0003 - Achterbahn ins Jenseits
Bürgermeister wandte sich ab. Er ging zu seinem Moped. »Sagen sie hinterher nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt«, meinte er, als er sich auf das Fahrzeug schwang.
»Ach, gehen Sie doch zum Teufel«, rief McAllister. »Erst kassieren und dann den Hintern zukneifen, das sind die richtigen.«
Die letzten Worte hörte der Bürgermeister schon nicht mehr. Er war bereits davongefahren.
Wütend steckte sich McAllister seine Pfeife an. Dann tauchte er wieder in seinen Wagen, um zu telefonieren.
Er erreichte den Juniorchef noch in dessen Büro. »Ich wollte gerade gehen«, sagte Stone, »da haben Sie Glück gehabt, McAllister.«
Der Bauleiter berichtete, was ihm der Bürgermeister erzählt hatte. Er hörte Stones wütendes Schnauben. »Lassen Sie sich nur nicht ins Bockshorn jagen, McAllister. Machen Sie weiter. Ohne Rücksicht auf Verluste.«
Vince McAllister lachte. »Dazu kennen Sie mich eigentlich gut genug. Ich rufe Sie dann gegen achtzehn Uhr noch einmal an.«
»Okay«, sagte Stone.
Vince McAllister stieg wieder aus seinem Wagen. Die Planierarbeiten waren inzwischen zügig fortgeschritten. Die meisten Grabsteine lagen schon flach auf dem Boden. Kleinere Erdhügel wurden abgetragen. Die Raupenschlepper kippten den Dreck und Lehm auf die bereitstehenden Lastwagen.
Soeben trafen auch die Arbeiter ein, die die Reste der Mauer einreißen sollten. Es waren vier Männer, und sie kamen in einem kleinen Bus. McAllister lief sofort auf den Wagen zu. Hastig riß er die Tür auf. »Hat auch lange genug gedauert«, meckerte er. »Los, macht euch sofort an die Arbeit.«
Preßluftbohrer wurden abgeladen, und schon bald war die Luft von den knatternden Geräuschen erfüllt.
Die Zeit verging. Vince McAllister hatte viel zu tun. Mit Argusaugen überwachte er die Arbeiten, mischte sich mal hier und dort ein und putzte auch seinen Vorarbeiter herunter.
Dann war Mittagspause. Dreißig Minuten lang lag Ruhe über der Baustelle. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Es war heiß geworden. Die nackten Oberkörper der Arbeiter glänzten vor Schweiß. Auch Vince McAllister zog seinen Mantel aus. Der Lehm auf dem Anzug war längst getrocknet. Mit einer Bürste rieb er den Staub ab.
Am Nachmittag wurde wieder hektisch weitergeschuftet. McAllister hatte Überstunden herausholen können, und die Arbeiter taten ihr Bestes.
Einmal kam der Juniorchef vorbei, überzeugte sich, daß alles lief, und verschwand wieder mit seinem nagelneuen flaschengrünen Jaguar. Auf dem Beifahrersitz sah McAllister das blonde Haar eines Girls leuchten.
Langsam brach die Dämmerung herein. Es wurde Abend.
Und mit der Dunkelheit kam das Entsetzen…
***
Es begann mit einem markerschütternden Schrei. Einer der Raupenschlepperfahrer hatte ihn ausgestoßen. Urplötzlich kippte die schwere Maschine zur Seite hin weg. Vor den entsetzten Augen des Fahrers begann sich der Boden aufzutun. Der Lehm sackte nach unten weg, immer tiefer, als würde ein ungeheurer Sog die Erdmassen ins Erdinnere ziehen.
Schwer fiel der Raupenschlepper auf die Seite. Der Fahrer wollte abspringen; er schaffte es nicht mehr. Er rutschte in seiner Führerkabine aus, verlor den Halt und prallte mit dem Kopf gegen einen Steuerhebel. Er schrie. Blut rann ihm von der Stirn her in die Augen. Trotz der gräßlichen Schmerzen wollte er sich erheben, sich hochziehen.
Da sah er vor sich die Erdmassen. Haushoch schienen sie sich aufzutürmen.
Ein letzter gellender Schrei – und die Erde hatte Maschine und Mensch verschlungen.
Die anderen Arbeiter konnten gar nicht so schnell reagieren. Sie sahen, wie der schwere Raupenschlepper in dem riesigen Loch verschwand, verließen ebenfalls ihre Maschinen und wollten dem Kollegen zu Hilfe eilen.
Sie kamen zu spät.
Soeben schloß sich die Erde über dem Unglücklichen.
Das Grauen stand auf den Gesichtern der Männer wie festgenagelt.
»Dieser Friedhof«, flüsterte einer, dessen Heimat das schottische Hochland war, »er ist verflucht. Die Geister der Sterbenden gehen um und nehmen Rache.«
»Quatsch, Geister!« Das war McAllisters Stimme. Der bullige Bauleiter drängte sich vor. »Für so etwas gibt es eine ganz normale Erklärung. Das ist eine geologische Veränderung der Erdformation. Durch unsere Arbeiten ist der Boden nachgesackt. Deshalb ist dieses Unglück passiert. Das ist genau wie bei den frischen Gräbern. Da gibt das Erdreich später auch noch nach.«
»Nein«, sagte der Mann aus dem Hochland. »Hier sind dämonische
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