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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
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mußte.
    Etwas, was Zamorra geahnt hatte, wurde ihm jetzt klar. Er hatte mit keinem lebenden Menschen gekämpft, sondern mit einem Dämon, einem Abgesandten der Hölle.
    Professor Zamorra stand wieder fest auf seinen Beinen. Aus schmalen Augenschlitzen betrachtete er den nur mit einem Nachthemd bekleideten Mann, der sich zitternd an die gegenüberliegende Wand preßte. Unruhe, Angst und Entsetzen spiegelten sich in den verzerrten Gesichtszügen des Unheimlichen.
    Zamorra fühlte, wie er vom Kopf bis zu den Fußspitzen eiskalt wurde.
    Er, der ein erbitterter Gegner der teuflischen Mächte und ihrer Helfer war, kannte jetzt keine Gnade. Er löste die dünne, silberne Kette von seinem Hals und nahm das Amulett zwischen Daumen und Zeigefinger. Langsam näherte er sich, das Amulett mit ausgestrecktem Arm weit von sich haltend, dem Wesen, von dem er annahm, daß es kein Mensch war.
    Das langsame Näherkommen schien eine Folter für den an die Wand gepreßt stehenden Mann zu sein. Seine Augen starrten das Amulett an, als hätten sie nie zuvor so etwas Entsetzliches gesehen.
    Abwehrend hob er die Hände. Sein Kopf begann hin und her zu schlagen. Eine Reihe von Lauten, die an kein bestehendes Wort erinnerten, entströmten seinem verzerrten Mund. Zamorra stieß die Arme beiseite. Mitten in die Fratze hinein preßte er das Amulett.
    Der Kopf des Mannes kippte nach vorn. Ein dumpfes hohles Stöhnen, in das sich ein Geräusch mischte, als würde grober Stoff zerrissen, drang aus seinem Mund.
    Wenn Zamorra nicht schon andere Dinge gesehen oder nicht etwas Ähnliches geahnt hätte, dann hätte er jetzt selber an seinem gesunden Menschenverstand gezweifelt.
    Das Bild, das sich nun seinen Augen bot, wirkte fast komisch. Der Kopf des Mannes machte mit aufreizender Langsamkeit eine immer tiefere Verbeugung vor ihm. Ein Zittern durchlief die mächtige Gestalt in dem Nachthemd.
    Wieder gab es das ratschende Geräusch. Der Kopf des Mannes löste sich vom Rumpf und polterte mit einem dumpfen Laut zu Boden, wo er dicht vor Zamorras Füßen liegenblieb.
    Die Augen in dem plötzlich blutverschmierten Gesicht starrten mit einem Ausdruck von Traurigkeit und Verzweiflung auf den Körper, der nun langsam an der Wand herabrutschte.
    Kaltes Grauen umklammerte Zamorras Herz.
    Mit fest zusammengepreßten Lippen schlug er, einem inneren Zwang folgend, das Zeichen des Kreuzes.
    Auf seiner Stirn glänzten Schweißtropfen. Ein Irrsinn war dies, ein von Höllenmächten erdachter Irrsinn. Zamorra schluckte. Sein Hals schmerzte, und eine leichte Übelkeit stieg aus seinem Magen auf.
    Nachdem er einige Sekunden schweigend auf das gräßliche Bild zu seinen Füßen gestarrt hatte, wandte er sich müde um und kümmerte sich um den am Boden liegenden Doktor.
    Der Arzt war ohnmächtig. Sein Gesicht, das bleich und von maskenhafter Starre war, belebte sich, nachdem Zamorra dem Mann einen Schluck Wasser eingeflößt hatte und ein paar leichte Schläge auf die Wangen geklatscht hatte.
    Langsam öffnete der Arzt die Augen. Argwohn blitzte in ihnen auf.
    »Wer sind Sie?« Seine Stimme klang matt.
    »Zamorra, Professor Zamorra. Ich nehme an, daß Sie der Arzt des Ortes sind?«
    »Ja, das stimmt«, bestätigte Amondo heiser. »Ich bin Dr. Amondo.«
    Mühsam und mit Zamorras Hilfe richtete er sich auf.
    »Ich bin gekommen, um Sie zu einem Krankenbesuch zu holen«, erklärte Zamorra. »Ich kam gerade noch rechtzeitig. Sie waren in einer bedrohlichen Lage.«
    »Ja, in einer bedrohlichen Lage«, wiederholte Amondo. Sein Blick fiel auf das makabre Bild mit dem toten Bündel und dem davor liegenden Kopf Felipe Ortez'. In einer vagen Geste, als wolle er einen unvermittelten Schlag abwehren, hob er die Hände.
    Plötzlich brach der Arzt in ein Gelächter aus, das Zamorra das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war das Gelächter eines Verzweifelten, eines zutiefst getroffenen Menschen und hatte einen irrsinnigen Unterton.
    »Hören Sie auf, Doktor! Hören Sie auf!« Zamorras Stimme gellte durch den Raum. Er packte Amondo an den Schultern und rüttelte ihn heftig.
    Das Gelächter verebbte in gequältem Stöhnen.
    »Nehmen Sie sich zusammen, Doktor, und beantworten Sie mir bitte ein paar Fragen. Wer ist dieser kopflose Mensch?«
    Amondo tastete hinter sich und suchte am Schreibtisch Halt. Er lehnte sich an die Kante und berichtete mit stockender Stimme von dem Schauerdrama, das er an diesem Tage erlebt hatte. Er erzählte Zamorra alles. Von dem Auftauchen des Wirtes in den

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