Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
entgegengesetzte Richtung. Die Menschen gingen in Zweierreihen, das konnte ich trotz der Dunkelheit erkennen.
    Vorsichtig heftete ich mich an ihre Fersen. Ich hielt mich immer im Schatten der alten Häuser, versuchte, kein Geräusch zu verursachen.
    Vor mir hörte ich trampelnde Schritte. Kein Wort wurde gesprochen. Die Prozession vor mir war wie ein unheimlicher Leichenzug.
    Diese Menschen wussten nicht, was sie taten. Ihr eigener Wille war ausgeschaltet. Professor Zarcadi hätte sie mitten in die Hölle locken können. Und niemand würde sich wehren.
    Ich zerbrach mir den Kopf über das Motiv, das diesen Dämon leitete. Aus welchem Grund ließ er die Menschen zu sich in sein Landhaus kommen? Was hatte er mit ihnen vor? Oder wollte er nur eine große Schau abziehen? Der Totengräber hatte mir ja deutlich genug zu verstehen gegeben, dass alles für meine Beerdigung vorbereitet war. Sogar das Grab hatte er schon geschaufelt. Und sicher stand auch schon ein Sarg für mich bereit. Im Traum hatte ich ihn ja deutlich gesehen.
    Der Gedanke daran bereitete mir Unbehagen. Ich musste an Suko denken, der eigentlich schon hätte hier sein müssen. Mit ihm im Rücken fühlte ich mich doch wohler.
    Die Prozession hatte jetzt das Dorfende erreicht. Hinter den letzten Häusern schlossen sich flache, schon umgepflügte Äcker an, die von Wiesen- und Waldstreifen abgelöst wurden. Im Norden und Süden begannen die bewaldeten Hänge der East Anglian Heights. Irgendwo in den dichten Wäldern – so schätzte ich – musste das geheimnisvolle Landhaus liegen.
    Noch hatte die Menschenschlange die Straße nicht verlassen, obwohl das Dorfende schon einige hundert Yards hinter ihr lag.
    Ich selbst ging nicht über die Straße, sondern hielt mich an deren Rand. Meine Füße wischten durch trockenes, gelb und hart gewordenes Wintergras. Hin und wieder tauchten Telegraphenmasten auf. Die Leitungen schwangen sich wie Wellenträger von einem Mast zum anderen.
    Plötzlich änderte die Prozession die Richtung. Die Menschen gingen nach rechts und verschwanden in einem Wald, der bis dicht an die Straße wuchs.
    Ich blieb stehen, wartete, bis die letzten Einwohner verschwunden waren, und erreichte dann mit schnellen Schritten die schmale Einmündung des Weges. Es war mehr ein Pfad. Wenn ich die Arme ausstreckte, konnte ich rechts und links die Gebüsche am Wegrand berühren.
    Je weiter ich in den Wald eintauchte, um so dichter wurde er. Die Bäume standen nah beieinander. Fast waagerecht streckten manche Fichten ihre Zweige aus.
    Es war verflucht dunkel. In dieser Finsternis konnte ich nicht einmal die berühmte Hand vor Augen sehen. Das Nadeldach der Bäume filterte auch das letzte Sternenlicht.
    In Windungen schlängelte sich der Weg weiter und höher. Das Landhaus musste an einem Hang liegen.
    Nach einem Fußmarsch von fünfzehn Minuten hatte ich das Grundstück erreicht. Ein hoher, schmiedeeiserner Zaun hielt mich auf. Die Stäbe waren daumendick und liefen oben spitz zu. Ich schlich vorsichtig ein paar Schritte zur Seite und sah ein zweiflügeliges Tor, das weit offen stand. Die Menschen hatten das Tor bereits passiert. Sie waren schon auf dem direkten Weg zu ihrem Ziel.
    War mir vorher der Wald dunkel und geheimnisvoll erschienen, so übte der Park, der das Haus umgab, eine regelrechte Beklemmung aus. Ich weiß auch nicht, wie das kam, irgendwie schien sich die Luft verdichtet zu haben.
    Ich blieb stehen und schaute zum Himmel. Schwarz und drohend spannte er sich über mir. Nicht ein Stern blinkte.
    Einige Schritte weiter begann das dichte Unterholz. Es umrankte die Stämme der Laub- und Nadelbäume wie die Arme von Schlingpflanzen. Und noch etwas war seltsam. Die Laubbäume trugen ein grünes Kleid. Und das um diese Jahreszeit.
    Etwas stimmte hier nicht.
    Ich schlich weiter. Sicherheitshalber nahm ich meine Beretta in die Hand. Ich war gar nicht mal überrascht, als der Weg plötzlich aufhörte. Nur noch der Wald – fast ein Dschungel – lag vor mir. Verfilzt und ineinander gewoben das Unterholz. Knorrig und dick die Baumstämme.
    Dann die Geräusche. Überall raschelte, flüsterte und raunte es. Ich glaubte Stimmen zu vernehmen. Er ist da! Da kommt er! Er kann nicht mehr fliehen! Wir freuen uns auf ihn!
    Die Kehle wurde mir trocken. Mir war verdammt mulmig zumute. Irgendwer hatte für mich eine Falle aufgebaut, und ich war drauf und dran, in diese Falle hineinzustolpern.
    Aber gab es eine andere Möglichkeit? Nein. Wenn ich diesen Zarcadi

Weitere Kostenlose Bücher