Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0012 - Der Dämonenknecht

0012 - Der Dämonenknecht

Titel: 0012 - Der Dämonenknecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Maurer
Vom Netzwerk:
waren.
    Perez argwöhnte, daß Almagro, der eigentlich ein Gefangener des Dämons auf seinem eigenen Schloß war, Professor Zamorra zur Hilfe geholt hatte. Er teilte diesen Argwohn mit dem Inkageist. Damit war das Schicksal Don Marcelinos besiegelt gewesen.
    Der teuflische Dämon bestimmte, daß er durch die Hand seiner Tochter sterben mußte, während Perez Nicole Duval in die Hände Atahualpas gab. Das Quipu war Sekunden nach dem Verschwinden Nicoles durch die Wand, die das Tor zum Jenseits bildete, auf seinen Schoß geflogen.
    Der Diener des Dämons, der die Knotenschrift wohl entziffern konnte, erhielt durch das Quipu die Anweisung, in diese Halle im Seitenflügel zu kommen.
    Trotz seiner Kenntnisse des Schlosses und seiner Verdienste für den Dämon, war Perez noch nie in diesem Raum gewesen. Auch für ihn hatte das Tabu gegolten.
    Der einarmige bärtige Mann blieb geblendet von der funkelnden Pracht in der Tür stehen.
    »Komm näher, Juan Almagro«, dröhnte die mächtige Stimme des Riesen aus dem Thronsessel.
    Perez zuckte zusammen. Er glaubte, sich verhört zu haben und trat zögernd an den Sitz des Unheimlichen heran.
    »Almagro? Sagtest du Juan Almagro, Sohn der Sonne?«
    »Das ist dein eigentlicher Name. Du weißt es nicht, mein Diener, aber du bist der Mann, der für mich Franzisko Pizarro tötete.« Die Stimme des Dämons tönte hell durch die Halle.
    »Aber – aber das war doch vor über vierhundert Jahren«, stammelte Perez mit bleichen Lippen.
    »Du hast vor über vierhundert Jahren schon einmal gelebt«, echote es aus dem Thronsessel. »Deine heutige Existenz verdankst du nur dem Umstand, daß ich das große Werk noch nicht vollendet habe. Dazu brauche ich noch viele Menschen. Legionen von Menschen.«
    »Ich bin Juan de Almagro«, flüsterte Perez. Er horchte in sich hinein. Irgendwo in seinem Innern schien eine Glocke dröhnend zu läuten. Das blasse bärtige Gesicht überzog sich mit einer glühenden Röte. Er warf den Kopf in den Nacken.
    War er überhaupt noch mit gewöhnlichen Menschen vergleichbar?
    Hatte er nicht schon immer eine überirdische Macht in sich gespürt?
    Perez reckte sich.
    »Ich bin Juan de Almagro«, stieß er nun laut hervor.
    Einen Augenblick herrschte Stille. Durch die Fenster hindurch war das anschwellende Surren eines Autos zu hören. Scheinwerferlicht huschte geisterhaft über die dunklen zugezogenen Vorhänge.
    »Horch, dort kommt dieser Fremde. Er ist meinen dienstbaren Geistern entgangen.« Die Stimme des Dämons wurde schneidend.
    »Der Mann ist gefährlich, zeig ihm den Weg in die andere Welt, Juan de Almagro«, befahl er.
    »Ich werde dir wie immer gehorchen, Sohn der Sonne«, murmelte Perez alias Almagro. Er wandte sich um und schritt zur Tür.
    »Merke dir, du darfst nicht versagen«, dröhnte die Stimme des Dämons hinter ihm.
    »Juan de Almagro«, murmelte der Einarmige, während er durch die Gänge des düsteren Schlosses eilte. Er lebte also schon seit unendlichen Zeiten, das war ihm in diesen Minuten bewußt geworden.
    »Juan de Almagro.« Der Name schien in seinen Ohren wie Musik zu klingen.
    ***
    Sie standen in der fast dunklen Halle und lauschten.
    »Warten Sie«, flüsterte Dr. Amondo. Er tastete in die Innentasche seines Jacketts und zog eine kleine flache Taschenlampe hervor.
    Während er sie Zamorra reichte, rutschte die Tasche unter seinem Arm hervor und fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden.
    Die nächtliche Stille verstärkte das Geräusch zu einem Dröhnen.
    »Sie haben Befürchtungen wegen Ihrer Sekretärin, Professor?« flüsterte Amondo wieder, während er die Tasche aufhob.
    Zamorra, der es für lächerlich hielt, diese Tatsache in Abrede zu stellen, bestätigte Amondos Vermutung mit einem Nicken.
    »Genau das ist es, Doktor!«
    Mit erzwungener Ruhe schritt er, gefolgt von Dr. Amondo, weiter.
    Der Lichtkegel der Lampe wies ihm den Weg zu dem Gang, von dem das Zimmer abzweigte, wo er Nicole bei Maria und Don Marcelino de Almagro zurückgelassen hatte.
    Die Tür stand weit offen. Die letzten Schritte rannte Zamorra.
    »Nicole!«
    Keine Antwort.
    Die Nachttischlampe brannte noch und hüllte den Raum in dämmeriges Licht. Von Nicole Duval war keine Spur zu sehen.
    Langsam, Schritt für Schritt, bewegte Zamorra sich vorwärts. Maria de Almagro lag, oder richtiger, saß halb im Bett. Ihre Gesichtszüge waren verzerrt, und Schweiß bedeckte ihre kreideweiße Stirn.
    Der Blick Professor Zamorras wanderte zu der anderen Seite des Bettes hinüber.

Weitere Kostenlose Bücher