Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
Jahre erinnert, in denen noch nicht die Verantwortung als Anführer auf ihm gelastet hatte.
»Joharran, das ist Ayla von den Mamutoi, Angehörige des Löwenlagers, Tochter vom Herdfeuer des Mammut, vom Geist des Höhlenlöwen Erwählte, vom Höhlenbären Beschützte.«
Der braunhaarige Mann kam auf die junge Frau zugeschritten und streckte beide Hände mit den Handflächen nach oben aus, in der allgemein gebräuchlichen Geste des Willkommens, der Offenheit und der Freundschaft. Ihre Zugehörigkeiten und Beinamen waren ihm alle unbekannt, und so war er sich nicht sicher, welche die wichtigsten waren.
»Im Namen von Doni, der Großen Erdmutter, heiße ich dich willkommen, Ayla von den Mamutoi, Tochter vom Herdfeuer des Mammut«, sagte er.
Ayla legte ihre Hände auf die seinen und sagte: »Im Namen von Mut, der Großen Mutter Allen Lebens, grüße ich dich, Jo harran, Anführer der Neunten Höhle der Zelandonii«, und lä chelnd fügte sie hinzu: »und Bruder des Reisenden Jondalar.«
Joharran bemerkte, dass sie seine Sprache beherrschte, aber mit einem ungewöhnlichen Akzent sprach. Ihm wurde auch bewusst, wie fremd ihre Kleidung und ihre ganze Erscheinung waren, doch als sie lächelte, lächelte er zurück, weil ihre letz ten Worte deutlich machten, dass sie Jondalars Bemerkung verstanden hatte und Joharran zeigen wollte, dass sein Bruder ihr wichtig war. Vor allem aber fand er ihr Lächeln unwider stehlich.
Ayla war, ganz gleich, welche Maßstäbe man anlegte, eine attraktive Frau: Sie war groß, hatte einen straffen, wohlgeform ten Körper, langes, dunkelblondes, leicht gewelltes Haar, klare blaugraue Augen und feine Gesichtszüge, die indes von etwas anderer Art waren als die der Zelandonii-Frauen. Wenn sie aber lächelte, dann war es, als würde ein Sonnenstrahl jeden Zug ihres Gesichtes von innen her erleuchten. Ihre Schönheit war so strahlend und überwältigend, dass es Joharran schier den Atem verschlug. Jondalar hatte ihr schon oft gesagt, wie außergewöhnlich ihr Lächeln sei, und er schmunzelte, als er entdeckte, dass auch sein Bruder empfänglich dafür war.
Joharran bemerkte, wie der Hengst nervös auf Jondalar zu tänzelte, und blickte dann auf den Wolf. »Jondalar sagt mir, dass wir diese Tiere, äh, irgendwo unterbringen müssen - ir gendwo in der Nähe, nehme ich an.« Aber nicht zu nahe, dach te er.
»Die Pferde brauchen nur eine Wiese mit Gras, wo Wasser in der Nähe ist«, sagte Ayla. »Wir müssen den Leuten aber sagen, dass sie am Anfang nicht versuchen sollten, sich den Pferden zu nähern, wenn Jondalar oder ich nicht dabei sind. Solange Winnie und Renner sich an einen Menschen noch nicht ge wöhnt haben, sind sie nervös.«
»Ich sehe da keine Schwierigkeit«, sagte Joharran. Aus dem Augenwinkel sah er Winnie mit dem Schwanz schlagen und beobachtete sie wachsam. »Sie können hier bleiben, falls dieses kleine Tal dafür geeignet ist.«
»Ja, das wäre gut«, sagte Jondalar. »Wir bringen sie aber wohl besser ein Stück flussaufwärts, damit sie ein wenig aus dem Weg sind.«
»Wolf ist daran gewöhnt, in meiner Nähe zu schlafen«, fuhr Ayla fort. Sie sah, wie Joharran besorgt die Stirn in Falten leg te. »Er will mich beschützen, und wenn er nicht in meiner Nä he sein kann, gibt das möglicherweise großen Aufruhr.«
Vor allem an der sorgenvoll gerunzelten Stirn konnte sie se hen, wie sehr die Brüder einander ähnelten, und beinahe wäre wieder ein Lächeln über ihr Gesicht gehuscht. Joharran aber schaute so ernst und besorgt drein, dass dies nicht der rechte Augenblick dafür schien, selbst wenn seine Miene ihr so ange nehm vertraut vorkam.
Auch Jondalar hatte das Stirnrunzeln seines Bruders bemerkt. »Ich glaube, das wäre ein guter Zeitpunkt, um Joharran mit Wolf bekannt zu machen«, sagte er.
Joharrans Augen weiteten sich in Panik, doch ehe er etwas einwenden konnte, ergriff Ayla seine Hand und ging neben dem Fleischfresser in die Hocke. Sie legte den Arm um den Hals des großen Wolfs, um das aufkommende Knurren zu un terdrücken. Selbst sie konnte die Angst des Mannes riechen und wusste also, dass auch der Wolf sie wahrnahm.
»Lass ihn zuerst an deiner Hand riechen«, sagte sie. »So geht bei Wolf die förmliche Vorstellung.« Der Wolf hatte gelernt, wie wichtig es Ayla war, dass er einen aus seinem Menschen rudel, den sie ihm auf diese Weise vorstellte, freundlich akzep tierte. Er mochte den Angstgeruch nicht, beschnüffelte den Mann aber dennoch, um mit ihm vertraut zu
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