Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
bin."
"Brauchst du noch lange?" fragte er. Die Falten in seiner Stirn vertieften sich. "Ich hoffe nicht; doch ich bin es nicht gewohnt, soviel auf einmal zu kochen, und kann es nicht mit Bestimmtheit sagen."
"Vielleicht sollte ich später auf die Jagd gehen."
"Das mußt du wissen. Aber wenn du hierbleibst, könnte ich noch etwas Holz gebrauchen."
"Ich werde dir Holz holen", entschied er. Er sah sich um und fügte hinzu: "Und ich packe alles zusammen, was du jetzt nicht brauchst, damit wir sofort aufbrechen können."
Ayla brauchte länger, als sie erwartet hatte, und gegen die Mitte des Vormittags machte sich Jondalar mit Wolf auf, um die Gegend zu erkunden. Es ging ihm weniger darum, Wild zu finden, als sich zu vergewissem, daß Epadoa nicht in der Nähe war. Er war etwas überrascht, als Wolf ihn - auf einen Befehl Aylas - so bereitwillig begleitete. Er hatte das Tier immer als allein zu Ayla gehörig betrachtet und nie daran gedacht, es mitzunehmen, wenn er ohne sie fortging. Wolf erwies sich als guter Jagdgenosse und stöberte tatsächlich ein Kaninchen auf; doch Jondalar entschloß sich, es ihm zu überlassen.
Als sie zurückkamen, bot Ayla Jondalar eine Portion des Gerichts an, das sie für die S'Armunai zubereitet hatte. Obgleich sie in der Regel nicht öfter als zweimal am Tag aßen, merkte er, wie hungrig er war, als er die volle Schüssel sah. Sie nahm selbst etwas und gab auch Wolf seinen Anteil.
Es war kurz nach Mittag, als sie endlich zum Aufbruch bereit waren. Während das Essen auf dem Feuer stand, hatte Ayla zwei tiefwandige schüsselartige Körbe fertiggestellt, beide von beachtlichem Fassungsvermögen, doch der eine war etwas größer als der andere. Sie waren jetzt mit der festen, nahrhaften Mischung gefüllt. Sie hatte sogar einige ölhaltige Nüsse aus den Zapfen der Zirbelkiefer hinzugefügt. Da sich die Leute im Lager vornehmlich von magerem Fleisch ernährten, brauchten sie - wie Ayla wußte, ohne zu verstehen, warum - außer dem Getreide reichlich Fett und Öl, um sich, besonders im Winter, warm zu halten.
Ayla bedeckte die beiden Körbe mit umgedrehten flachen Schüsseln, hob sie auf Winnies Rücken und sicherte sie durch grobgearbeitete Halterungen aus trockenem Gras und Weidenruten, die sie rasch zusammengeflochten hatte. Dann machten sie sich auf zum Lager der S'Armunai, diesmal auf einer anderen Route. Unterwegs sprachen sie darüber, was sie mit den Tieren machen sollten, wenn sie das Lager erreicht hatten.
"Wir können die Pferde im Wald am Fluß verstecken. Sie an einen Baum binden und die restliche Strecke zu Fuß gehen", schlug Jondalar vor.
"Ich würde sie ungern anbinden. Wenn Attaroas Jägerinnen sie zufällig finden, würden sie sie sicher töten", sagte Ayla. "Wenn sie frei sind, haben sie wenigstens die Möglichkeit zu fliehen. Und wir können nach ihnen pfeifen. Ich hätte sie lieber in der Nähe, wo wir sie sehen können."
"Dann wäre das Feld mit dem trockenen Gras vor dem Lager ein guter Platz für sie. Ich glaube, wir brauchen sie dort nicht anzupflocken. Sie entfernen sich meist nicht weit, wenn sie etwas zum Grasen haben", sagte Jondalar. "Und es würde auf Attaroa und die S'Armunai einen großen Eindruck machen, wenn wir beide auf Pferden ins Lager kämen. Wie die anderen Leute, die wir getroffen haben, fürchten sich die S'Armunai wahrscheinlich vor Menschen, die Pferde lenken können. Sie glauben, es habe etwas mit Zauberkräften zu tun; und solange sie sich fürchten, sind wir ihnen überlegen. Wir sind nur zu zweit und müssen alles ausnutzen, was uns einen Vorteil verschafft."
"Das stimmt", sagte Ayla. Doch sie zögerte - nicht nur aus Sorge um die Tiere, sondern auch, weil ihr der Gedanke unbehaglich war, die Furcht der S'Armunai auszunutzen. Es ist, als belüge ich sie, dachte sie. Doch nicht nur ihr Leben, sondern auch das der Jungen und Männer im Pferch stand auf dem Spiel.
Es war ein schwieriger Augenblick für Ayla. Sie mußte zwischen zwei Übeln wählen. Aber sie war es, die darauf bestanden hatte, zurückzukehren und den Gefangenen zu helfen. Sie mußte ihre angeborene Wahrheitsliebe überwinden und das geringere Übel wählen, wenn sie eine Chance haben wollte, die Jungen und Männer des Lagers vor Attaroas Wahnsinn zu retten.
"Ayla", sagte Jondalar. "Ayla?" wiederholte er, als sie nicht antwortete.
"Eh ... ja?"
"Und was ist mit Wolf? Willst du ihn auch ins Lager mitnehmen?"
Sie dachte darüber nach. "Nein, ich glaube nicht. Sie
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