Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0009 - Der Hexenmeister

0009 - Der Hexenmeister

Titel: 0009 - Der Hexenmeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhart Hartsch
Vom Netzwerk:
knallen.
    Lassus zog den Kopf ein, als die ersten Steine herunterpolterten.
    Die brüchige Einfassung gab schnell nach. Sand rieselte herunter.
    Hilflos stand Lassus in dem Regen aus Dreck und Staub. Er versuchte, seinen Kopf mit den Händen vor herabfallendem Gestein zu schützen.
    Immer mehr Sand stürzte nach, dann folgten Steine, die ihn hinabdrückten, ihn erstickten, und die Öffnung für immer verschlossen.
    Armand schob die Abdeckung wieder über den Brunnenschacht und beseitigte die Werkzeuge.
    Er hatte seine Arbeit gerade beendet, da stürzte ein aufgelöster Haufen von wild gestikulierenden Männern ins Dorf.
    Das waren die, die Professor Zamorra auf den Berg begleitet hatten.
    Armand grinste zufrieden.
    Es schien auf dem Col de la Chutte nicht schlecht für Manasse zu stehen. Armand hatte das sichere Gefühl, sich auf die richtige Seite geschlagen zu haben. Ihn erfüllte fast so etwas wie Dankbarkeit. Er schaute hinauf zur Ruine.
    Fackelschein geisterte durch die Gewölbe. Fremde Töne drangen an das Ohr des Lauschenden. Diese langgezogene Weise übte einen eigenartigen Reiz auf ihn aus. Sein Gesicht verzerrte sich in merkwürdiger Weise. Auf seine Lippen trat ein grünlicher Schimmer. Alles Fleisch fiel in Sekundenschnelle von ihm ab. Armand breitete voller Sehnsucht die skelettierten Arme aus.
    Und während die Leute von Pelote schlaflos vor geweihten Kerzen hockten und beteten, schwebte Armand den Berg hinauf, kehrte heim zu denen, die ihn in ihren Kreis aufgenommen hatten.
    ***
    Kurz vor dem Aufprall erwischte Professor Zamorra die Zweige einer verkrüppelten Kiefer, die in einer handbreiten Felsspalte vegetierte. Natürlich gab der unsichere Halt sofort nach, aber die Fallgeschwindigkeit wurde erheblich abgebremst.
    Krachend landete Zamorra in einen Stapel von bleichen Gebeinen, die den Grund der Schlucht bedeckten und eine federnde Schicht bildeten. Morsche Knochen brachen.
    Es dauerte eine Weile, ehe sich Zamorra von dem Aufprall erholte.
    Der Unfall mit dem Wagen hatte ihn geschwächt. Sein ganzer Körper bestand nur noch aus Schmerzen, und er fürchtete, sich einige Knochen gebrochen zu haben. Er tastete seine Glieder ab und stellte erleichtert fest, daß er sich nicht ernstlich verletzt hatte.
    Mühsam orientierte sich Zamorra. Er entdeckte die stumme Gestalt in seiner Nähe. Es war nicht Nicole Duval. Demnach konnte es sich nur um die rote Hexe handeln. Er stöhnte, denn beim Aufrichten meldeten sich seine geprellten Rippen mit schneidendem Schmerz.
    Odile Blanche schaute den Professor stumm an, auf den rechten Arm gestützt. Sie atmete auf, als sie bemerkte, daß es sich bei ihrem Gegenüber offenbar um ein schmerzempfindliches Wesen aus Fleisch und Blut handelte, das auf so ungewöhnliche Art in ihrem Gefängnis gelandet war.
    Professor Zamorra stellte sich vor. Odile dankte dem Himmel, daß der Professor den Flugzeugunfall überlebt hatte und berichtete ihm von Nicoles Besuch und dem Bemühen, sie aus dem Dorf zu bringen.
    »Entschuldigen Sie, daß ich nicht aufstehe, Monsieur«, seufzte Odile Blanche. »Aber ich fürchte, ich habe mir bei meinem Sturz das Fußgelenk gebrochen. Ich hatte weniger Glück als Sie, während ich auf der Flucht vor Manasses Kreaturen über den Rand dieser Schlucht gestürzt bin.«
    »Wir werden hier schon herauskommen«, tröstete Zamorra und rappelte sich auf.
    Vereint suchten sie nach einem Ausweg.
    Zamorra stützte seine Gefährtin, die sich den Fuß nur heftig verstaucht hatte, wie er sich überzeugt hatte. Der Knöchel war dick geschwollen.
    Odile Blanche konnte nicht ohne fremde Hilfe gehen und klammerte sich an ihren Begleiter.
    »Wir müssen dort entlang«, sagte das Mädchen. »Ich kenne diese Schlucht. Es gibt einen natürlichen Ausgang.«
    Zamorra und Valadin verständigten sich durch Rufe. Der Bürgermeister blieb stets mit den beiden auf gleicher Höhe, nur fühlte er sich wesentlich gefährdeter.
    Ständig sicherte der Mann nach hinten, dort, wo die Ruine lag. In den Resten der frühchristlichen Basilika herrschte ein reges Treiben.
    Es schien, als habe auch Manasse die Ereignisse der vergangenen Stunden nicht unbeschadet überstanden. Oder bereitete er den letzten, entscheidenden Schlag gegen seine Widersacher vor? Was mochte er mit Nicole Duval anstellen, die er in seine Gewalt gebracht hatte?
    Valadin seufzte erleichtert auf, als sich die Gruppe nach längerer Wanderung endlich traf.
    »Wir bringen Mademoiselle Blanche auf einer Trage nach unten

Weitere Kostenlose Bücher