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0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

0007 - Die Nacht der mordenden Leichen

Titel: 0007 - Die Nacht der mordenden Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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trotzdem. Nehmen wir einmal an, ein Verrückter würde dieses Märchen nachvollziehen wollen. Es gibt ja so etwas. Sicher haben Sie schon davon gehört, daß Morde nach literarischer Vorlage begangen wurden, daß sich Leute fanden, die Morde auf dem Papier in die Tat umsetzten. Und warum soll einer nicht einmal für die grausame Neuauflage einer alten Sage sorgen?«
    Mallyrand war nachdenklich geworden.
    »Es ist etwas dran an dem, was Sie sagen«, murmelte er. »Ich werde der Geschichte nachgehen. Ich erinnere mich schwach, daß es neben diesem Kindermärchen von der ›Schwarzen Frau‹ auch noch eine andere Geschichte gibt. Eine mit realem Hintergrund. Sie handelt von der Braut des Satans oder so ähnlich…«
    ***
    »Chef! Warum haben Sie mich nicht geweckt?«
    Nicoles Stimme klang vorwurfsvoll. Ihre Augen funkelten. Sie hatte sonderbare Augen. Die Iris war ganz leicht gesprenkelt, und die Punkte konnten die Farben je nach Temperamentslage wechseln.
    Jetzt leuchteten sie grün. Professor Zamorra schloß daraus, daß seine Sekretärin leicht verstimmt war.
    »Wenn Sie mich schon in diesem tristen Dorf festnageln, dann sollten Sie auch darum bemüht sein, daß ich mich nicht langweile.«
    Zamorra lächelte amüsiert. »Wie konnte ich ahnen, daß Sie sich im Bett langweilen würden?«
    Sein Lächeln wurde süffisant.
    »Ach, Sie!« schmollte Nicole. »Sie wissen genau, wie ich das meinte.«
    »Natürlich. Sie wollten mir klarmachen, daß Sie sensationslüstern sind und mir jetzt nachtragen, daß ich diese Sensationslust nicht befriedigt habe.«
    »Damnation«, entfuhr es ihr. Sie sagte das in Englisch und ungeheuer reizend.
    Es entfuhr ihr immer dann, wenn sie nicht mehr weiter wußte.
    »Nun nehmen Sie mir das nicht übel«, meinte Professor Zamorra beruhigend. »Es wäre wirklich kein schöner Anblick gewesen. Ich bin froh, daß er Ihnen erspart geblieben ist.«
    Nicole Duval war schon wieder halb versöhnt. Ihre Stimmungen wechselten wie das Wetter im April.
    »Nun gut«, fand sie sich mit den Tatsachen ab. »Sie waren also dort, und wir können weiterfahren. Wenn wir keine größeren Pausen machen, schaffen wir es heute noch bis Nizza.«
    »Beinahe hätte ich es vergessen. Sie brauchen Ihren Koffer noch nicht wieder zu packen. Wir bleiben.«
    Nicole Duval war eben im Begriff gewesen, die erste Treppe der schmalen Stiege hinunterzugehen. Sie stockte in der Bewegung und drehte sich um. Ihre Sprenkel in den Augen funkelten purpurn. Nicole war wütend. Gerade so wütend, wie sie es in der Gegenwart ihres Brötchengebers sein durfte.
    »Ich habe es geahnt«, meinte sie. »Sie sind wieder über ihre geliebten Dämonen gestolpert.«
    Nicole Duval weigerte sich beharrlich, Fakten anzuerkennen, wenn sie nicht in ihr Weltbild paßten. Und Geister und Dämonen hatten darin keinen Platz. Genug, daß sich ihr Chef damit beschäftigte. Eine gewisse Faszination konnte sie dabei der Arbeit Zamorras nicht absprechen, und gerade das steigerte ihre Aversion. Sie mochte sich nicht eingestehen, daß eventuell doch etwas am Forschungsgebiet ihres Chefs sein könnte. Etwas, das sie nicht begriff, weil sie es nicht begreifen wollte. Oft opponierte sie deshalb gegen ihre innere Überzeugung.
    Professor Zamorra antwortete nicht. Er kannte seine Sekretärin zu gut.
    »Ich habe in diesem Dorf ein vorzügliches Restaurant gefunden«, sagte er. »Es liegt am Ortsausgang. Wir werden noch einen Gast haben. Inspektor Mallyrand aus Valence. Ich habe Lammkoteletts à la Ardèche Drôme bestellt. Zarte Lendenstücke in Estragonessig mariniert, mit Zitronensaft beträufelt und mit Dörrfleischscheiben gespickt. Dazu Oliven und Püree aus weißen Bohnen. Dann noch…«
    »Tausend Kalorien«, unterbrach Nicole Duval. »Sie haben jetzt schon tausend Kalorien aufgezählt. Nicht genug damit, daß Sie mich hier festhalten. Jetzt haben Sie auch noch ein Attentat auf meine Figur vor! Gespickte Lammkoteletts – herrlich!«
    Zumindest eines hatten Professor Zamorra und seine Sekretärin gemeinsam. Sie liebten beide kultivierten Genuß.
    Nicole vergaß bei derartigen Gelegenheiten zwar nie, sich maßlos über die Zahl der Kalorien zu erregen, doch es ging ihr dann immer wie einem Preisboxer, der seinen ersten K.o.-Schlag kassiert: Sie wurde schwach.
    Zamorra ließ das Auto stehen. Er wollte die Strecke zu Fuß gehen.
    Lamastre war eine uralte Ansiedlung. Die Häuser, die sich wie weiße Schatten an die mit Sträuchern bewachsenen Hänge duckten, waren aus

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