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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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aber als sie sich umsah, begann sie die dicken Nadeln der Fichten und die Zapfen der Zirbelkiefern in dem heller werdenden Licht zu erkennen. Ein feiner, trockener Schnee war während der Nacht gefallen und hatte sich wie ein weißes Pulver auf die dicht verzweigten Büsche, das trockene Gras und die Lagerstätten gelegt; aber Ayla lag warm und geborgen unter ihrem Fell.
    Sie hatte beinahe vergessen, was für ein gutes Gefühl es war, wenn Jondalar neben ihr schlief; und sie blieb eine Weile ruhig liegen und genoß seine Nähe. Doch ihre Gedanken ruhten nicht. Sie dachte an den bevorstehenden Tag und fragte sich, was sie zum Festmahl bereiten sollte. Sie entschloß sich, endlich aufzustehen, aber als sie versuchte, aus der Felldecke zu schlüpfen, fühlte sie, wie Jondalars Arm sie zurückhielt.
    "Mußt du schon aufstehen? Es ist so lange her, daß ich dich neben mir gespürt habe. Ich mag dich nicht gehen lassen", sagte Jondalar und küßte ihren Hals.
    Sie überließ sich seiner Wärme. "Ich will auch nicht aufstehen.
     
    Es ist kalt, und ich möchte mit dir unter dem Fell liegenbleiben, aber ich muß etwas für Attaroas Fest zubereiten und dir dein Frühstück machen. Bist du nicht hungrig?"
    "Jetzt, wo du es sagst, glaube ich, daß ich ein Pferd vertilgen könnte", sagte Jondalar und faßte die beiden in der Nähe stehenden Tiere auf übertriebene Weise ins Auge.
    "Jondalar!" sagte Ayla erschrocken.
    Er lächelte sie an. "Keins von unseren, aber ich habe bis vor kurzem nichts anderes gegessen - wenn ich überhaupt etwas hatte. Ich glaube, wenn ich nicht so hungrig gewesen wäre, hätte ich kein Pferdefleisch gegessen, aber wenn nichts anders da ist, ißt man, was man kriegen kann. Und es ist auch nichts Unrechtes dabei."
    "Ich weiß, aber du brauchst es nicht länger zu essen. Wir haben etwas Besseres", sagte sie. Sie kuschelten sich noch einen Augenblick aneinander, dann schlug Ayla die Felldecke zurück. "Das Feuer ist ausgegangen. Wenn du ein neues anzündest, mache ich unseren Frühstückstee. Wir brauchen heute ein warmes Feuer und eine Menge Holz."
    Für ihr Mahl am Abend zuvor hatte Ayla eine Suppe aus gedörrtem Wisentfleisch und getrockneten Wurzeln gekocht und ihr einige Zirbelnüsse beigegeben. Es war noch etwas davon übriggeblieben; Jondalar hatte nicht so viel essen kön- nen, wie er gedacht hatte. Nachdem sie den Rest beiseitege-stellt hatte, hatte sie einen Korb mit kleinen, ganzen Äpfeln, kaum größer als Kirschen, hervorgeholt, die sie bei ihrer Suche nach Jondalar gefunden hatte. Sie waren gefroren, aber sie hingen noch an den Zweigen einiger winziger, entlaubter Bäume an der Südseite des Hügels. Sie hatte die kleinen, harten Äpfel in zwei Teile geschnitten, entkernt und eine Weile mit getrockneten Hagebutten gekocht; dann hatte sie sie über Nacht am Feuer stehengelassen.
    Bevor sie den morgendlichen Tee bereitete, goß Ayla etwas Wasser in die übriggebliebene Suppe und legte noch einige Kochsteine in das Feuer, um sie für ihr Frühstück aufzuwärmen. Sie probierte die zu Gelee erstarrte Apfel- mischung. Die Abkühlung hatte die säuerliche Strenge der harten Äpfel gemildert, und die Hagebutten hatten dem Gericht eine rötliche Färbung und ein herbes, süßliches Aroma gege-ben. Sie trug Jondalar eine Schale auf, zusammen mit seiner Suppe.
    "Das ist das Beste, was ich je gegessen habe!" sagte Jondalar. "Was hast du dazugetan, daß es so gut schmeckt?"
    Ayla lächelte. "Es ist mit Hunger gewürzt."
    Jondalar nickte, und während er weiteraß, sagte er: "Damit hast du wohl recht. Mir tun die Leute leid, die noch im Gehege sind."
    "Niemand braucht Hunger zu leiden, wenn es genug zu essen gibt", sagte Ayla. "Es ist etwas anderes, wenn alle hungern."
    "Manchmal, gegen Ende eines schlimmen Winters, kann das passieren", sagte Jondalar. "Bist du jemals hungrig gewesen?"
    "Ich habe ein paar Mahlzeiten ausfallen lassen müssen, und mein Lieblingsgericht war immer am schnellsten aufgegessen, aber wenn man weiß, wo man zu suchen hat, kann man meist etwas zu essen finden - wenn man nur frei ist, danach zu suchen."
    "Ich habe Leute gekannt, die verhungert sind, weil sie nichts mehr zu essen hatten und nicht wußten, wo sie etwas finden konnten. Aber du findest anscheinend immer etwas, Ayla. Woher weißt du soviel?"
    "Iza hat es mich gelehrt. Ich habe mich schon immer für alles, was wächst, interessiert", sagte Ayla, dann schwieg sie. "Ich glaube, es gab eine Zeit, in der ich fast verhungert

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