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0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

0002 - Das Dorf der versteinerten Monster

Titel: 0002 - Das Dorf der versteinerten Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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der Zeit lang und schmal geworden. Die Wangen waren leicht eingesunken, und der Mund bildete eine gerade Linie. Sein dunkles kurzgeschnittenes Haar war grob wie eine alte Sofafüllung. »Wie geht es deinem Stiefvater?« fragte er nun.
    Gayle schreckte aus ihren Gedanken hoch. »Wie?«
    »Ich fragte wie es deinem Stiefvater geht.«
    »Ach, Melvin…«
    »Ja. Melvin Filchock. Wie geht es ihm?«
    Gayle senkte den Blick. »Wir hatten wieder einmal einen heftigen Streit. Allmählich habe ich das Gefühl, er will mich aus seinem Haus ekeln.« Jerry Westbrook lachte. Es sollte unbekümmert klingen, aber eine große Sorge schwang kräftig darin mit.
    »Unsinn, Gayle. Das bildest du dir bloß ein. Er ist wahrscheinlich überarbeitet. Du mußt das verstehen. Ein Mann wie er hat viel zu tun.«
    Gayle schaute Jerry mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Eine steile dunkle Falte kerbte sich über ihrer Nasenwurzel in die Stirn. »Seit er von dieser Expedition zurückgekehrt ist, ist er wie ausgewechselt.«
    »Du mußt Geduld mit ihm haben, Gayle. Er meint es sicher nicht böse mit dir. Immerhin hat er dich nach dem tragischen Autounfall deiner Eltern sofort in sein Haus aufgenommen, hat dir das Studium der Rechtswissenschaften ermöglicht, hat dich stets mit schönen Kleidern verwöhnt und dir jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Bestimmt war die lange Reise zuviel für ihn. Außerdem hat er nun aufzuarbeiten und auszuwerten, was er von dieser Expedition mit nach Hause gebracht hat.«
    Gayles Mund wurde zu einer schmalen Linie. Sie strich eine blonde Strähne aus der Stirn. »Ich werde bis zur Promotion warten«, sagte sie ernst. »Wenn er sich bis dahin immer noch nicht geändert hat, suche ich mir irgendwo ein Zimmer.«
    »Du könntest bei mir…«, sagte Jerry verlegen. »Ich meine, ich habe dir dieses Angebot schon mehrmals gemacht, aber du willst ja zuerst deinen Doktorhut haben.«
    »Natürlich. Sonst wäre doch das ganze Studium umsonst gewesen«, sagte das Mädchen lachend. Sie blickte kurz auf ihre Armbanduhr. Dann küßte sie Jerry schnell auf den Mund und erhob sich. »Ich muß jetzt leider gehen.«
    »Denk an mein Angebot«, sagte er lächelnd und blinzelte schelmisch.
    »Mal sehen«, erwiderte Gayle Maud. »Vielleicht komme ich früher darauf zurück, als dir lieb ist.«
    ***
    Charles Vareck, der tote Vetter, das schwarze Schaf der Familie, steuerte den brüllenden Lkw direkt auf Zamorra zu. Fünf Meter fehlten noch bis zur Katastrophe, die unausbleiblich schien. Vier Meter. Drei. Zwei. Da spannte Zamorra, aufgepeitscht von seinem angeborenen Selbsterhaltungstrieb, die Muskeln. Im selben Moment schnellte er zur Seite. Er krümmte den Rücken und überschlug sich.
    Haarscharf brüllte der mächtige Lastwagen an ihm vorbei. Das Luftpolster, den daß Fahrzeug vor sich her und zur Seite drückte, nahm Zamorra den Atem.
    Der gelenkige Professor rollte mit der ihm eigenen Reaktionsschnelle ab und sofort wieder auf die Beine. Gleichzeitig schraubte er sich herum. Wie eine riesige graue Wand fegte der Lkw an ihm vorbei. Instinktiv handelte Zamorra. Er warf sich nach vorn, streckte die Arme weit aus, seine Finger waren bereit, zuzuschnappen, sobald sie Halt fanden. Die Finger erwischten die hintere Ladeklappe des Lastwagens. Hart faßten sie zu. Wie Metallklammern umschlossen sie die Klappe und ließen sie nicht mehr los. Dadurch wurde Zamorra von dem mit unverminderter Geschwindigkeit weiterrasenden Lkw mit einem gewaltigen Ruck mitgerissen.
    Er wollte mitrennen, doch der Wagen war zu schnell. Seine Füße schleiften über den Straßenbelag, pendelten hin und her. Seine Knöchel wurden aufgerissen. Er versuchte mit zusammengepreßten Zähnen einen kraftvollen Klimmzug. Der erste Versuch mißlang. Wie einen schweren Sack schleifte ihn der Wagen hinten nach.
    Zamorra nahm alle seine Kräfte zusammen. Er mobilisierte sie im richtigen Augenblick. Und diesmal schaffte er es. Mit einem wilden Schwung zerrte sich Zamorra über die Kante der Ladeklappe und ließ sich atemlos und schwer keuchend in den Laderaum fallen. Dort verschnaufte er erst mal wenige Sekunden.
    Nun kam ihm erst in vollem Umfang zum Bewußtsein, wie knapp er dem Tod entgangen war. Wenn er nicht so ungemein schnell reagiert hätte, hätten ihn die großen, schweren Reifen unweigerlich zermalmt.
    Der Lkw raste aus dem Dorf, als wäre der Fahrer auf der Flucht! Der Fahrer! Zamorra schauderte bei dem Gedanken. Am Steuer dieses rasenden Fahrzeugs saß ein Toter!

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