0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
seine Tochter gesprochen hatte. Die Fährte zu Jack Smith entpuppte sich als Sackgasse, und wir brachen die Unterredung ab.
Ich gestand mir ein, daß wir auch nicht den Hauch eines Schrittes weitergekommen waren, seit wir zum erstenmal die Akten über die fünf Selbstmorde aufgeschlagen hatten.
»Es sieht fast so aus, als müßten wir zu Mr. High gehen und ihm sagen, daß es wirklich normale Selbstmorde nicht ganz normaler Leute gewesen sind«, sagte Phil.
»Augenblick«, antwortete ich. »Bis gestern abend war ich selbst dieser Ansicht, aber seit ich an dem Zauber bei diesen Krischnaisten teilgenommen habe, denke ich anders. Phil, sie verstehen es großartig, die Leute verrückt zu stimmen, und ich möchte herausfinden, ob sie sie verrückt genug zum Selbstmord machen können.«
»Du hast selbst den Sinn der ganzen Sache angezweifelt, Jerry. Bei Barrymore Maine erbte der Neffe, bei Mrs. Canzer und den Thompers erbten die Töchter. Bis auf die paar Legate erhielt keiner dieser Klubs etwas.«
»Aber bei Jennifer Bend verschwanden achttausend Dollar. No, Phil, wir bleiben dran. Übrigens, wie heißt der Neffe von Barrymore Maine?«
»Charles Landy, wenn ich mich recht erinnere. Warum?«
»Wir fangen ganz von vorn an. Maine war der erste Fall. Ich möchte seinen Neffen sprechen.«
Wir telefonierten mit seinem Büro. Landy war offenbar im Gegensatz zu seinem Erbonkel kräftig dabei, das ererbte Vermögen zu vermehren. Er unterhielt ein Büro in der Richmond Street, und seine Sekretärin bat uns auf den frühen Nachmittag. Dann sei noch eine Stunde frei.
Landy war ein Mann um die Vierzig mit schon schütterem Haar. Er neigte zur Korpulenz und war anscheinend stark kurzsichtig, denn er trug eine dicke geschliffene Brille, die kaum seine Augen erkennen ließ.
Er bot uns zwei bequeme Ledersessel in seinem Privatkontor an und fragte, was wir trinken möchten, und ob wir Zigarren oder Zigaretten wünschten. Der Sherry, den er uns servierte, war ausgezeichnet.
»Mr. Landy«, eröffnete ich das Gespräch, »das FBI hat die Nachforschungen nach den Todesumständen Ihres Onkeln im Zusammenhang mit einigen ändern Fällen wieder aufgenommen.«
»Zweifelt man daran, daß es Selbstmord war?« erkundigte er sich.
»Nicht direkt, aber es haben sich danach noch ein paar Fälle ereignet, die einen gewissen Zusammenhang aufwiesen. Es handelt sich durchweg um Personen, die sich ebenfalls für das Gebiet des Okkultismus interessierten wie Ihr Onkel.«
Hallo, mit diesen Satz schien ich bei Charles Landy das richtige Faß angestochen zu haben. Was heraussprudelte, war eine Schimpfkanonade über alle Leute, die sich mit einem solchen Quatsch befaßten und den Dummen damit das Geld aus der Tasche zögen. Man hätte dem dicken, gemütlich wirkenden Mann solche Erregung nicht zugetraut.
»Sechzigtausend Dollar habe ich an diese Banden bezahlen müssen«, schloß er schnaubend vor Wut.
»Na, Sie werden es verschmerzen könne, Mr. Landy«, beruhigte Phil. »Sie haben schließlich ein paar Millionen geerbt.«
»Haben Sie eine Ahnung«, fauchte er. »Onkel Barrymore hat zeit seines Lebens aus dem vollen gewirtschaftet, und es war verdammt wenig, was er hinterließ.« Er schloß abrupt, als habe er zuviel gesagt. »Meine Vermögenssorgen werden Sie kaum interessieren. Was kann ich sonst für Sie tun? Wenn Sie den Geisterklubs an den Kragen wollen, so bin ich Ihr Mann.«
»Vielen Dank, Mr. Landy. Wissen Sie, wir schwimmen in der ganzen Sache noch am Ufer. Können Sie uns nicht noch einen Tip geben? Mit welchem von seinen Klubs hat sich Ihr Onkel vornehmlich beschäftigt?«
»Zwecklos, Gentlemen«, antwortete er. »Ich würde Ihnen verdammt gern auf die Sprünge helfen, aber Onkel Barrymore war ein Eigenbrötler. Es gab nicht viele Leute, mit denen er über seine Interessen sprach. Sie glauben nicht, Mr. Cotton, wie sprachlos ich war, daß der Alte mich trotz seiner Abneigung zum Erben eingesetzt hatte. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn er mich mit einem alten Hundehalsband abgespeist hätte.«
Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, einen deutlichen Blick. Wir verabschiedeten uns.
Draußen sagte ich zu Phil, daß ich zum Hauptquartier fahren möchte, um Mr. High zu sprechen.
»Willst du aufgeben?« fragte er.
»Das ist nicht der richtige Ausdruck. Aber ich möchte den Chef fragen, ob er nicht einen anderen Mann für richtiger hält.«
Der Beamte an der Telefonzentrale, an dem wir vorbei mußten, stoppte uns.
»Für dich
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