0001 - Im Nachtclub der Vampire
auch gefährlich…
***
Die schwarzhaarige Lara legte zufrieden lächelnd den Hörer auf. In ihren Augen lag ein triumphierendes Leuchten. »Es ist geschafft«, berichtete sie. »Gerade hat unsere Freundin angerufen. John Sinclair befindet sich in unserer Gewalt. Er ist jetzt einer von uns. Versteht ihr? Von uns!«
Sie begann hämisch zu lachen, und Mona und Ginny stimmten in dieses wilde Gelächter mit ein. Sie weideten sich auch an Marina Helds Gesichtsausdruck, einer Mischung aus Angst und Entsetzen.
Ja, Marina hatte Angst. Bisher hatte sie noch immer ihre Hoffnungen auf den Oberinspektor gesetzt, doch wie es nun aussah, war alles vergeblich.
Die Vampirinnen hatten gewonnen!
Sie hatten Marina in die Bar geschafft. Die junge Deutsche war erst aufgewacht, als sie bereits von der Ladefläche gehievt wurde. Dann flößten zwei der unheimlichen Frauen ihr etwas zu trinken ein. Es schmeckte bitter, tötete aber die rasenden Kopfschmerzen. Marina mußte sich auf einen Stuhl setzen. Ständig wurde sie bewacht. Mona und Ginny ließen sie nicht aus den Augen.
Ginny hatte wohl Gefallen an der jungen Deutschen gefunden. Sie lächelte sie unentwegt an. Auch Marina hätte die junge Frau durchaus als sympathisch empfunden, wenn sie sie unter anderen Umständen kennengelernt hätte.
Jetzt sah Ginny normal aus. Ebenso wie Lara und Mona. Von den schrecklichen Zähnen war nichts zu sehen. Die Schwestern wirkten wie nette junge Mädchen, sehr attraktiv, mit freundlichen Gesichtern und beneidenswert schlanken Figuren.
Marina ertappte sich bei dem Gedanken, Mitleid zu haben. Vielleicht konnten die Frauen gar nichts dafür. Unter Umständen waren sie durch irgendein böses Geschick zu dem geworden, was sie heute waren. Marina nahm sich vor, Ginny danach zu fragen.
Doch vorerst hatte Lara das Kommando. Sie deutete auf Marina Held. »Schafft sie weg«, sagte sie.
»In den Keller?« fragte die blondhaarige Mona. Sie trug einen engen Jeansanzug, der wie ein Etui ihre prallen Körperformen umschloß.
»Ja.«
Mona packte Marina am Arm und zog sie vom Stuhl hoch, auf dem sie gesessen hatte. »Komm mit«, sagte sie, »und mach keinen Ärger, sonst geht es dir schlecht.«
Mona und Marina gingen hinter dem Tresen entlang und verschwanden durch den Vorhangspalt.
Lara und Ginny blieben zurück.
In der Bar brannten nur wenige Lampen. Sie gaben rotes Licht, das sich kegelförmig vom Zentrum der Lampen ausbreitete. Die Luft roch süßlich. Sie war mit Parfüm geschwängert.
Lara blickte auf die Uhr. In einer Stunde wurde das Lokal geöffnet. Es war Freitag, und an diesem Tag erwarteten sie zahlreiche Gäste. Die Leute würden sich wundern. Die nächste Nacht sollte zu einem einzigartigen Vampirfest werden, das hatte sich Lara fest vorgenommen.
»Hilf mir«, sagte sie zu Ginny.
Die beiden Frauen traten an die als Sitzgelegenheit dienenden Särge. Gemeinsam hoben sie die Deckel hoch.
Steif und unbewegt lagen die beiden männlichen Vampire in ihren Totenkisten. Sie hielten die Augen geschlossen, die Hände lagen auf der Brust zusammen. Ihren Mund hatten die beiden Untoten geöffnet, so daß die Zahnspitzen die Unterlippe berührten.
Lara rieb sich die Hände. »Noch habt ihr Ruhe«, flüsterte sie, »aber bald, bald werdet auch ihr eure Opfer bekommen…«
***
John Sinclair hatte die Bar gefunden. Sie lag wirklich in der allermiesesten Gegend. Das war kein Nachtclubzentrum, sondern eher ein Nachtjackenviertel.
In den schmalen Straßen und Gassen lungerten die verwegensten Gestalten herum. Auf den Gehsteigen stöckelten abgetakelte Huren und blieben hin und wieder erwartungsvoll vor obskuren Kneipen stehen. Durch dick aufgetragene Schminke wirkten die Gesichter wie starre Masken.
Die Liebesdamen hatten sich diesen Aufenthaltsort vermutlich auch wegen der spärlichen Straßenbeleuchtung ausgesucht. So wurden manche Freier über das Alter der Anbieterinnen getäuscht.
Es würde eine heiße Nacht werden, dachte John Sinclair. Und zwar im doppelten Sinne. Zum einen war die Temperatur kaum gesunken, zum anderen war Freitag, und da saßen so manche Lohntüte und auch manches Messer locker.
John hatte versucht, sich dem allgemeinen Bild anzupassen. Ein Maskenbildner hatte ihn verändert.
Haarschopf und Augenbrauen schimmerten rötlich. Durch Paraffinspritzen hatte sein Gesicht die Rundung eines Vollmonds angenommen, und der rotblonde Knebelbart stammte ebenfalls aus der yardeigenen Perückenwerkstatt.
John hoffte, in dieser Maskerade
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