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0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
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Don Marcelino lag dort in seltsam verkrümmter Haltung. Aus seiner Brust ragte der Griff und die halbe Schneide eines Schwertes.
    Die Kleidung Almagros und die gesamte Seite des Bettes waren blutverschmiert. Die Höllenmächte hatten erneut zugeschlagen.
    Zamorra schluckte.
    Wo war Nicole Duval?
    Schwerfällig wandte er sich an Dr. Amondo, der mit kalkigem Gesicht erschrocken auf den toten Schloßherrn starrte.
    »Kümmern Sie sich um das Mädchen, Doktor. Ich muß Nicole suchen«, preßte Zamorra heiser hervor.
    Noch ehe Dr. Amondo den Mund zu einer Antwort öffnen konnte, rannte Zamorra aus dem Raum. Er hetzte durch den Gang und riß die nächste Tür auf.
    »Nicole?«
    Der Lichtstrahl der kleinen Taschenlampe huschte suchend umher und riß einige dunkle Möbelstücke, an denen sich Spinnweben zitternd im Luftzug bewegten, aus dem Dunkel. Schon jagte er weiter, riß Türen auf und knallte sie Sekunden später wieder zu.
    Ratlos stand Zamorra nach kurzer Zeit in der Halle.
    »Nicole«, flüsterte er fast unhörbar. Professor Zamorra liebte Nicole Duval auf eine selbstverständliche und unüberlegte Weise, wie man einen Menschen liebt, mit dem man Tag für Tag zusammen ist und dessen vorzügliche Eigenschaften man zu schätzen weiß. Wenn Nicole nun tot war… Alle Kraft wich aus Zamorras Körper. Sein Arm und seine Hand zitterten so, daß er die kleine Lampe fast nicht mehr halten konnte.
    Nur unter Aufbietung seiner ganzen Energie brachte Zamorra es fertig, die Treppe emporzusteigen. Er mußte noch die höherliegenden Räume durchsuchen. Als der Professor den oberen Absatz der Treppe erreicht hatte, war seine Schwäche verschwunden.
    Vor ihm dehnte sich der lange geräumige Korridor des oberen Stockwerkes aus. Der feine Strahl der Lampe drang in die Tiefe des Ganges.
    Die Türen an der Seite des Korridors waren bis auf eine geschlossen.
    Mit leisen katzenartigen Schritten bewegte sich Zamorra auf die offenstehende Tür zu. Sein Gesicht war bleich und wie aus Stein gemeißelt.
    Als Zamorras Hand den Knauf der alten massiven Holztür berührte, spürte er seine Kopfhaut kribbeln.
    Zamorras ausgeprägte Sensibilität ließ ihn die tödliche Gefahr spüren, die hinter dieser Tür lauerte. Langsam, alle Sinne gespannt, öffnete er sie.
    »Treten Sie doch näher, Professor Zamorra«, übertönte eine Stimme das leise Knarren der alten Holztür.
    Mit einem Blick nahm Zamorra alle Einzelheiten des vom flackernden gelblichen Kerzenlicht erhellten Raumes wahr. Ein paar Sessel, ein runder weißgedeckter Tisch, auf dem vier Kerzen brannten, bildeten das ganze Mobiliar.
    Auf einem der Sessel, dicht neben dem Tisch, saß mit übereinandergeschlagenen Beinen Señor Juan Perez, der einarmige, bärtige Historiker.
    Juan Perez, in Kleidung und Benehmen die falsche Jovialität des angesehenen Bürgers ausdrückend, erhob sich.
    Die beiden Männer standen sich gegenüber. Zwischen ihnen grinste, vom flackernden Licht der Kerzen gespenstisch belebt, der Totenschädel von der Wand herab. Innerhalb weniger Sekunden fiel die vertrauenerweckende und respektgebietende Maske des Historikers ab. Der ruhige Ausdruck seiner Augen erlosch und machte einem hinterhältigen Glitzern Platz. Innerhalb weniger Sekunden wurde aus dem jovialen Bürger der Dämonenknecht.
    »Ich bin Juan de Almagro. – Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe?« fügte er nach einer kurzen Pause heiser hinzu. Seine Stimme klang stolz, als brüste er sich mit seiner vollbrachten Heldentat.
    »Ich habe es gehört«, erwiderte Zamorra kalt und ohne sich zu bewegen. »Ich wußte es bereits.«
    »Was?« Mißtrauen und Wut schwangen in Perez-Almagros Stimme mit.
    »Ich weiß es erst, seitdem Nicole Duval verschwunden ist. Vorher war ich leider mit Blindheit geschlagen.«
    »Sie haben es gewußt«, stieß der Bärtige verächtlich aus. Um seine Geringschätzung deutlicher zu machen, lachte er höhnisch auf. »Hö- ren Sie zu, Zamorra. Sie legen doch großen Wert darauf, diese Nicole Duval wiederzusehen. Habe ich recht?« Die Stimme des einarmigen Spaniers klang leise und verhalten, aber sie wirkte in ihrer Monotonie bedrohlich.
    »Natürlich«, erwiderte Zamorra kurz und trat einen Schritt vor.
    »Wo ist Mademoiselle Duval?«
    Während Zamorras Stimme wie ein Peitschenhieb durch den Raum knallte, zuckte sein rechter Arm vor. Seine Hand krallte sich in Perez' Jacke. Er riß den Spanier zu sich heran.
    »Wo ist Nicole Duval?« Zamorra schüttelte den Bärtigen durch, so

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