0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
»Keine Ahnung!«
Suko riss den Kerl ein Stück hoch. »Noch bin ich guter Laune«, flüsterte er. »Sollte sich meine Stimmung jedoch ändern, sieht es böse für dich aus. Noch einmal. Wo steckt John Sinclair?«
Frank Scott atmete tief ein. »Er – er war hier«, gab er zu.
»Und?«
»Er hat mit den Dorfbewohnern gekämpft. Es ist ja schon alles für ihn vorbereitet. Er hat keine Chance mehr. Wir schaffen ihn.«
»Wo steckt er jetzt, zum Teufel?«
»Ich weiß es nicht genau. Kann es nur raten.«
»Dann rate.«
»Ich habe mich mit ihm geschlagen. Er hat gewonnen, und ich bin bewusstlos geworden. Die anderen sind bestimmt zu Professor Zarcadi gegangen.«
»Wer sind die anderen?«
»Die Bewohner des Dorfes.«
»Sind alle weg?«
»Nein, ich bin noch hier!« Die Stimme klang hinter Sukos Rücken auf. Sie war weich und gehörte einer Frau. Der Chinese drehte sich um, ohne Scott dabei loszulassen Monja Dunhill sah ihn an. Ihr Gesicht behielt den ernsten Ausdruck bei, als sie erklärte: »John Sinclair war bei mir. Ich habe mit ihm gesprochen.«
»Was hat er gesagt? Reden Sie!« Suko hatte es plötzlich eilig.
»Kommen Sie mit«, erwiderte das Mädchen. »Ich will Ihnen etwas zeigen.«
»Darf ich Ihren Namen erfahren?« erkundigte sich Suko.
Das Girl war schon auf dem Weg, blieb jedoch stehen und drehte sich um. »Ich heiße Monja Dunhill. Sie können mir vertrauen. Ich meine es gut mit Ihnen.«
»Hoffentlich«, knurrte Suko. Er packte Frank Scott am Arm. »Du wirst mich begleiten, Freundchen. Und wenn du Dummheiten machst, gibt es was auf die Nuss.«
Sukos Griff war ebenso hart wie seine Sprache. Denn er spürte instinktiv, dass John Sinclair in großer Gefahr schwebte. Deshalb reagierte er vielleicht aggressiver als gewöhnlich.
Monja Dunhill begann zu laufen. Sie hatte es plötzlich sehr eilig. Suko hatte Mühe, ihr zu folgen. Frank Scott machte ihm Schwierigkeiten. Er versuchte, Sukos Griff zu sprengen, doch die Finger des Chinesen waren wie Stahlklammern. Müde gab Scott nach. Da standen sie schon dicht vor der Friedhofsmauer.
»Er schafft es nicht mehr!« freute sich Frank Scott. »Sinclair ist des Todes, wie ich gesagt habe.«
»Halts Maul!« Suko stieß den Kerl auf den Totenacker. Monja war schon einige Schritte vorgelaufen. Jetzt drehte sie sich um und winkte hastig. »Rasch, beeilen Sie sich…«
Suko stieß Frank Scott über die eingesunkenen Gräber hinweg. Es war verdammt finster. Einmal stolperte der Chinese über einen Grabstein. Den hatte er einfach nicht gesehen.
Monja wartete schon auf die Männer. Soviel Suko erkennen konnte, stand sie am Rand eines offenen Grabes.
»Das ist es«, erklärte sie. »Das ist das Grab für John Sinclair!«
Unwillkürlich hielt Suko den Atem an. Er beugte sich etwas vor, um in die Grube hineinsehen zu können.
»Noch ist es leer«, sagte Monja, »aber bald…«
Suko wandte ihr das Gesicht zu. »Warum haben Sie mich zu diesem Grab geführt?« wollte er wissen. »Da hat John nichts von.«
»Es ist aber die einzige Chance, ihm zu helfen!«
»Nein!« Suko schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben. Ich muss zu diesem Zarcadi!«
»Es ist zu spät.«
»Dann will ich es wenigstens versucht haben!« Der Chinese beharrte auf seinem Standpunkt. Er wollte mit seinem Gefangenen wegrennen, doch das Mädchen fiel ihm in den Arm.
»Bleiben Sie um Himmels willen hier. Sie haben keine Chance. Der Horror-Garten wird Sie verschlingen!« Monja flehte Suko an. Und in ihre Worte mischte sich Frank Scotts hämisches Kichern.
Doch Suko ließ sich von seinem Vorhaben nicht abbringen. »Entweder, oder«, sagte er. »Los, komm!« Er riss Frank Scott mit.
Noch einmal versuchte ihn das Mädchen zurückzuhalten. Sie schaffte es nicht. Verloren und einsam blieb sie am Rand des Grabes stehen. Ihre Arme hingen am Körper herab. Sie sah aus wie eine Puppe.
»Jetzt ist alles aus!« flüsterte sie mit bebenden Lippen. Niemand sah die Tränen, die an ihren schmalen Wangen entlang liefen.
Auch Suko nicht, der mit Frank Scott den Friedhof inzwischen verlassen hatte.
»Was haben Sie mit mir vor?« kreischte Scott.
Suko lachte hart. »Das wirst du schon früh genug merken. Du zeigst mir nämlich den Weg zu diesem verdammten Zarcadi.«
Scott lachte. »Auf dem Motorrad?«
»Nein, wir gehen zu Fuß.«
Da Suko für den Bentley keinen Ersatzschlüssel besaß und ihm eine Fahrt auf der Harley zu gefährlich erschien, blieb ihm nur noch diese eine Möglichkeit. Suko war in
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