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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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auch nur falsche Dollar erhalten hatte. Wir rechneten, daß er sie nicht sehr genau ansehen würde, denn die Fälschungen waren schlecht, und da die Abendzeitungen bereits erste Notizen über den Selbstmord brachten, durften wir hoffen, daß er seinen Plan als gelungen betrachten würde.
    »Ann Thomper wird uns alles erzählen, was wir brauchen, um einem Mann die Hand auf die Schulter legen zu können«, sagte Mr. High.
    ***
    Wir warteten den ganzen nächsten Vormittag darauf, daß unser Arzt zu uns käme, um uns zu sagen, jetzt könnten wir Ann Thomper sprechen. Phil fragte zweimal den Chef, ob er nicht Dr. Lundy, so hieß unser Polizeiarzt, telefonisch daran erinnern wollte, wie dringend wir darauf warteten, daß er Ann wieder fit machte, aber Mr. High winkte ab.
    »Ich habe es ihm gesagt, als er die Patientin übernahm«, erklärte er, »und Lundy richtet sich danach. Wenn er uns noch nicht angerufen hat, so bedeutet das einfach, daß Ann Thomper noch nicht vernehmungsfähig ist.«
    Lundy rief auch weiterhin nicht an, dafür erschien er aber am frühen Nachmittag selbst.
    Er ließ sich in einen Sessel fallen und stöhnte: »Ich bin ganz schön erschossen. Genau drei Stunden habe ich in der vergangenen Nacht geschlafen. Ihre Patientin hält mich in Atem.«
    »Und wie geht es ihr?« fragte Mr. High.
    »Miserabel! Ich habe ihr in den letzten Stunden, seitdem ich sie in den Händen habe, zweimal Schlafmittel geben müssen. Sobald sie aufwacht, fängt sie an zu toben. An ein vernünftiges Wort ist nicht zu denken.«
    Er zündete sich eine Zigarette an. »Organisch ist sie völlig gesund, aber ich kann ihren Zustand nicht einfach damit abtun, daß ihre Nerven zerrüttet sind. Eher könnte man sagen, sie wäre wahnsinnig, aber jede echte Geisteskrankheit prägt auch dem Körper Spuren auf. Gewisse Reflexe funktionieren dann nicht mehr. Wenn Sie wollen, kann ich es so ausdrücken: Ann Thomper benimmt sich wie eine Wahnsinnige, ohne wahnsinnig zu sein.«
    Er wandte sich an mich.
    »Sie haben das Girl doch früher gekannt, Cotton. Wie war sie damals?«
    »Ein außerordentlich vernünftiges Mädchen. Sehr sachlich, sehr realistisch.«
    »Sehen Sie, um so unerklärlicher ist diese Wandlung. Sie scheint von einem ausgesprochenen Zerstörungstrieb gegen sich selbst besessen zu sein. Wir konnten sie mit Mühe und Not davon abhalten, sich aus dem Fenster zu stürzen und mußten sie ans Bett fesseln.«
    »Keine gute Botschaft, Doc«, sagte Mr. High, »aber Sie müssen etwas unternehmen, um sie wieder zur Vernunft zu bringen. Wir brauchen Auskünfte, die nur sie uns geben kann.«
    »Ich habe mit Professor Bitman vom Science Institut gesprochen. Er ist der Mann der in ganz Amerika am meisten vom menschlichen Gehirn versteht. Er kommt am Abend, sobald er seine Vorlesungen beendet hat, und sieht sich das Mädchen einmal an. Ich verspreche mir viel von ihm, denn ich, Mr. High, bin offen gestanden mit meinem Latein am Ende. Ich könnte höchstens noch darauf verweisen, daß die Zeit alles heilt, aber Sie dürften es eilig haben.«
    »Genau das. Rufen Sie mich bitte an, Dr. Lundy, sobald der Professor sich eine Meinung gebildet hat.«
    Ich sah betrübt, wie der Doktor abzog. Mir war die ganze Sache ja von Anfang an rätselhaft erschienen, und nun verknäulte sie sich so, daß die gelehrten Doktoren sich nicht einmal mehr in den Krankheiten auskannten, die die Leute sich holten, wenn sie dem Krischnaisten-Klub zu nahe gerieten.
    Mr. High verordnete keine neue Aktion, bis Ann Thomper zu Verstand bekommen war. Selbst wenn Blussock nicht, wie befohlen, heute abend die Liste der Mitglieder seines Klubs ablieferte, die auch im Besitz der goldenen Spirale waren, sollte nichts unternommen werden.
    Ich ging früh nach Hause und griff zur Whiskyflasche, um meiner schlechten Laune ein wenig abzuhelfen, und ich hielt das erste Glas in der Hand, als das Telefon läutete.
    Saddly Byer hing am anderen Ende.
    »Hallo, G-man«, sagte sie, »ich telefoniere schon den ganzen Tag für Sie. Passen Sie auf, Sie können eine Privatvorstellung im Klub haben.«
    Ich setzte das Glas ab.
    »Vielen Dank, Saddly, daß Sie das für mich geschaukelt haben.«
    »Es hat zweitausend gekostet«, antwortete sie. »Ich habe von mir fünfhundert dazugelegt, Ihr Einverständnis vorausgesetzt.«
    »Saddly«, sagte ich nachsichtig. »Sie haben tausend Dollar bezahlt und fünfhundert für sich eingestrichen. Versuchen Sie nicht, mich noch mehr auszunehmen.«
    Sie schwieg einen

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