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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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sich die Stimme wieder, »diese Onzas sind keine Geister, sondern höchst reale Großkatzen mit beachtlichem Appetit. Wenn Sie nicht aufgeben, Mr. G-man, so bleibt Ihnen nur die Wahl, entweder von den Jaguaren gefressen oder von den Pfeilen der Alacientes vergiftet zu werden.«
    Ich erkannte, daß ich in der Falle saß. Wenn ich mich mit den Indios herumschoß, fielen mir die Panther in den Nacken. Wenn es eine Ausbruchschance gab, dann nur mitten durch die Jaguare hindurch. Der Stein an der Öffnung der zweiten Mauer schien nur lose angelehnt zu sein, offenbar, um ein Entweichen der Tiere in das Trümmerfeld zu verhindern. Wahrscheinlich würde ich ihn Umstürzen können. Ich entschloß mich.
    In diesem Augenblick erspähte mich der erste Jaguar, ein großes, schwarzes Tier. Er drehte mir seinen Kopf zu und sah mich aus seinen hellen, eigentlich schönen Augen an. Dann duckte er sich, verwandelte sich gewissermaßen in eine breite, dunkle Schlange und schob sich aufmurrend flach auf dem Bauch näher an mich heran. Kein Zweifel, daß er den richtigen Platz suchte, um mich anzuspringen.
    Ich nahm das Gewehr hoch, zielte auf seinen schweren Kopf und schoß, gerade als sein langer Schweif als Angriffszeichen senkrecht und scharf in die Höhe peitschte. Er bekam die Kugel genau. Sie warf ihn auf den Rücken. Seine Pranken schlugen zuckend um sich, und aus seiner Kehle brach jenes gräßliche Kreischen, das ich schon in der vergangenen Nacht gehört hatte.
    Deutlicher als durch diesen Schuß konnte ich die anderen Katzen einfach nicht auf mich aufmerksam machen. Alle fünf drehten die Köpfe, und alle fünf schlängelten sich Sekunden später an mich heran.
    Ich bin kein Großwildjäger, aber so viel verstand ich davon, daß es keine Chance gibt, fünf gleichzeitig angreifende Großkatzen abzuschießen, bevor eine von ihnen einem Mann die Tatzen in den Körper und die Zähne in die Kehle schlagen konnte. Selbst wenn ich drei, sogar vier erledigte, ich war kein Tarzan, um den fünften Biest dann das Kreuz im Nahkampf zu brechen.
    »G-man«, sagte die überlaute Stimme, »Sie haben höchstens noch zwei Minuten.«
    Fast unwillkürlich zog ich mich rückwärtsgehend aus der Toreinfahrt zurück vor den anschleichenden Katern. Ein schneller Blick über die Schulter vergewisserte mich, daß die Alacientes noch auf der Mitte der Treppe verharrten, und daß ich ihnen meinen Rücken jetzt schutzlos preisgab. Dann tauchten drei Jaguarköpfe gleichzeitig im Torbogen auf und zwangen mich weiter zurück. Ich stolperte gegen die unterste Stufe der Treppe. Okay, jetzt wurde ich fertiggemacht. Ich hatte nur noch die Wahl, wem ich meine letzten Kugeln senden sollte, den Indianern oder den Großkatzen.
    »Werfen Sie die Waffen fort, und kommen Sie die Treppe hinauf!« befahl die Stimme.
    »Ich werde den Teufel tun!« brüllte ich wütend zurück. Ich sah, daß eines der Biester zum Sprunge ansetzte, und ich schickte ihm eine Kugel, die ihm genau in den offenen Rachen ging. Ich sah noch, wie einer der langen Eckzähne zersplitterte, dann schlug von hinten eine Welle nackter Leiber über mir zusammen. Ich wurde zu Boden gerissen.
    Verrückt, das zu sagen, aber ich empfand das so: Das war jetzt endlich so etwas wie eine ehrliche Sache, sofern man es als ehrlich gelten lassen will, wenn sechs oder sieben Männer über einen herfallen. Mehr konnten es nicht sein, denn einige von den Indianern mußten sich schließlich mit den Katzen beschäftigen.
    Ich lag unten, aber ich wendete hier in der »grünen Hölle« am Amazonas, einige tausend Meilen von New York entfernt, alles an, was ich je beim FBI gelernt hatte, und ich wendete es gut an. Wahrscheinlich haben die Indios nie gelernt, was ein Haken, ein Uppercut, ein Gerader, ein Schwinger und was der Dinge mehr sind, aber sie bekamen es zu spüren. Ich brachte es ihnen so gründlich bei, daß ich langsam wieder an die Luft gelängte, und es sah ganz so aus, als würde ich mit ihnen fertig. Dann kam einer von den Burschen auf die unglückliche Idee, seinen Speer auf meinem Schädel zu zerschlagen, und der Schaft dieses Speeres war aus einem verteufelt harten Holz gemacht, hart genug, jedenfalls, um mich vorübergehend aus der Welt zu wischen.
    Als ich wieder aufwachte, lag ich, an Händen und Füßen gefesselt, auf dem Steinboden des Tempelbaues. Im Kreise um mich herum standen Indios und hielten ihre Stechwerkzeuge drohend auf mich gerichtet. Es gelang mir, mich aus der Hüfte heraus aufzusetzen.

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