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0011 - Das Todesschloß

0011 - Das Todesschloß

Titel: 0011 - Das Todesschloß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franc Helgath
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andere der Herr der Schwarzen Burg gewesen.
    Ebenezer Gloombstone.
    Griselda hatte dem jungen Seekadetten den Vorzug gegeben und verschwand in der Nacht ihres Verlöbnisses.
    Zamorra hatte sie auf ihre Träume angesprochen. Gladys hatte Träume. Schreckliche Träume. Winston Bannet hatte einen Mitbewerber. Eine Traumgestalt. Einen finsteren einäugigen Mann mit wallendem Umhang, der in ihren Träumen seine Rechte anmeldete.
    Gladys war eingeschlafen. Unruhig wälzte sie sich von einer Seite auf die andere. Ihr zartes Nachthemd aus Chiffon war durchschwitzt. Des lauen Abends wegen hatte sie das Fenster zu ihrem Schlafgemach offengelassen. Die Stores schwebten weiß in einem leichten Zug. Gladys träumte wieder.
    War es wirklich ein Traum?
    Ein Traum?
    Die zarten Vorhänge bewegten sich stärker. Sie wogten hinaus in die Nacht wie die Arme einer Frau, die ihren Geliebten empfängt.
    Vom Wind konnten die raunenden Geräusche nicht kommen, die plötzlich das Schloß umflüsterten. Ein weiches Singen lag in der Luft. Es war drei Nächte vor Vollmond. Die runde Scheibe leuchtete, von keiner Wolke verdeckt, in das Zimmer und legte einen silbernen Reif um die Konturen des Bettes.
    Gladys bewegte sich in ihrem Bett. Sie drehte sich weg vom Mond.
    Doch das Licht holte sie ein.
    Aus einem Wandspiegel warf der Mond seinen geheimnisvollen Schein auf ihr Gesicht. Gladys’ Augenlider zuckten. Sie träumte.
    Und doch war sie auf eine seltsame Art und Weise auch wach. Sie schwebte zwischen Tag und Traum.
    Trotz ihrer geschlossenen Augen sah sie deutlich die schattenhafte Gestalt, die wie ein Windhauch durch das offene Fenster in ihr Zimmer glitt, vor ihrem Bett feste Konturen gewann.
    »Griselda…«
    Kein Laut war im Zimmer. Die Stimme sprach in ihren Sinnen. Sie war rauh und verwegen.
    »Griselda… Liebes …«
    »Ebenezer…?«
    Gladys’ Lippen hatten sich bewegt.
    Die Gestalt beugte sich über das schlafende Mädchen.
    Trockene eiskalte Lippen berührten ihren Mund, suchten die Zunge zu einem verzehrenden Kuß.
    Gladys fuhr im Bett hoch, schrie gellend auf. Sie war hellwach.
    Doch die Gestalt blieb. Gladys konnte sich jede Einzelheit in diesem Gesicht einprägen.
    »Griselda«, sagten die Lippen dieser Gestalt. »Griselda – nur noch zwei Nächte, und du bist endlich mein. Zweihundert Jahre habe ich auf diesen Augenblick gewartet, Griselda. Ich werde dich bekommen, Griselda. Ich, Ebenezer Gloombstone…«
    Gladys preßte ihre Hände gegen die Schläfen und schrie auf. Sie konnte nicht mehr klar denken, nicht mehr klar sehen.
    Trotzdem nahm sie noch wahr, wie die Gestalt vor ihr sich langsam auflöste, wie Ihre Umrisse verwehten wie eine Staubfahne im Wind, und wie diese zarte Wolke wie von einem plötzlichen Sog ergriffen durch das offene Fenster entschwebte.
    Gladys schrie immer noch, als bereits starke Fäuste gegen die Tür ihres Schlafgemachs hämmerten.
    ***
    Zamorra war schon beim ersten Schrei hochgefahren. Er hatte noch nicht geschlafen und war auch noch nicht ausgekleidet. Die Hosen hatte er anbehalten. Sein muskulöser Oberkörper reflektierte den warmen Schein der Stehlampe, in deren Licht Professor Zamorra noch einige Schriften durchgelesen hatte.
    Der Schrei war von der Stirnseite des Flurs gekommen, an dem auch Zamorras Zimmer lag. Er überlegte nicht eine einzige Sekunde.
    In diesem Schrei hatten Entsetzen und alle Angst dieser Welt gelegen.
    Der Professor stieß die Tür seines Zimmers auf. Noch mehr Leute hatten die Schreie gehört. Rumoren wurde in den Zimmern laut, doch Zamorra war der erste, der sich an der Tür zu Gladys’ Schlafgemach befand. Er hämmerte gegen die Tür und faßte dann die Klinke. Es war nicht abgeschlossen.
    Mit einem schnellen Ruck riß er die Tür auf. Auch im Flur war es nicht hell gewesen. Zamorras Augen brauchten sich nicht erst an das Zwielicht zu gewöhnen. Im Reflex des Spiegels sah er Gladys aufrecht im Bett sitzen.
    Das Mädchen schrie immer noch.
    Zamorra riß ihr die Fäuste von den Schläfen.
    »Gladys! Aufwachen! Wachen Sie auf!«
    Ihr Blick kam wie aus weiter Ferne. Nur langsam fand sie in die Wirklichkeit zurück. Mit großen Augen starrte sie Zamorra an.
    Plötzlich begann sie haltlos zu schluchzen. Unbewußt barg Gladys ihren Kopf an die breite Schulter Zamorras.
    Licht flammte auf. Winston Bannet stand in der Türfüllung. »Weg, Zamorra!« rief er. »Nehmen Sie Ihre Finger von meiner Braut!« Der junge Mann hatte die Situation gründlich mißverstanden.
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