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0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Gern hätte ich mir den brummenden Schädel gerieben, aber das ging leider nicht.
    Der Kreis der Indios schob sich vor mir auseinander. Eine kaum mittelgroße, sehr magere Gestalt in einem phantastischen Aufzug, einem weiten Kaftan, der in allen Farben schillerte, trat in mein Blickfeld. Ohne Zweifel war es ein Mensch, aber an der Stelle, wo im allgemeinen der Kopf zu sitzen pflegt, starrte mich die übliche greuliche Jaguarfratze an. Der Mann sah genauso aus wie das Gespenst, das zweimal auf der Treppe herumgeturnt war, nur daß er einen wirklichen Eindruck machte. Gut, dachte ich, das ist also der Herr Stammeszauberer. Er wird jetzt ein wenig um dich herumspringen, wird beschwörende Gesten machen, und dann werden sie dich auf irgendeine Weise ihren abscheulichen Göttern opfern.
    Der Bursche stellte sich nahe vor mich hin, verneigte sich leicht und sagte in fließendem Englisch:
    »Erfreut, Sie begrüßen zu können, Mr. G-man, aber es war unnötig, uns so viel Mühe zu machen.«
    Es war die gleiche Stimme, die vor wenigen Minuten noch über den Platz gedröhnt hatte. Nur klang sie jetzt leise und völlig normal.
    ***
    Auf einen Wink des Vermummten schnitten mir zwei Indios die Fesseln an Armen und Füßen durch und halfen mir auf die Beine. Der Herr Zauberer ging voran, und die Alacientes, mit meiner Wenigkeit in der Mitte, folgten.
    Tja, jetzt sah ich den geheimen Eingang zum Tempelbau. Acht Quadern waren in einem Rahmen zusammengefaßt, der auf einer Art Schiene ruhte. Ich drehte mich um, als wir das Loch passiert hatten. Zwei Indianer schoben den Rahmen mit den Steinen in die Öffnung zurück und verkeilten ihn. Er paßte so genau, daß nicht einmal ein Lichtschimmer durchdrang.
    Sie führten mich einen engen, völlig dunklen Gang hinunter.
    Ich überlegte, daß er gewissermaßen in der Mauer und dann unter der Treppe durchführen mußte. Schließlich machte er eine scharfe Wendung nach links, erweiterte sich, nachdem er sich für ein kurzes Stück verengt hatte, so daß wir hintereinander und gebückt gehen mußten.
    Vom Augenblick der Erweiterung an waren die Mauern nicht mehr aus gefügten Quadern, sondern aus Fels. Ich befand mich in einer natürlichen Höhle, und von dieser Stelle an brannte an der Decke und an den Wänden elektrisches Licht.
    Diese Höhle mochte fünfzig Yard lang sein. Ungefähr in der Mitte zweigte je ein Gang sowohl nach rechts wie auch nach links ab. Ich hörte aus dem linken Gang ein rhythmisches Stampfen, aber die elektrischen Birnen brannten zu trübe, um irgend etwas zu erkennen. An der Stirnwand der Höhle befand sich eine Holztür, vor der zwei kräftige Indios wie Schildwachen standen. Der Vermummte hielt vor dieser Tür, gab den Alacientes einen Befehl, und mir wurden wieder die Hände gefesselt. Dann öffnete der Jaguar köpf ige die Tür und machte eine einladende Handbewegung, während die Schildwachenindianer und auch meine Begleitmannschaft die Gesichter in den Armen verbargen.
    Ich folgte der Bewegung und trat über die Schwelle.
    Ich möchte fast sagen: Bitte, glauben Sie mir! Es klingt so unwahrscheinlich, was ich jetzt zu berichten habe. Ich trat in einem Raum, der ebensogut in New York, London, Paris hätte stehen können. Er stellte eine Mischung aus Wohn- und Arbeitszimmer dar. Der Fußboden war mit Teppichen belegt. An den Wänden befanden sich Bücherregale, Schränke, Geräte. Ein Schreibtisch und ein Sessel standen im Raum.
    »Sie gestatten«, sagte er, griff an seinen Kopf und nahm die Jaguarmaske ab. Ein scharfgeschnittenes Gesicht, glattes silbernes Haar, ein sarkastische' Mund und tiefliegende dunkle Augen kamen zum Vorschein.
    Er musterte mich spöttisch, während er an seinem seltsamen Gewand herumknöpfte. Dann schüttelte er die Arme und stieg aus.
    Er trug einen ganz normalen, blauen Straßenanzug, ein weißes Hemd und eine silberne Krawatte.
    »Scheußlich schwer, dieser Krempel«, sagte er und schob das Gewand mit dem Fuß zur Seite. »Aber warum setzen Sie sich nicht, Mr. G-man?«
    Ich plumpste in einen Sessel, lehnte mich zurück und lachte lauthals.
    Mein Gastgeber ging zu einem Schrank und kam mit einer Flasche und einem Glas zurück.
    »Ich freue mich, Sie so heiter zu sehen«, bemerkte er. »Übrigens bin ich Dr. Marcel Rimbeau.«
    »Franzose?« fragte ich.
    »Nur dem Namen nach. Ich bin in Brasilien geboren, verlebte meine Kindheit in England und besitze die amerikanische Staatsbürgerschaft. — Darf ich auch um Ihren Namen bitten,

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