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0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande

0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande

Titel: 0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich zerpflückte die Blütenbande
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»Kennen Sie den Weg, Chef?«
    »Aber sicher«, erwiderte ich. Harper machte es sich neben mir bequem, während ich den Wagen zum Hafenbecken fuhr. Wir müssten ihn vor dem großen Zolltor stehen lassen und zu Fuß weitergehen.
    Es war dunkel geworden und es regnete.
    Ich schlug mir den Rockkragen hoch und ging hinter Harper, der den Weg genau kannte. Wir kamen an Krananlagen vorbei, passierten Lagerschuppen und festgemachte Schiffe aller Größenklassen.
    »Warum trifft er sich mit Ihnen ausgerechnet hier unten am Wasser?«, fragte ich Harper.
    »Die ›Central‹ hat dort hinten ein Zolllager«, antwortete Harper. »Wir werden es gleich geschafft haben.«
    Er deutete auf einen flachen Steinbau, der wie ein dunkler Block vor mir lag. Als wir seine Stirnseite hinter uns gebracht hatten, sah ich Licht. Ein kleines, schmales und rechteckiges Fenster war erleuchtet. Dahinter musste also nun der Chef der Blütenbande sitzen.
    Harper klopfte in einem bestimmten Rhythmus gegen die Tür. Ein Stuhl rückte, dann rasselte eine Sicherheitskette. Ich hatte mich etwas seitlich gestellt, damit man mich nicht sofort sehen konnte.
    »Hallo, Chef…«, sagte Harper.
    »Kommen Sie schnell herein«, erwiderte die Stimme, die mir nicht unbekannt war. Harper machte mir ein Zeichen und ich ließ mich gegen die Tür fallen. Der Mann, der uns geöffnet hatte, sprang zurück zum Tisch und wollte nach einer Waffe greifen, die dort lag.
    Ich war schneller.
    Bevor der Mann überhaupt schalten konnte, lag die Waffe bereits in meiner Hand. Ich lächelte den Chef der Blütenbande an, der mich erstaunt musterte.
    Der Mann war mittelgroß, massig und hatte ein fleischiges Gesicht, das harmlos wirkte. Nur das fast viereckige Kinn verriet Energie und Brutalität. Die Augen verschwanden fast hinter den schweren Lidern.
    »Was soll das bedeuten, Harper?«, fragte der Chef.
    »Ich wollte mich nur mal vorstellen«, sagte ich. »Ich bin ihr neuer Mann, Burns.«
    »Ich weiß«, sagte der Blütenchef. »Ich hatte Sie nicht eingeladen.«
    »Kendell, warum eigentlich so förmlich?«, fragte ich.
    »Ich hatte Sie nicht eingeladen«, wiederholte Kendell noch einmal. Er massierte sich nachdenklich das Kinn und verließ die Tür, vor der er noch immer stand. Harper grinste mich an und lehnte sich gegen die Wand. Es wurde still in dem Raum, und wir fuhren fast zusammen, als plötzlich in der Nähe ein Dampfer laut tutete.
    »Was wollen Sie eigentlich, Burns?«, fragte Kendell.
    »Er wollte Sie mal kennen lernen, Chef«, antwortete Harper für mich. »Er konnte es kaum erwarten, hierher zu kommen.«
    »Mir erging es allerdings nicht anders«, sagte Kendell lächelnd. Er sah Harper an und ich wusste im gleichen Moment, dass ich Riesenschaf in eine bösartige Falle gelaufen war. Und es war weiter mein Pech, dass ich nicht die Waffe wechselte. Als Harper seine Kanone zog, wollte ich ihm natürlich zuvorkommen. Als ich die Leihwaffe abzog, gab es nur ein metallisches Klicken, mehr aber auch nicht.
    Inzwischen hatte sich auch Kendell mit einer Waffe versorgt. Sie hatten das ganz nett eingefädelt. Die Waffe auf dem Tisch hatte mich ködern sollen, was ja auch gelungen war. Nun hielt ich das wertlose Stück Eisen in der Hand und konnte es eigentlich nur noch als Wurfgeschoss verwenden.
    Ich schleuderte die Waffe auf Harper, er mir am gefährlichsten erschien. Als er sich abduckte, warf ich den Tisch um, griff nach meiner eigenen Waffe und musste bestürzt feststellen, dass Harper sie mir gestohlen hatte. Ich saß in der Fälle und hatte noch nicht einmal die Chance, mich durchzuschlagen.
    »Nimm die Hände hoch, Burns«, sagte Harper. Seine Stimmlage hatte sich erneut verändert. Er fühlte sich mit Recht als Herr der Situation. Kendell, der nun auch bewaffnet war, schritt tiefer in den Raum hinein. Aber Harper wie auch er hüteten sich, mir zu nahe zu kommen.
    Ich hob die Hände, und ich hatte eine Riesenwut im Leib. Ich war ihnen wie ein Anfänger auf den Leim gegangen, obwohl ich doch gerade während der vergangenen Stunden auf den Gedanken gekommen war, dass manches nicht stimmte.
    Als ich mit erhobenen Händen in einer Zimmerecke stand, öffnete sich die Tür links von mir. Zu meiner Überraschung erschien Sloman und noch einige Blütengangster, die ich gut kannte. Sie stürzten sich auf mich, und ich keilte nach allen Seiten aus. Aber sich hatte keine Chance gegen diese Übermacht. Nach knapp drei Minuten konnte ich einfach nicht mehr aus eigener Kraft auf die

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