0004 - Ich entdeckte den Goldmacher
sprach aus ihm der Alkohol, den er sich einverleibt hatte. Er war der Typ, der hemmungslos angab, wenn er aus seinem Milieu herauskam. In spätestens vierzehn Tagen würde er in Bewores wieder brav Mehl abwiegen.
Er merkte wohl, daß wir nicht sonderlich viel von ihm hielten, und das ärgerte ihn. Er zupfte mich am Ärmel.
»Glauben mir nicht, was? Aber ich werde es Ihnen beweisen, ich, George Cramer.«
Er griff in die Seitentasche seines Smokings und brachte ein zusammengeknülltes Stück Seidenpapier zum Vorschein. Mit einiger Mühe fingerte er es auseinander, breitete es auf seiner flachen Hand aus und hielt es mir unter die Nase.
Ich unterdrückte mühsam einen Pfiff. In Mister Cramers schlichter Bürgerhand lagen vier Goldstücke, zwei englische Sovereigns, zwei französische 20-Franc-Stücke.
»Wissen Sie, was die wert sind?« fragte er. »Runde zehn Dollar je Stück, und wissen Sie, zu welchem Kurs ich sie gekauft habe? Sieben Dollar. Drei Dollar Reinverdienst. Achttausend Dollar bringt mein Laden in Bewores. Dafür kaufe ich über elfhundert Goldstücke, die ich nach den Staaten bringe, wo ich elftausend Dollar dafür bekomme. Für die elftausend Dollar bekomme ich…« Er rechnete krampfhaft, aber er war nicht klar genug im Kopf, um es herauszubekommen.
Sie können sich denken, wie wach ich geworden war, als ich die Münzen in seiner Hand sah. Selbstverständlich konnte ich nicht wissen, ob es Münzen von der Sorte waren, wie wir sie suchten, aber der niedrige Preis sprach dafür. Ich mußte unbedingt erfahren, woher Cramer die Stücke hatte.
»In der Tat«, sagte ich, »das ist ein Geschäft, sogar ein verdammt gutes Geschäft. Mr. Cramer, Sie scheinen eine vorzügliche Nase zu haben.«
Er glänzte wie ein Sonnenaufgang.
»Habe ich, und das wissen alle meine Freunde. Schon damals, als die Bohnen teurer wurden, sagte ich…« Er folgte eine lange und äußerst uninteressante Geschichte über die Geschicklichkeit, mit der George Cramer kurz vor einer Preiserhöhung sich mit billigen Bohnenkonserven eingedeckt hatte, aber ich hörte dem Schwätzer zu, als erzählte er die interessanteste Story der Welt. Über einen weiten Umweg kam Mr. Cramer auf das Gold in seiner Hand zurück.
»Denken Sie nicht, ich ließe mich anschmieren, und man könnte mir poliertes Messing in die Hand drücken. Ein Juwelier untersuchte die Stücke, bevor ich einen Cent herausrückte, und ich bestimmte den Juwelier.«
»Beteiligen Sie uns an dem Geschäft«, sagte ich. »Ich habe eine Menge Dollar flüssig, und ich steige groß ein. Sie erhalten eine gute Provision, von der Sie gleich selbst Münzen kaufen können. Damit Sie sehen, wie ernst ich es meine, nehme ich Ihnen die Stücke in Ihrer Hand gleich für vierzig Dollar ab.«
Ich glaube, das war Mr. Cramers, des kleinen Ladenbesitzers aus Bewores, USA, größte Stunde. Er fühlte sich inmitten einer großen Finanztransaktion internationalen Formates. Wir zahlten, und dann tauschten wir unsere Adressen. George Cramer wohnte in einem Touristenhotel. Er war mit einer Reisegesellschaft nach Brasilien gekommen. Er versprach, uns morgen zu dem Mann zu bringen, der Goldstücke zu sieben Dollar liefern konnte.
Wir schickten die Stücke noch am gleichen Abend an das amerikanische Konsulat in Rio mit dem Stichwort ›Dollar‹. Wir wußten, daß Mr. High eine Benachrichtigung sämtlicher diplomatischen Vertretungen der Staaten in Brasilien veranlaßt hatte, Sendungen mit dem Stichwort ›Dollar‹ sofort an das FBI-Hauptquartier New York als unkontrollierte Kurierpost weiterzuleiten. So würden die Münzen in spätestens achtundvierzig Stunden in den Händen von Professor Stilman zur Untersuchung sein.
»Das ist doch Unsinn«, sagte Phil, während wir durch die Nacht bummelten, um den Umschlag mit den Goldstücken in den Briefkasten des Konsulates zu werfen. »Vier Stück zu sieben Dollar gleich achtundzwanzig Dollar. Das ist doch kein Geschäft.«
»Das ist das beste Geschäft«, antwortete ich. »Du weißt, wie Touristen sind. Sie wollen die günstige Gelegenheit wahrnehmen. Warum sonst schmuggelten sie Kaffee halbpfundweise? Ich wette, die Burschen, die diese falschen Dinger hersteilen, haben eine Organisation von Straßenhändlern aufgezogen, die mit verschämtem Flüstern das Zeug den Touristen anbieten. Die Touristen glauben an die ,gute Gelegenheit'. George Cramer ist der beste Beweis. Sie kaufen, und für die Verteiler ist das Risiko gering. Wenn sie versuchten, die
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