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0010 - Der endlose Tod

0010 - Der endlose Tod

Titel: 0010 - Der endlose Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Verwünschungen gegen Menschheit und Himmel flogen aus seinem lästerlichen Maul. Seine roten Augen traten weit aus den Höhlen, als er den toten Wikinger unentwegt anstarrte.
    »Höre!« rief er mit donnernder Stimme. »Höre, Wikinger, was ich beschlossen habe! Der Tod ist mir nicht Strafe genug für dich. Ich will, daß du leidest, und zwar bis in alle Ewigkeit. Deshalb wirst du tot sein und doch leben. Dein Körper soll dem irdischen Verfall preisgegeben sein, nicht aber dein Geist. Er soll in deinem toten Körper für immer gefangen sein. Gibt es etwas Schrecklicheres als das?«
    Curro lachte aus vollem Halse, und seine grünen Bestien lachten mit ihm.
    »Nehmt ihm den Helm ab!« befahl Curro seinen Schergen. Die gedrungenen Gestalten stürzten sich auf Leif den Roten und rissen ihm den Hörnerhelm vom Kopf.
    »Erhebe dich, Wikinger!« befahl der Dämon mit grollender Stimme.
    Die fiependen Gestalten traten zurück.
    »Im Namen der Hölle, erhebe dich!« schrie Curro noch einmal, und plötzlich schwebte der Leichnam des Wikingers von der Erde hoch. In etwa einem Meter Höhe lag Leif der Rote waagrecht in der Luft.
    »Meinen goldenen Flügelhelm!« verlangte Curro herrisch.
    Von irgendwoher wurde ihm dieser Helm gebracht. Curro stieß einen brennenden Pesthauch aus und fing ihn mit dem goldenen Flügelhelm ein. Der Hauch wirbelte so unglaublich schnell im Kreis herum, daß ein Heulton entstand.
    »Dieser goldene Helm wird deinen Geist wieder zum Leben erwecken, Wikinger. Du wirst denken und fühlen können. Wirst eingekerkert sein in einen toten Leib. Deine verdorrten Glieder werden dir nicht gehorchen. Du wirst zur Untätigkeit verdammt sein. Über die Jahrhunderte hinweg, denn solange du diesen goldenen Flügelhelm trägst, wird dein Geist dieses traurige Dasein fristen müssen. Meine Schergen und ich werden dafür sorgen, daß du den Helm bis zum Untergang der Welt auf dem Kopf behältst!«
    Mit stampfenden Schritten trat Curro an den toten Wikinger heran. Mit einem schnellen Ruck setzte er Leif dem Roten den Flügelhelm auf den Kopf. Ein jähes Zucken ging durch den Leichnam.
    Und dann entrang sich seiner Kehle ein schauriges Ächzen.
    Die ewigen Qualen hatten ihren Anfang genommen…
    ***
    Hannibal Koch fuhr sich mit einer matten Handbewegung über die flatternden Augen. »O Gott«, stöhnte er leise. »O mein Gott!« Wallende graue Nebel flogen durch seine Kristallkugel. Sie verformten sich ständig, vollführten hexenhafte Tänze, wurden rissig und gaben ein grauenerregendes Bild frei. Der Hellseher erblickte einen steinernen Sarkophag, dessen schwerer Deckel sich langsam zur Seite schob. Eine braungraue mumifizierte Hand kam zum Vorschein. Die Finger – dürre, häßliche Krallen – umschlossen die Steinplatte, und als sie zu Boden fiel, sah Koch einen halb skelettierten, halb mumifizierten Körper in Wikingerkleidern, bewaffnet mit Schild und Schwert.
    Der Wikinger mit dem gesträubten Rotbart trug keinen Hörnerhelm, sondern einen hell strahlenden Flügelhelm, der aus purem Gold gemacht schien.
    Hannibal Kochs sensibler Geist nahm plötzlich einen telepathischen Hilferuf wahr.
    Der Ruf war von einem unangenehmen Fiepen überlagert, das in Kochs Kopf einen heftigen Schmerz hervorrief. Koch fing zu zittern an, konzentrierte sich auf die Rufe, die ihn erreichten. Das Fiepen wurde lauter. Er wußte, was das zu bedeuten hatte. Die Rufe sollten gestört werden. Niemand sollte sie vernehmen. Ungehört sollten sie in die Ewigkeit weiterfliegen. Und das wäre vermutlich auch geschehen, wenn Hannibal Kochs hyperempfindlicher Geist nicht eine Antenne für telepathische Sendungen gewesen wäre.
    »Hilfe!« gellte es verzweifelt durch das Fiepen, das Koch halb wahnsinnig machte. »Hilfe!«
    »Wer ruft mich?« fragte Kochs Geist.
    »Mein Name ist Leif der Rote. Ich bin Wikinger. Ein Gefangener Curros. Ich bin tot und doch zu ewigem Leben verdammt. Helft mir. Erlöst mich. Reißt mir diesen verfluchten Flügelhelm vom Kopf und beendet damit die grausige Gefangenschaft meines Geistes…«
    Das Fiepen schwoll noch stärker an.
    Jetzt gingen die Kräfte, die Leif in ihrer Gewalt hatten, zum Angriff über.
    Neue Nebel wallten auf. Der steinerne Sarkophag mit Leif dem Roten verschwand. An seiner Stelle erschienen unansehnliche grüne Fratzen mit haßglühenden Augen, die dem Hellseher ihr feindseliges Fiepen entgegenschleuderten. Sie waren dahintergekommen, daß Leifs Hilferuf gehört worden war.
    Die gedrungenen Bestien

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