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0006 - In den Klauen der Mumie

0006 - In den Klauen der Mumie

Titel: 0006 - In den Klauen der Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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sie überhaupt gekommen war und wollte sie nicht mit irgendwelchen plumpen Vertraulichkeiten wieder vertreiben.
    Sie tranken.
    Rush goß den Whisky mit viel Schwung in die Kehle.
    »Verdammt gut, das Zeug«, sagte er. »Je mehr man davon trinkt, desto mehr möchte man davon noch haben. Es nimmt die Angst und macht scheinbar stark.«
    Nicole blickte in ihr Glas. Sie überlegte, ob sie den Magier bitten sollte, von seiner Jugend zu erzählen. Möglicherweise konnte sie dann das Gespräch auf seinen Bruder Henry bringen.
    Noch nicht, dachte sie dann. Lieber jetzt noch nicht. Warte, bis er einige Gläser mehr getrunken hat.
    Sie schaute den Magier prüfend an. Hatte er seinen Bruder mit siebzehn Messerstichen umgebracht?
    »Warum reisen Sie nicht ab, Mr. Rush?« fragte Zamorras Sekretärin.
    Der Magier zuckte die Schultern.
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht wäre es das Vernünftigste, zu verschwinden. Gedacht habe ich bereits daran. Aber ich bin bis jetzt geblieben. Vielleicht möchte ich den letzten Akt dieses Dramas in unmittelbarer Nähe miterleben. Ich will sozusagen dabeisein, wenn die Mumie endlich vernichtet wird. Irgendwann muß es schließlich dazu kommen. Der Kerl kann ja nicht ewig ungehindert überall herumspazieren… Außerdem… Jetzt darf ich nicht mehr abreisen.«
    »Wieso nicht?«
    »Die Bullen haben mir das nahegelegt.« Er senkte den Blick. »Ich werde mich zu verantworten haben, wenn das alles vorüber ist.« Er seufzte gequält. »Ach, wenn es nur schon vorüber wäre. Diese ständige Spannung bringt mich langsam um.«
    Nicole nippte an ihrem Drink.
    Rush bot ihr eine Zigarette an. Sie rauchten beide schweigend.
    Schließlich fragte Zamorras Sekretärin: »Ich möchte mit Ihnen über die Mumie sprechen, Mr. Rush. Haben Sie etwas dagegen?«
    Der Magier erschrak zuerst. Er leerte sein Glas. Sein Blick mied den des Mädchens. Er schaute unruhig zum Fenster, schien kurz zu überlegen, schüttelte dann nervös den Kopf und sagte: »Nein, nein. Natürlich habe ich nichts dagegen. Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich mit jemandem über dieses verrückte Biest rede.«
    Nicole blies den Zigarettenrauch zur Decke.
    »Ich erinnere mich an Ihre Worte, Mr. Rush. Sie sagten, Sie wollten die Mumie zuerst nicht kaufen…«
    »Das stimmt, Miß Duval. Ich wollte sie wirklich nicht haben.«
    »Aber dann fiel Ihnen ein, daß Sie zu Hause irgendwo ein steinaltes Buch aufbewahrten, in dem alte Zeremonien geschildert waren. Zaubersprüche, mit denen man angeblich Tote zum Leben erwecken konnte.«
    »Ganz recht, Miß Duval«, sagte der Magier und goß das nächste Glas voll.
    »Für jedes Pro muß es doch auch ein Kontra geben, Mr. Rush«, sagte Nicole.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine, wenn es einen Spruch gab, mit dem man den Toten ins Leben zurückrufen konnte, mußte es doch auch einen Spruch geben, der ihn dahin wieder zurückschickte, wenn man ihn nicht mehr haben wollte.«
    Rush trank und rauchte nervös.
    »Vielleicht gibt es solch einen Spruch, Miß Duval. Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie nie daran gedacht, die Mumie wieder abtreten zu lassen?«
    Rush schüttelte den Kopf.
    »Nein. Daran habe ich nie gedacht. Ich war nur darauf erpicht, den Kerl zum Leben zu erwecken. Und ich war grenzenlos begeistert, als mir das endlich geglückt war.«
    »Aber Sie konnten zu diesem Zeitpunkt doch noch nicht wissen, ob Ihnen die Mumie später gehorchen würde. Warum haben Sie sich nicht abgesichert?«
    »Ich dachte, das wäre nicht nötig. Es war ein Fehler. Heute weiß ich das. Aber nun kann man nichts mehr machen.«
    »Wo ist das Buch, Mr. Rush?«
    »Welches Buch?«
    »Das, in dem die alten Zauberformeln stehen.«
    »Verschwunden.«
    »Verschwunden?« fragte Nicole ungläubig.
    »Nun ja, vielleicht ist verschwunden der falsche Ausdruck. Die Mumie hat das Buch eines Tages ins Feuer geworfen. Als ich das merkte, war nichts mehr zu machen.«
    »Sie waren sehr leichtsinnig, Mr. Rush.«
    Der Magier seufzte.
    »Wem sagen Sie das. Aber ich konnte doch damals nicht wissen, wie sich die Sache entwickeln würde. Heute wäre ich selbstverständlich froh, wenn ich einen Spruch wüßte, der diese verfluchte Bestie vernichten könnte. Dann würde ich bestimmt nicht soviel trinken, das können Sie mir glauben, Miß Duval.«
    Der Magier erhob sich und ging mit unsicheren Schritten zum Fenster. Er machte es auf.
    Nicole stieß die fertig gerauchte Zigarette in den Ascher.
    Richard Rush stöhnte leise.
    »Was ist mit Ihnen?«

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