Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers
aus härterem Stein stehen blieben.
Diese ungewöhnlichen nischenartigen Felsformationen bilde ten, neben den für Kalkfelsen typischen Hohlräumen, die auch hier in großer Zahl vorkamen, steinerne Zufluchtsorte, die als Wohnstätten hervorragend geeignet waren und seit vielen tau senden von Jahren auch als solche genutzt wurden.
Jondalar führte Ayla zu der älteren Frau, die sie vom Pfad aus gesehen hatte und die nun geduldig wartete. Sie war hoch ge wachsen, und ihre Haltung zeugte von Würde. Ihr Haar, in dem das Grau das Hellbraun überwog, war aus dem Gesicht zurück gekämmt und zu einem langen Zopf geflochten, der am Hinter kopf aufgerollt war. Ihre grauen Augen waren klar, direkt und aufmerksam.
Als sie bei ihr anlangten, begann Jondalar mit der förmlichen Vorstellung. »Ayla, dies ist Marthona, einstige Anführerin der Neunten Höhle der Zelandonii, Tochter von Jemara, geboren am Herdfeuer von Rabanar, verbunden mit Willamar, dem Handelsmeister der Neunten Höhle, Mutter von Joharran, dem Anführer der Neunten Höhle, Mutter von Folara, die gesegnet ist von Doni, Mutter von ...« Beinahe hätte er Thonolan ge nannt, besann sich dann und sagte: »... von Jondalar, dem heimgekehrten Reisenden.« Dann wandte er sich an seine Mut ter.
»Marthona, dies ist Ayla vom Löwenlager der Mamutoi, Tochter vom Herdfeuer des Mammut, vom Geist des Höhlen löwen Erwählte, vom Höhlenbären Beschützte.«
Marthona streckte beide Hände aus. »Im Namen von Doni, der Großen Erdmutter, heiße ich dich willkommen, Ayla von den Mamutoi.«
Ayla reichte ihr die Hände und sagte dabei: »Im Namen von Mut, der Großen Mutter allen Lebens, grüße ich dich, Martho na von der Neunten Höhle der Zelandonii, Mutter von Jonda lar.«
Marthona fielen an Aylas Sprechweise gewisse Eigenheiten auf, und sie dachte, dass es sich entweder um einen kleinen Sprachfehler handelte oder aber um den Akzent einer ihr völlig fremden Sprache aus einer weit entfernten Gegend. Sie lächel te. »Du bist von weit her gekommen, Ayla, und hast alles, was du kanntest und liebtest, zurücklassen müssen. Hättest du das nicht getan, dann wäre wohl Jondalar nicht wieder hier bei mir. Ich bin dir dankbar dafür. Ich hoffe, du wirst dich hier bald zu Hause fühlen, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dir zu helfen.«
Ayla spürte, dass Jondalars Mutter ihre Worte ernst meinte und direkt und aufrichtig ihre Freude darüber zum Ausdruck brachte, ihren Sohn wieder bei sich zu haben. Ayla war erleich tert und gerührt, dass Marthona sie so empfing. Sie antwortete ebenso direkt und aufrichtig: »Ich habe mich darauf gefreut, dich kennen zu lernen, seit Jondalar das erste Mal von dir sprach ... aber ich habe auch ein wenig Angst gehabt.«
»Das kann ich gut verstehen. Für mich an deiner Stelle wäre das genauso schwierig gewesen. Komm, ich möchte dir zeigen, wo du deine Sachen unterbringen kannst. Du musst müde sein und willst vor der Willkommensfeier heute Abend sicher ein wenig ausruhen.« Marthona wandte sich um, um ihnen unter den Felsüberhang vorauszugehen. Doch plötzlich begann Wolf zu jaulen, ließ sein kleines »Welpengebell« hören und streckte, ganz als wolle er spielen, die Vorderpfoten nach vorn, während er Hinterteil und Schwanz anhob.
Erschrocken fragte Jondalar: »Was macht er denn?«
Auch Ayla war überrascht. Als aber Wolf seine Laute und Bewegungen noch einmal wiederholte, erschien plötzlich ein Lächeln auf ihrem Gesicht. »Ich glaube, er will Marthona auf sich aufmerksam machen«, sagte sie. »Er denkt, sie hätte ihn nicht bemerkt, und möchte ihr vorgestellt werden.«
»Ja, auch ich möchte ihn kennen lernen«, sagte Marthona.
»Du hast keine Angst vor ihm«, sagte Ayla. »Und das merkt er.«
»Ich habe zugeschaut«, erwiderte Marthona, »und nichts ge sehen, vor dem ich Angst haben müsste.« Sie streckte Wolf die Hand hin. Er beschnüffelte sie, leckte daran und gab erneut ein Jaulen von sich.
»Ich glaube, Wolf möchte, dass du ihn anfasst«, sagte Ayla. »Er hat es wirklich sehr gern, wenn Menschen, die er mag, ihm ihre Aufmerksamkeit schenken.«
»Das gefällt dir, nicht wahr?«, sagte Marthona, während sie Wolf streichelte. »Wie hast du ihn genannt, Ayla? Einfach Wolf?«
»Ja. Das schien der passende Name für ihn zu sein.«
»Ich habe noch nie gesehen, dass er jemanden so rasch gut leiden konnte«, sagte Jondalar, und seine Stimme verriet gro ßen Respekt vor seiner Mutter.
»Mir geht es genauso«, sagte Ayla
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