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0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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besiegen wollte, dann musste ich so vorgehen.
    Plötzlich hörte ich ein heiseres Krächzen. Abrupt blieb ich stehen und lauschte. Das Krächzen kam mir bekannt vor. Ich hatte es gestern schon gehört, in meiner Wohnung, als ich mit der Bluteule kämpfte.
    Und schon sah ich das Augenpaar. Blutigrot leuchtete es in der Dunkelheit. Die Eule schien vor mir auf einem Ast zu sitzen. Gedanken über diese Bluteulen schossen mir durch den Kopf. Sie trugen den speziellen Namen Strigen, waren Nachtgeschöpfe, die sich vom Blut Unschuldiger ernährten, ähnlich wie die Vampire. Diese Strigen geisterten durch die Legenden, man sagte ihnen auch nach, dass sie Unheil und Tod brachten.
    Automatisch hob ich den rechten Arm, zielte genau zwischen die beiden blutroten Augen. Ich war bereit zu feuern, doch dann dachte ich wieder an die Szene in meiner Küche, als das Mädchen tot vor mir auf dem Boden lag.
    Nein, solange die Eule mich nicht angriff, wollte ich auch nicht schießen.
    Ich ging weiter, tastete mich Schritt für Schritt durch den Urwald. Wo das Haus lag, konnte ich nicht sehen. Kein Lichtschimmer blitzte durch die Dunkelheit. Ich konnte mich nur anhand der Spuren orientieren, die die Prozession hinterlassen hatte.
    Die Eule war verschwunden. Sicherlich flog sie jetzt zu ihrem Herrn und Meister, um zu berichten, dass ich da war.
    Die Zeit verrann. Langsam gewöhnte ich mich an die Geräusche des unheimlichen Waldes. Auch das beklemmende Gefühl wich etwas zurück. Bis ich das Geigenspiel hörte.
    Auf einmal schwebte es in der Luft. Klagend und berauschend zugleich. Die Melodie faszinierte mich, zog mich in ihren Bann. Die Töne schienen von allen Seiten zu kommen, schwangen durch den Wald, wurden eins mit der Natur und lockten mich weiter, immer weiter.
    Ich merkte, dass ich das reale Denken verlor, dass der Bann stärker wurde. Aber ich tat nichts dagegen, ließ mich von diesem Gefühl leiten und merkte, dass ich lächelte.
    Ja, ich freute mich über dieses berauschende Spiel. Plötzlich erschien mir der Wald auch nicht mehr so dunkel. Von überallher schwebten singende und klingende Geräusche auf mich zu. Bäume, Sträucher – sie bewegten sich in einem süßen, verzauberten Reigen, der mich einlud, mitzutanzen und mitzusingen.
    Mein Gang wurde beschwingter. Ich vermeinte, Glockenspiel zwischen den Geigentönen heraushören zu können. Zwischen den Bäumen tanzten silberne Reflexe, wurden zu Schleiern, die sich wie Gespinste über das Unterholz legten.
    Und dann sah ich die Gestalt. Ein Mädchen – eine Frau! Jane Collins!
    Wie eine Geistererscheinung tauchte sie auf. Trat hinter einem Baumstamm hervor. Eine Lichtglocke umschwebte sie. Ihr goldblondes Haar wehte um den Kopf. Jane streckte beide Arme aus. Ich sah das Lächeln auf ihrem Gesicht, ihre Lippen öffneten sich.
    »Komm!« lockte sie. »Komm zu mir, John – hier ist es wunderbar. Bitte – komm…«
    Ich hörte die Worte, vernahm das Geigenspiel, dazwischen das seltsame Klingen und fühlte mich in einen verzauberten Märchenwald versetzt. Ich vergaß alles andere, dachte nicht mehr an Gefahren. Dort stand Jane Collins, die Frau, die mich liebte und die auch mir nicht gleichgültig war.
    Ich warf die Pistole weg. Die Waffe brauchte ich nicht mehr. Es war so herrlich, so schön, so friedlich. Plötzlich hatte ich es mehr als eilig. Wie an einem unsichtbaren Faden gezogen, rannte ich auf Jane Collins zu…
    ***
    Suko, der Chinese, schien an diesem Tag das Pech gepachtet zu haben. Erstens sprang seine Maschine nicht an – Defekt am Vergaser –, und zweitens geriet er wenige Meilen nordöstlich von London in eine Polizeikontrolle. Terroristenfahndung.
    Suko wurde zur Seite gewunken. Vier Polizisten kreisten ihn ein. Zwei MPi-Mündungen zeigten auf seinen Körper.
    Da Suko allein schon äußerlich nicht unter den Begriff ›normal‹ fiel, zusätzlich noch ein schweres Motorrad fuhr und in seiner Kluft aussah wie ein Marsmensch, beschäftigten sich die Beamten intensiv mit ihm.
    Suko wurde gefilzt. Und das dauerte. Man merkte ihm wohl seine Unruhe an. Der Streifenführer fragte grinsend: »Eilig, Mister?«
    »Ja.«
    Damit war der Dialog beendet. Ein noch junger Beamter gab dem Chinesen die Papiere zurück. »Sie können weiterfahren!« Das war der einzige Kommentar.
    Suko schwang sich wieder auf seine Harley. Er kickte sie an. Satt röhrte der Motor. Das war Musik in Sukos Ohren. Er liebte diesen Sound heiß und innig.
    Noch lagen hundert Meilen Motorway vor ihm.

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