß es dann eintreten könnte. Doch Tholie brachte mich darauf, als ich davon sprach, daß Baby fortgelaufen sei, um ein Weibchen zu finden. Sie fragte mich, ob ich glaube, daß auch Wolf eines Tages fortlaufen würde wie Baby. Ich möchte nicht, daß Wolf uns verläßt, Jondalar. Er ist fast ein Kind für mich, wie ein Sohn."
    "Warum glaubst du, daß er fortlaufen könnte?"
    "Bevor Baby fortlief, verschwand er regelmäßig und blieb immer länger fort. Erst einen Tag, dann mehrere Tage; und wenn er zurückkam, konnte ich sehen, daß er gekämpft hatte. Ich wußte, daß er ein Weibchen suchte. Und er hat eines gefunden. Und wenn Wolf jetzt fortläuft, habe ich jedesmal Angst, daß er nach einem Weibchen sucht", sagte Ayla.
    "Das ist es also. Ich weiß nicht, ob wir etwas daran ändern können, aber ist es wahrscheinlich?" fragte Jondalar. Unver-mittelt kam ihm der Gedanke, daß er fast wünschte, es wäre so. Mehr als einmal hatte das Tier sie aufgehalten oder Spannungen zwischen ihnen hervorgerufen. Er mußte sich selbst eingestehen, daß er es begrüßen würde, wenn Wolf ein Weibchen fände und mit ihm fortzöge.
    "Ich weiß nicht", sagte Ayla. "Bisher ist er jedesmal zurückgekommen, und er scheint gern bei uns zu sein. Er begrüßt mich, als gehörte ich zu seinem Rudel, aber du weißt, wie es mit der Wonne ist. Sie hat viel Macht über uns. Das Bedürfnis kann sehr stark sein."
    "Das ist wahr. Nun, ich weiß nicht, ob du etwas daran ändern kannst; aber ich bin froh, daß du es mir gesagt hast."
    Sie ritten schweigend eine Weile nebeneinander her, aber es war ein geselliges Schweigen. Er war froh, daß sie es ihm gesagt hatte. Jedenfalls verstand er jetzt ihr seltsames Verhalten etwas besser. Sie hatte sich benommen wie eine allzu besorgte Mutter; er war froh, daß sie normalerweise nicht so reagierte. Ihm hatten immer die Jungen leid getan, deren Mütter es nicht zuließen, daß sie Dinge taten, die vielleicht gefährlich waren, beispielsweise in eine tiefe Höhle zu kriechen oder einen steilen Fels hochzuklettern.
    "Schau, Ayla. Das ist ein Steinbock", sagte Jondalar und wies auf ein leichtfüßiges, ziegenartiges Tier mit langen ge-bogenene Hörnern. Es stand auf einem jäh abfallenden Sims hoch oben auf dem Berg. "Ich habe sie früher gejagt. Und sieh, dort drüben. Das sind Gemsen!"
    "Sind das die Tiere, die die Sharamudoi jagen?" fragte Ayla, als sie die mit kleineren Hörnern ausgestattete Verwandte der wilden Bergziege über unzugängliche Felsvorsprünge tollen sah. "Ja. Ich habe sie verfolgt."
    "Wie kann man solche Tiere jagen? Wie gelangt man in ihre Nähe?"
    "Es kommt darauf an, über ihnen zu bleiben. Sie schauen immer nach unten, wenn sie Gefahr wittern. Wenn man also über ihnen bleibt, gelangt man nahe genug an sie heran, um sie zu erlegen. Hier siehst du, welche Vorteile die Speerschleuder bietet", erklärte Jondalar.
    "Jetzt weiß ich die Ausrüstung, die Roshario mir gab, noch mehr zu schätzen", sagte Ayla.
    Sie setzten ihren Aufstieg fort und erreichten am Nachmittag die Schneegrenze. Kahle Felswände ragten zu beiden Seiten neben ihnen empor, da und dort mit Eis und Schnee bedeckt. Der Bergkamm hob sich scharf vor dem blauen Himmel ab und erschien ihnen wie das Ende der Welt. Als sie oben angekommen waren, blieben sie stehen und sahen sich um. Der Anblick war atemberaubend.
    Unmittelbar hinter sich sahen sie die Strecke, die sie seit
    Erreichen der Baumgrenze zurückgelegt hatten. Jenseits dieser Grenze verbarg der dichte Teppich der Nadelbäume den harten Fels und das unwegsame Gelände, das sie durchquert hatten. Im Osten konnten sie sogar noch die Ebene mit ihren gewundenen Wasserläufen erkennen; der Große Fluß erschien aus dieser Höhe wie ein bloßes Rinnsal, und sie konnte sich kaum vorstellen, daß sie vor Hitze fast verschmachtet war, als sie - waren Jahre seither vergangen? - an seinen Ufern entlanggeritten waren. Vor ihnen erhob sich, etwas tiefer, der nächste Bergkamm, getrennt von ihnen durch ein tiefes, mit hohen, sattgrünen Nadelbäumen bestandes Tal. Unweit vor ihnen ragten drohend die mit Eis bedeckten, schimmernden Gipfel.
    Ayla blickte sich mit glänzenden Augen um, ergriffen von der Größe und der Schönheit des Panoramas. Ihr Atem gefror in der Kälte zu kleinen Wolken.
    "Oh, Jondalar, wir sind höher als jedes andere

Weitere Kostenlose Bücher