001 - Das Transmitter-Experiment
fremd.
*
Professor Bryan Holmes, Leiter des Star Gate-Projekts, nickte zufrieden. Er war versucht, sich die Hände zu reiben. Nichts deutete auf eine etwaige Funktionsstörung hin. Das Experiment, das eigentlich nicht einmal mehr ein Experiment war, verlief völlig normal.
»Also ist der Transmitter auch für den Transport größerer Massen geeignet«, stellte er fest. »Denn sonst hätte er sich selbständig abgeschaltet. Die Sicherheitsschaltungen haben aber nicht angesprochen.«
Holmes las die Anzeigen über den Energieaufwand direkt ab. Später würde er die gespeicherten Daten auswerten, die ihm seine Teamkollegen vorbereiteten.
»Kein Echo«, sagte Burning, seit sieben Jahren bei Mechanics, Inc. tätig und seit sechs Jahren in Professor Holmes’ Team.
Der drehte ruckartig den Kopf. »Bitte, Burning?«
»Kein Echo, Sir«, wiederholte der Techniker an der Schalttafel. »Die Rückmeldung vom Mondtransmitter bleibt aus.«
Mit ein paar Schritten war Holmes bei ihm. Niemand traute dem gemütlich wirkenden 58jährigen Professor diese Gewandtheit zu.
»Was haben Sie da verbockt, Burning?«, fragte er freundlich.
Burning verzog verärgert das Gesicht. »Haben Sie schon einmal erlebt, dass ich etwas verbocke, Professor?«
Holmes schüttelte den Kopf. Burning war zuverlässig, sonst säße er nicht hier. Holmes wählte seine Leute sehr sorgfältig aus. Höchstens Fisher, der Sicherheitschef von Mechanics Inc. war noch sorgfältiger.
Aber warum kam dann kein Echo vom Mond?
»Kontrollanruf!«, ordnete der grauhaarige Professor an. »Sofort. Da stimmt etwas nicht. Die Geräte sind dreifach gesichert, es kann keinen Ausfall geben. Wenn ja, findet keine Transmission statt. Nur das Gate auf dem Mond hat genau dieselbe Norm – und kann ergo als einziges empfangen. Und die Leute sind völlig korrekt abgestrahlt worden.«
Burning handelte bereits. Die große Antennenkonstruktion auf dem Dach des größten Forschungstraktes drehte sich. An ihrer Spitze knisterten bläuliche Funken, als der Rückruf mit Alpha-Dringlichkeit zur Mondstation gesandt wurde.
Die Antwort kam ein paar Sekunden später. Mechanics Inc. hatte eine Direktverbindung installieren lassen, die den Aussagen der Experten nach abhörsicher war.
»Materialisation des Teams bislang nicht erfolgt. Kein feststellbarer Defekt im Star Gate. Haben Sie überhaupt schon gesendet, Erde?«
»Wir haben«, sagte Holmes tonlos. Dass sich jemand einen Scherz mit einem alten Wissenschaftler erlaubte, schied aus. Mit Menschenleben wurden keine Scherze gemacht. Was aber war dann geschehen? Die sieben Menschen waren völlig ordnungsgemäß abgestrahlt worden. Und sie waren nicht angekommen.
Also mussten sie unterwegs verschwunden sein – irgendwo im Nichts auf der Strecke Erde-Mond …
*
Wir sind bei der Konkurrenz heraus gekommen , war Ken Randalls erster Gedanke. Er konnte seinen Reflex nicht mehr stoppen. Der Schocker flog ihm förmlich in die leicht geöffnete Hand. Der Abstrahlpol flirrte leicht und verriet die konzentrierte Energie, die dahinter lauerte.
Aber dann schob Randall die Waffe stirnrunzelnd zurück.
Da war niemand, der sie bedrohte. Sie waren in dem großen pyramidenförmigen Raum allein.
Sie …
Sieben Menschen, ausgewählt für den ersten Großdurchgang durch ein Star Gate. Und schon dieser erste Durchgang hatte nicht funktioniert!
Ken sah sie der Reihe nach an.
Tanya Genada, Survival-Spezialistin für Mechanics Inc. wie auch er selbst. Eine sportliche, schlanke Kämpferin mit halblangem rötlichem Haar. Nur ein Jahr jünger als der siebenundzwanzigjährige Kenneth Randall selbst. Sie waren beide für die Sicherheit, für das Überleben der kleinen Gruppe in Extremfällen verantwortlich. Und wie es jetzt den Anschein hatte, waren sie den Wissenschaftlern nicht grundlos zugeteilt worden. Irgend jemand musste eine Ahnung kommenden Unheils gehabt haben.
Hatte man etwa mit einem Sabotageversuch der Konkurrenz gerechnet? Hatte Flibo es tatsächlich geschafft, den Mechanics-Transmitter anzuzapfen?
Ken wandte den Blick von der schönen Tanya ab und der nächsten Frau im Team zu. Dr. Janni van Velt, die zweiundvierzigjährige Holländerin, mit kurzem, blondem Haar, überragendem theoretischem Können auf ihrem Fachgebiet, der Strahlenphysik, aber mit zwei linken Händen, wenn es ums Praktische ging. Für die Praxis zuständig war dagegen Dr. Dimitrij Wassilow, der kahlköpfige Dim-Physiker aus Irkutsk. Dann war da Dr. Yörg
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