0004 - Ich entdeckte den Goldmacher
nachdem«
— er lächelte — »ich Ihren Beruf längst kenne.«
Ich tat ihm den Gefallen und fragte nach Phil.
»Es geht ihm den Umständen nach gut«, antwortete Dr. Rimbeau.
Er hielt mir das Glas an die Lippen, und ich zögerte nicht, es auszutrinken. Es enthielt guten englischen Whisky.
»Sind Sie der Mann, der die Goldmünzen macht?« fragte ich.
»Sehen Sie das nicht?« fragte er zurück und zeigte auf einen gelbschimmernden Barren, der auf dem Schreibtisch lag.
»Machen Sie auch Barrengold?« setzte ich meine Fragen fort.
»Neuerdings. Es hat lange gedauert, bis ich es heraus hatte. Die Herstellung von Barrengold ist wesentlich schwieriger als von Münzen. Sonst hätte ich gleich mit Barren angefangen. Es bringt mehr.«
Ich lehnte mich zurück und grinste: »Dann ist es gut, daß wir Sie gefaßt haben, Doc. Mit falschem Barrengold könnten Sie fast alle Währungen der Welt erschüttern.«
»Darf ich Sie auf einen kleinen Irrtum aufmerksam machen?« sagte er höflich. »Ich habe Sie gefaßt, nicht Sie mich.«
»Ach, das hat keine Bedeutung«, machte ich leichthin. »Einer von uns befindet sich bereits auf dem Wege, um die Behörden zu alarmieren.«
»Falls Sie die Gruppe meinen, die sich gestern auf den Weg zu den Booten gemacht hat, so' muß ich Sie enttäuschen. Meine Alacientes töteten sie samt und sonders.«
Zugegeben, mit diesem schlichten Satz traf er mich schwer. Ich probierte an meiner Fesselung, herum, aber die Indios hatten mich gut verschnürt.
»Wenn Sie wünschen, zeige ich Ihnen meinen Betrieb«, fuhr er fort, als habe er mir eben nicht mitgeteilt, daß auf seinen Befehl einige Leute von Indios bestialisch hingeschlachtet worden waren, sondern als habe es sich um das Ergebnis einer Golfpartie gehandelt.
Ich konnte mir kein rechtes Bild machen, von welcher Sorte dieser Mister Rimbeau war. Ich wußte bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal, ob er wirklich der Chef des Ganzen war.
»Kann ich meinen Freund sehen?« fragte ich.
»Selbtverständlich.« Er ging zum Schreibtisch, sagte ein paar Worte in einen Gegenstand, der wie ein Mikrofon aussah, und kam zurück.
»Einen anderen Bekannten werden Sie zu einem späteren Zeitpunkt sehen«, erklärte er. »Im Augenblick ist er nicht abkömmlich. Er arbeitet für mich.«
Es wurde dreimal gegen die Tür geklopft. Rimbeau öffnete. Phil, die Hände wie ich gebunden, stand auf der Schwelle, lachte mich an und trat ein.
»Schade, daß sie dich auch erwischt haben, Jerry«, sagte er. »Nun wird es schwierig werden, diesen Verrückten«
— er machte eine Kopfbewegung gegen Rimbeau — »dorthin zu bringen, wohin er gehört.«
»Schweigen Sie!« brüllte der Doktor auf. »Schweigen Sie, oder ich lasse Sie vor die Jaguare werfen!« Es war erstaunlich, wie seine sonst so sanfte Stimme in eine geradezu tollwütige Tonart umschlug. Ich sah ihn aufmerksam an. War er wirklich nicht ganz gescheit?
Rimbeau ging mit langen Schritten im Zimmer auf und ab. »Sie sind berechtigt, mich für verrückt zu halten«, sagte er heftig. »Ich bin ein guter Chemiker, ein ausgezeichneter Erfinder. Daß man mich seinerzeit vor zehn Jahren in New Orleans in eine Anstalt sperrte, war nur auf eine Intrige meiner neidischen Kollegen zurückzuführen. Man hat es ja auch eingesehen, und ich bin schließlich freigekommen, und es ist nur logisch, daß ich mich meiner Fähigkeiten bediene, um zu dem Reichtum zu gelangen, um den ich betrogen wurde.«
»Hören Sie, Doktor«, unterbrach ich seinen Monolog. »Wie haben Sie es fertiggebracht, mitten im Urwald diesen Laden aufzuziehen? Ich finde es bewundernswert. Sie haben sogar elektrisches Licht.«
Er lächelte voll Stolz, voll irrsinnigem Stolz.
»Es war sehr schwer«, sagte er in seinem gewöhnlichen Tonfall, aber jetzt war seine Stimme getränkt von Eitelkeit. »Ich kam vor vier Jahren hierher, eigentlich, um mich hier in ein Eremitendasein zu verkriechen. Die Alacientes unterwarf ich mir mit ein paar Tricks.« Er lachte. »Sie haben ja so etwas Ähnliches, wenn auch mit primitiveren Mitteln, versucht. Sie wissen, die Raketen. Ich fand die .verbotene Stadt, und ich entdeckte auch ihren unterirdischen Teil. In den Alacientes hatte sich seit Jahrhunderten die Sage des verschollenen Volkes erhalten, jene Sage vom ›Großen Jaguar‹, der hier einmal geherrscht hat. Ich wurde selbst der ›Große Jaguar‹, und ich wurde gleichzeitig der oberste Priester dieser Gottheit, denn, Sie verstehen, der ›Große Jaguar‹ selbst
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