0004 - Ich entdeckte den Goldmacher

Titel: 0004 - Ich entdeckte den Goldmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann

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um Mitternacht«, antwortete er mit leisem Lachen.
    Schließlich schnitten sich die Leuchtzeiger auf der Armbanduhr. Es war Mitternacht. Wir drehten uns um und blickten zum Gebäude hinauf.
    »Na?« machte Phil leise und zweiflerisch.
    Da — es wölkte wie ein grünlicher Schimmer aus dem Bau. Einen Lidschlag später ragte die Erscheinung vor der Wand. Es war genau wie gestern.
    Ich berührte Phil am Arm und schob ihm mein Gewehr hinüber. »Wenn er jetzt herunterkommt, gehe ich ‘rauf«, flüsterte ich. Ich nahm den Revolver in die Hand und machte mich startbereit. Wie gestern stand die Erscheinung erst eine Weile. Jetzt bewegte sie sich und glitt die Treppen herunter.
    »Also«, knurrte ich, richtete mich auf und jagte hoch.
    Drei Stufen auf einmal nehmend hetzte ich die Treppe hoch, den Blick fest auf das »Ding« gerichtet, das mir weiter entgegenglitt, übermenschlich groß wurde. Ein Dutzend Stufen trennten uns noch. Ich sah den unwirklichen Tierkopf, die lang vorstehenden Zähne. Noch drei, noch zwei Sprünge. Jetzt war ich vor ihm, und ich warf mich ganz nach vorne, um dem Burschen hei unterzureißen, was er an Maske und Stoff auf sich gehängt hatte. Meine Fäuste schossen vor. Ich packte zu — und ich griff ins Leere.
    Es war, als stünde ich einen Augenblick lang im Licht. Von unten brüllte Phil; »Jerry!!!« Ich hörte seine Füße auf den Treppenstufen. Im gleichen Augenblick peitschte ein Schuß. Ich hörte die Kugel in der Nähe vorbeisingen und ließ mich hinfallen. Und trotz allem, trotz dieser wahrhaftig nicht angenehmen Situation, konnte ich ein triumphierendes Lachen nicht unterdrücken, denn diese Kugel war von oben gekommen, vom Tempelbau an dem Kopf der Treppe.
    Das Licht, in dem ich zu stehen glaubte, erlosch noch, bevor Phil mich erreichte. Dann war er bei mir, keuchend, und gab mir mein Gewehr.
    »Ich glaube, die Alacientes kommen«, hastete er hervor. »Ich hörte Geräusche jenseits der Mauer.«
    »Weiter hoch!« sagte ich. »Gespenster sind mir immer noch lieber als Indios mit Giftpfeilen.«
    Wir spurteten den letzten Rest der Treppe hoch. Ich hatte keine Hemmungen. Ich nahm die Taschenlampe in die eine, den Revolver in die andere Hand und drang in den Tempelbau ein.
    Es blieb rätselhaft, woher der Schuß gekommen war, es sei denn, er wäre aus dem Wipfel eines der Bäume abgefeuert worden, die selbst das Haus noch um ein weniges überragten. Sonst gab es keine Erklärung, denn die breiten sich nach oben verjüngenden Treppenstufen schlossen voll und ganz mit der Wand des Baues ab, und rechts und links stand der Urwald.
    Noch einmal machte ich mich an die Wände. Ich fand nichts. Ich setzte mich draußen zu Phil.
    »Wie war das eigentlich, als ich den ,Geist anging?« fragte ich.
    »Es sah aus, als würdest du in ihn hineinrennen. Sehr plötzlich war deine Gestalt wie erhellt, dann fiel der Schuß, und dann waren Geist und Helligkeit erloschen.«
    »Phil, ich bin froh, daß dieser Schuß fiel«, sagte ich. »Auch Gespenster wehren sich also mit modernen Mitteln, wenn ihr Spuk nicht verfängt.«
    »Okay, aber damit haben wir immer noch keine Erklärung, woher die Erscheinungen kommen, wohin sie gehen, und wie sie überhaupt entstehen.«
    Ich zuckte die Schultern. Im Grunde war mir die Erklärung für solche Fragen nicht einmal interessant. Ich wollte einen Fälscher von Goldmünzen finden, der sich hier aufhielt. Mit Geistererscheinungen in und um alte Tempel mochten 'sich die Spiritisten befassen.
    Phil zündete sich eine Zigarette an. Als er das Streichholz äusblies, blickte er angestrengt nach unten und sagte: »Wenn die Alacientes nicht leuchtende Augen haben, bahnt sich dort unten eine neue Erscheinung an.«
    Ich hatte es schon selbst gesehen. Dort, am Fuße der Treppe, wo wir in der vergangenen Nacht gelagert hatten, tauchten grünglühende Punkte auf, verschwanden, kreuzten sich, bewegten sich neben und auch gegeneinander. Es waren genau die gleichen Dinger, die wir in der ersten Nacht auf dem Trümmerfeld für Jaguaraugen gehalten hatten.
    »Jaguare oder Spuk?« fragte Phil leichthin.
    »Probieren wir es aus«, antwortete ich, zog mein Gewehr an die Schulter und feuerte. Sämtliche Punkte erloschen.
    »Echte Jaguare offenbar dieses Mal«, stellte Phil fest.
    Wir starrten in die Nacht. Sehr plötzlich waren zwei der glühenden Augen wieder da, dann noch zwei, schließlich wieder eine ganze Menge. Ich schoß noch einmal. Ein wilder, wütender Schrei, etwa wie ein heiseres