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0008 - Der Werwolf

0008 - Der Werwolf

Titel: 0008 - Der Werwolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F. Morland
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Prewitt, der Witwe von Melvin Prewitt, dem ersten Opfer des Mörders. Für Sie steht ein ausgedehnter Einkaufsbummel auf dem Programm. Einverstanden?«
    »Und wie!« rief Zamorras Sekretärin erfreut aus.
    Sie verließen den Speisesaal.
    Eine halbe Stunde später war Professor Zamorra auf dem Weg zu jenem Haus, in dem das Ehepaar Prewitt wohnte.
    ***
    Das Haus war klein und stand in einem gepflegten Garten. Zwei Trauerweiden standen links und rechts vom Eingang und spendeten düstere Schatten. Als Professor Zamorra aus dem Taxi stieg, überzog sich der Himmel mit grauen Wolken, und gleich darauf fielen die ersten Tropfen.
    Schnell lief der Professor über die Straße. Mit zwischen die Schultern geklemmten Kopf erreichte er den überdachten Eingang.
    Er preßte den Daumen auf den goldenen Klingelknopf. Drinnen schlug eine helle Glocke an.
    Träge Schritte näherten sich der Tür. Das Guckloch wurde geöffnet.
    Ein Auge mit getuschten Wimpern erschien in der Öffnung.
    »Sie wünschen?« kam eine gedämpfte Frauenstimme durch die Tür.
    »Ich möchte mit Mrs. Prewitt sprechen. Mein Name ist Professor Zamorra.«
    Das Guckloch schloß sich.
    Eine Vorhängekette rasselte. Ein Schlüssel wurde herumgedreht.
    Dann öffnete sich die Tür. Sie knarrte leise und hätte geölt werden müssen.
    Eine schwarzgekleidete Frau trat dem Professor entgegen. Ihr hübsches Gesicht war zu einer Maske der Melancholie erstarrt.
    »Ich bin Mrs. Prewitt«, sagte sie mit heiserer Stimme. »Was wollen Sie?«
    Zamorra erklärte ihr in knappen Worten den Sachverhalt.
    Sie bat ihn ins Haus.
    Vor dem offenen Kamin stand ein eleganter Mann. Die Bügelfalten seiner Hosen waren so scharf wie der Rücken seiner langen Nase. Er hatte große, eng am Kopf anliegende Ohren und feingliedrige Hände.
    Er konnte Pianist sein, Geiger oder Rechtsanwalt.
    Er war das letztere.
    Melina Prewitt stellte ihn vor. »Das ist Mr. Albert Caron, unser – mein Anwalt.«
    Man gab sich die Hand. Zamorra nahm in einem Sessel aus Büffelleder Platz. Die Witwe setzte sich ihm gegenüber, während der Anwalt mit seinem Glas in der Hand beim Kamin stehenblieb.
    »Kann ich Ihnen etwas anbieten, Professor?« fragte die Frau.
    »Danke, nein.«
    »Sie möchten von mir hören, was in jener Nacht geschehen ist?«
    »Ja, Mrs. Prewitt.«
    Die Frau nickte. Ihr Gesicht war weiß, die Haut fast durchscheinend.
    Melvin Prewitt war nun schon seit zwei Wochen tot. Sie schien aber immer noch mehrmals am Tag um ihn zu weinen.
    Ernst schaute sie den Anwalt an, als wollte sie von ihm einen Rat haben. Reglos stand Caron da und blickte auf die Flüssigkeit, die in seinem Glas golden schimmerte. Es war Whisky.
    »Es war spät geworden in jener Nacht«, erzählte die Frau mit tonloser Stimme. »Melvin und ich waren auf einer Party bei Freunden gewesen. Wir hatten beide ziemlich viel getrunken und waren ausgelassen wie Kinder. Hier, in diesem Raum, haben wir noch getanzt. Gegen zwei Uhr gingen wir nach oben. Melvin schlief sofort ein. Er schlief immer sofort ein, wenn er getrunken hatte. Da ich sehr müde war, blieb auch ich nicht lange wach. Irgendwann schreckte ich plötzlich hoch. Melvin saß lauschend neben mir im Bett. Ich begriff nicht sofort, doch dann hörte ich es auch. Irgendwo in unserem Haus spielte eine Spieluhr. Melvin fragte mich, ob ich ohne sein Wissen eine solche Uhr gekauft hätte. Ich sagte: ›Nein.‹ Er meinte: ›Aber da spielt doch eine Uhr, Melina. In unserem Haus.‹ Ich hatte keine Erklärung dafür. Mir war nur klar, daß wir uns das nicht beide einbilden konnten. Er schlug die Decke zurück. Ich fragte: ›Was hast du vor, Melvin?‹ ›Ich seh mal nach‹, sagte er und verließ das Bett. Obwohl das Spiel der Uhr wunderschön war, machte es mir auf eine unerklärliche Weise Angst, Professor. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das schildern soll. Die Angst war tief in mir. Aber ich konnte nicht begreifen, warum ich mich vor den Klängen einer Spieldose fürchtete. Melvin verließ das Schlafzimmer. Die Tür ließ er offen. Nun hörte ich die Melodie noch deutlicher. Aufgeregt saß ich im Bett und wartete auf Melvins Rückkehr. Ich hörte ihn die Treppe hinuntergehen. Die Musik schlug mich in ihren Bann. Ich dachte, die Spieluhr stünde bei einem unserer Nachbarn. Da es nachts in dieser Gegend sehr still ist, hört man alles besonders laut. Aber die Uhr war nicht woanders, sondern in unserem Haus. Ich wußte das, ohne sie gesehen zu haben. Melvin mußte inzwischen unten

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