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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Nachbarn wiederzusehen. Und ob wohl sie sich von Jondalars Verwandtschaft und den Mitglie dern der Neunten Höhle anerkannt fühlte, hielt sich auch in dieser Hinsicht ihre Vorfreude in Grenzen. Sosehr sie sich das Ende ihrer Großen Reise und die Gesellschaft anderer Men schen herbeigewünscht hatte, so sehr vermisste sie jetzt den geregelten Tagesablauf, an den Jondalar und sie sich unterwegs gewöhnt hatten. In der Höhle gab es immer jemanden, der ent weder mit Jondalar oder mit Ayla oder beiden reden wollte. Sie waren beide froh über die Warmherzigkeit anderer Menschen, aber manchmal wären sie doch lieber mit ihrer Liebe allein gewesen.
Als sie eng aneinander geschmiegt im Familienzelt auf ihren Schlaffellen lagen, erinnerte sich Ayla an die Schlafordnung in der Erdhütte der Mamutoi. Zuerst hatte der Anblick des zur Hälfte unterirdischen Langhauses im Löwenlager sie sehr be fremdet. Sie nutzten Sparren aus Mammutknochen zur Ver stärkung der dicken, mit Lehm verschmierten Wände aus Heu und Stroh, die den heftigen Wind und die winterliche Kälte der gletschernahen Regionen abhielten. Damals war es ihr vorge kommen, als hätten sie sich selbst eine Art Höhle gebaut. In gewisser Weise stimmte das auch, denn es gab in der Nähe keinen bewohnbaren Felsunterschlupf. Ihr Staunen war berech tigt, der Bau war eine bemerkenswerte Leistung.
Zwar hatten die Familien im Langhaus des Löwenlagers von einander getrennte Wohnplätze, die um längs der Mitte ange ordnete Feuerstellen gruppiert waren, und Vorhänge trennten ihre Schlafplätze voneinander, doch sie lebten alle unter einem Dach. Sie waren kaum eine Armeslänge voneinander entfernt und mussten beim Kommen und Gehen die Wohnplätze der anderen durchqueren. Um in einem so beengten Raum leben zu können, pflegten sie eine schweigsame Höflichkeit im Umgang miteinander, die ihnen eine Privatsphäre zusicherte und die sie bereits als Kinder lernten. Ayla war die Erdhütte nicht klein vorgekommen, als sie darin gewohnt hatte, das war erst jetzt so, seitdem sie im Schutz des riesigen Felsüberhangs schlief. Sie erinnerte sich, dass auch beim Clan jede Familie eine eige ne Feuerstelle besessen hatte, aber Wände hatte es nicht gege ben, nur ein paar Steine zur Markierung der Grenzen. Die Clan-Leute lernten auf ihre Weise, nicht in die Bereiche der anderen zu blicken. Für sie war Privatsphäre eine Sache der Übereinkunft und Rücksichtnahme.
Nun hatten die Behausungen der Zelandonii zwar Trennwän de, doch diese hielten natürlich keine Geräusche ab. Ihre Wohnplätze mussten nicht so wetterfest gebaut werden wie die Erdhütten der Mamutoi, denn die natürlichen Felsnischen schützten sie vor den Elementen. Die Konstruktionen der Ze landonii dienten dazu, Wärme zu bewahren und Windböen abzuhalten, die sich unter den Überhang verirrten. Wer zwi schen den Wohnplätzen umherlief, vernahm häufig Gesprächs fetzen, aber die Bewohner hatten gelernt, die Stimmen ihrer Nachbarn zu ignorieren - ähnlich wie die Clan-Leute, die ihren Nachbarn nicht auf die Feuerstelle starrten, oder wie die Ma mutoi mit ihrer stillschweigenden Höflichkeit. Als sie darüber nachdachte, fiel Ayla auf, dass auch sie in der kurzen Zeit seit ihrer Ankunft bereits gelernt hatte, die Stimmen aus den Nach barbehausungen nicht mehr wahrzunehmen ... in aller Regel jedenfalls.
Das junge Paar rückte ganz nahe zusammen, neben sich den schlafenden Wolf, und von den umliegenden Schlaffellen drangen leise Gespräche herüber. Ayla sagte: »Ich mag es, dass die Zelandonii jeder Familie einen eigenen Wohnplatz geben, Jondalar, und dass hier jeder für sich leben kann.«
»Das freut mich, Ayla«, erwiderte er und war insgeheim noch zufriedener, dass er ihr bei der Rückkehr vom Sommertreffen als Überraschung einen eigenen Wohnplatz würde bieten kön nen und dass er dieses Geheimnis bislang vor ihr gewahrt hatte. Ayla schloss die Augen und dachte daran, dass sie eines Tages ihren eigenen Wohnplatz mit richtigen Wänden haben würde.
Für sie waren Trennwände gleichbedeutend mit einem Maß an Privatheit, das dem Clan und selbst den Mamutoi unbekannt war. Die inneren Wände waren ein zusätzlicher Gewinn. In ihrem Tal hatte sie sich einsam gefühlt, aber auch das Allein sein schätzen gelernt, und die Reise mit Jondalar hatte ihren Wunsch verstärkt, etwas zwischen sich und andere zu stellen. Doch andererseits fühlte sie sich durch die Nähe zu den ande ren Wohnplätzen sicher.
Wenn sie wollte, hörte

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