0012 - Der Dämonenknecht
gerade hinter einer dicken Wolkendecke hervor und beleuchtete eine unglaubliche Szene.
Aus der offenstehenden Tür des Peugeot quollen wilde, exotisch aussehende, halbnackte Gestalten auf das unebene Pflaster der Straße. Fünf, sechs, immer mehr.
Während die ersten sich schon lautlos auf das Haus zubewegten, kletterten immer noch mehr aus dem Auto.
In Dr. Amondos Kopf schwirrte es, und die Angst würgte ihn an der Kehle.
»Was sind das für Wesen, Professor?« flüsterte er unsicher, während ein Schauer über seinen Körper rann.
»Auf keinen Fall Menschen aus Fleisch und Blut, Doktor«, zischte Zamorra schneidend. »Bleiben Sie um Gottes willen hinter mir, und rühren Sie sich nicht.« Damit schob Zamorra sich hinter den Vorhang des Fensters.
Seine Hand umklammerte das silberne Kettchen des Amuletts.
Zamorra atmete tief durch. Das Amulett mußte sich jetzt bewähren, oder sie waren verloren.
Es kam so, wie er es sich ausgerechnet hatte. Die unheimlichen Besucher wählten denselben Weg, den er genommen hatte.
Der erste dunkle Schatten tauchte in dem hellen Viereck des offenen Fensters auf. Zwei glühende Augen bohrten sich in den Raum, und zwei nackte Füße schwangen sich über den Sims des Fensters.
Erst als der Eindringling genau in der Reichweite von Zamorras Arm im Raum stand, blitzte das Amulett im kalten Mondlicht auf.
Das Gesicht der wilden Gestalt verzerrte sich. Der Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei. Der Unheimliche wollte zurückweichen.
Zu spät!
Zamorra preßte das Amulett mit aller Kraft auf die nackte Brust des Wilden. Der Mann zuckte zusammen.
Es gab einen häßlichen, zischenden Laut. Sekunden später war die Gestalt verschwunden.
Doch sofort war der nächste da. Eine neue Gestalt zwängte sich durch die Fensteröffnung.
Professor Zamorras Amulett bewies auch bei diesem Eindringling seine vernichtende Wirkung.
Mechanisch preßte Zamorra das Amulett auf die Körper. Lautlos, präzise, wie am Fließband, wurde eines nach dem anderen der eindringenden Wesen in ein Nichts aufgelöst.
Dr. Amondo hatte es aufgegeben, die hereinkletternden dunklen Schatten zu zählen. Erst als sich nichts mehr rührte und nur noch das kalte Mondlicht durch das Fenster strömte, atmete er auf.
Der Spuk war vorbei. Nur ein penetranter, scharfer Geruch schwebte noch durch den Raum.
Zamorra beugte sich vorsichtig aus dem Fenster und spähte hinaus. Seine Gesichtszüge entspannten sich. Draußen rührte sich nichts mehr. Auf der Straße stand der Peugeot, dunkel, mit weit geöffneten Türen.
Zamorra starrte ein paar Sekunden in die Dunkelheit. Bei dem Gedanken an Nicole wurde ihm sterbenselend zumute. Er hatte jetzt das fast sichere Gefühl, daß seine Sekretärin sich in einer schrecklichen Gefahr befand.
In seine Augen trat ein harter Glanz. »Kommen Sie, Doktor. Ich fürchte, wir werden auf Santillana noch mehr unangenehme Überraschungen erleben.«
Amondo schaltete das Licht ein, raffte in aller Eile einige Instrumente, Verbandsmittel und Arzneien zusammen und packte sie in eine große, bauchige Tasche. Der Doktor hatte uneingeschränktes Vertrauen zu Zamorra gefaßt. Er war davon überzeugt, daß dieser fremde Professor mit jeder Macht der Erde fertig wurde und wäre ihm sogar in die Hölle gefolgt.
Sie löschten das Licht, verließen das Haus und eilten zum Wagen.
Als Zamorra in den Peugeot klettern wollte, prallte er zurück.
Die Inneneinrichtung des Wagens war regelrecht verwüstet, zerhackt und auf wahrhaft vandalische Art zerstört. Die roten Lederpolster der Sitze waren wie mit Messern kreuz und quer zerschnitten und die Füllungen herausgerissen. Der Rest der Sitze sah aus, als habe eine Presse sie verbogen. Sie bestanden nur noch aus einem Gewirr von verbogenen Metallstäben und Winkeln. Die ledergepolsterte Innenverkleidung schien mit einem Beil bearbeitet worden zu sein. Zamorra betrachtete die Bescherung und stieß ein kurzes, freudloses Lachen aus, während Dr. Amondo im Moment gar nicht so recht erfaßte, was sich seinen Augen darbot.
»Mit diesem Wagen sind Sie gekommen, Professor Zamorra?«
»Mit diesem Wagen, verehrter Doktor. Aber nicht in diesem Zustand«, antwortete Zamorra mit beißender Höflichkeit. »Bitte, entschuldigen Sie, Doktor«, beeilte er sich hinzuzufügen. »Ich wollte Sie nicht verletzen. Es ist nur… Wie kommen wir jetzt schnell nach Santillana?«
»Schon gut«, lächelte Dr. Amondo. »Übrigens, vielleicht läuft er noch. Auf die Sitze könnten
Weitere Kostenlose Bücher