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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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und stieß jetzt an den Tisch.
    »Beuge dich!« befahl es mir dröhnend. »Beuge dich vor dem Zeichen des dreifachen Weges, der in der Mitte endet.«
    Ich erinnerte mich an Saddlys Warnung und machte den Zauber mit.
    Ich breitete die Arme aus und beugte mich vor, bis meine Stirn das kühle Holz der Tischplatte berührte.
    Es ging ganz schnell. Etwas Weiches, Wolliges breitete sich über mich aus. Und bevor ich recht begriffen hatte, daß eine Decke über geworfen worden war, fühlte ich mich von kräftigen Armen umschlungen. Sie drückten meinen Oberkörper auf die Tischplatte nieder. Hände packten meine zappelnden Beine und zerrten sie hoch, so daß ich mich nicht einmal abstoßen und die Burschen, die mich hielten, mit mir zur Erde reißen konnte. Es sah so aus, als wäre ich erledigt.
    Ich war es auch ziemlich. Daß ich nicht von Geistern gepackt worden war, hörte ich an dem Keuchen meiner Gegner.
    Derjenige, der sich mit meinem Beinen beschäftigte, bemühte sich jetzt, sie mit einem Strick zu umwickeln, wenigstens fühlte ich so etwas. Jedenfalls hielt er einen Augenblick lang nicht richtig fest. Ich zog das Knie stramm an und trat zu, und ich traf wohl ganz gut, denn er schrie auf. Ich brachte die Beine auf die Erde, schob sie weit unter den Tisch und riß meinen Oberkörper mit aller Kraft nach hinten.
    Ich kam nicht vom Tisch frei. Die Burschen lagen zu hart auf mir, und jeder von ihnen hielt mir einen Arm fest.
    Ich hörte, wie einer von ihnen keuchte: »So schaffen wir ihn nicht!«
    »Los, also!« knurrte der andere. Eine Hand löste sich vorsichtig von meinem linken Arm.
    Das Licht im Gehirn ging mir so schnell aus, daß ich nicht einmal den Schlag fühlte.
    ***
    Als ich die Augen blinzelnd öffnete, sah ich zuerst den warmen Schein einer Kerze, dann eine zweite, dritte, schließlich insgesamt zehn Stück, die zu je fünf in zwei Leuchtern verteilt rechts und links von mir standen. Ich schüttelte ein wenig den Kopf und sah mich um. Hallo, den Raum kannte ich. Das war das Chefzimmer des Krischnaisten-Klubs, in das ich mit Gewalt eingedrungen war. Unmittelbar vor mir befand sich der große Schreibtisch, und jetzt erst interessierte ich mich für meine eigene Lage.
    Ich saß in einem Sessel und war völlig intakt, lediglich meine Hände und meine Füße waren mit Schellen an die Lehnen und an die Beine des Stuhles gefesselt. Mir kam das verdammt mittelalterlich vor. Natürlich mußten sie längst wissen, daß ich ein G-man war, denn sicherlich hatten sie mich gefilzt, aber ich fühlte die Brieftasche rechts und den Revolver links noch an meiner Brust.
    Bevor ich mir noch recht klarwerden konnte, was der Unsinn eigentlich sollte, stand wie hingezaubert eine immerhin recht beeindruckende Gestalt im Raum.
    Charlot Canzer hatte von dem ›Goldenen‹ gesprochen, und hier war er. Er trug eine Kapuze und Umhang aus einem Stoff, der wie Brokat aussah und der im Kerzenlicht golden leuchtete. Über den Augenschlitzen in der Kapuze schimmerten das Ypsilon in Steinen, die ebensogut Diamanten wie geschliffenes Glas sein konnte. Jedenfalls sah der Bursche außerordentlich beeindruckend aus, und noch mehr imponierte mir, wie sie es immer wieder fertigbrachten, irgendwo aufzutauchen, ohne daß man feststellen konnte, woher sie kamen.
    Der ›Goldene‹ tat zwei rasche Schritte bis zum Schreibtisch und setzte sich dahinter, mir genau gegenüber.
    »Guten Abend, Mr. Cool«, sagte er ganz gemächlich. »Ich freue mich, Sie zu sehen, aber ich bin enttäuscht. Sie haben die Probe nicht bestanden.«
    »Welche Probe?« fragte ich.
    »Wer wirklich im Herzen zu uns gehört, der weiß, daß ihm im Hause Krischnas nichts Böses geschehen kann«, erklärte er freundlich. »Sie, Mr. Cool, wußten es leider nicht, und so sind Sie nicht reif für die letzten Geheimnisse.«
    »Sie sind ja lustig«, knurrte ich. »Ich werde aus dem Hinterhalt überfallen, und Sie verlangen, daß ich es einfach hinnehmen soll.«
    »Ja«, erwiderte er bestimmt, »genau das verlangen wir.«
    Ich brachte mit völlig zerknirschter Stimme heraus: »Ich bin untröstlich, ›Meister‹, daß ich versagt habe. Ich sehe ein, ich bin noch nicht reif. Bitte, belehren Sie mich. Machen Sie mich nicht unglücklich, indem Sie mich aus der Vereinigung ausstoßen. Mein Leben würde leer und ohne Sinn dadurch.«
    Ich dachte, er würde jetzt schallend lachen, aber er tat es nicht.
    »So«, sagte er nur, und dann schwieg er lange.
    »Wir wollen sehen«, sagte er schließlich

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