Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0013 - Die Knochengrube

0013 - Die Knochengrube

Titel: 0013 - Die Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Friedrichs
Vom Netzwerk:
Weiteres – aber bei jedem Blitz konnte Zamorra die Umrisse des Passagierdampfers erkennen.
    Eine Viertelstunde, mehr Zeit benötigten sie nicht. Als erster erreichte Zamorra den Abgrund. Ja, der felsige Boden endete in einem scharfen Abbruch. Vor seinen Schuhspitzen ging es schätzungsweise dreißig Meter in die Tiefe.
    »Wir können nicht springen«, rief Rosa, »wir würden uns die Knochen brechen!«
    Zamorra lächelte beruhigend. »Keine Angst, ich habe schon einen Abstieg entdeckt. Passen Sie gut auf sich auf. Der Untergrund wird schlüpfrig sein, Sie müssen jeden Schritt absichern, bevor Sie riskieren, auszurutschen und abzustürzen.«
    Micaela und Rosa Saldana schauten sich an. Ihre Gefühle waren gemischt, das war ihren Mienen anzusehen. Es war eben kein Vergnügen, inmitten eines tobenden Gewitters einen Abhang hinunterzuklettern.
    Zamorra steuerte auf den Einschnitt zu, den er in der Klippenküste entdeckt hatte. In der Tat führte eine Art Treppe in die Tiefe. Natürlich konnte man sehr leicht ausgleiten, und die groben Stufen waren nicht breit, endeten rechts direkt an der Steilwand, links im Nichts. Der Professor und die beiden Frauen bewegten sich auf einem höllischen Pfad.
    Zamorra führte. Er war heilfroh, Gummisohlen unter den Schuhen zu haben.
    Plötzlich, sie hatten ein Viertel des Weges zurückgelegt, stieß Micaela einen spitzen Schrei aus. Zamorra wandte sich um. Gerade rechtzeitig, um nach der Hüfte der Schwarzhaarigen zu greifen und sie aufzufangen. Micaela hatte das Gleichgewicht verloren. Nicht, weil sie ausgerutscht, sondern weil sie mit dem linken Fuß ins Leere getreten war.
    Zamorra hielt sie fest. »Sie sollten die Schuhe ausziehen«, riet er.
    »Auch Sie, Rosa. Sie fühlen dann besser mit den Fußsohlen, ob Sie festen Boden oder ein tückisches Felsloch vor sich haben.«
    Die Schwestern befolgten den Rat. Auf diese Art bekamen sie wirklich mehr Sicherheit. Bis zur Ankunft auf dem schmalen Landstrich am Fuß der Klippen ereignete sich kein Zwischenfall mehr.
    Zamorra blickte zur »Estrella Negra« hinüber.
    Das Schiff war nicht hundert, sondern gute dreihundert Meter entfernt. Wegen der Klippen hatte das vom Hügel aus, auf dem sich die Knochengrube befand, die Augen getäuscht. Zamorra und seine Begleiterinnen standen vor der Entscheidung, sich in den Atlantik fallen zu lassen und mit den Wogen zu kämpfen. Der Professor traute sich die Kraftprobe zu. Aber die Frauen – würden sie es jemals durchhalten?
    »Himmel hilf«, stammelte Micaela, »soll es jetzt doch noch scheitern?«
    »Wagen wir es«, sagte Rosa.
    Zamorra kniff die Augen zusammen. »Einen Augenblick. Ich habe ein Felsloch entdeckt. Vielleicht gibt es dort drüben etwas Ähnliches wie eine Grotte, von der aus wir eine günstigere Ausgangsposition haben.«
    Er ging voran. Sie folgten ihm. Ungefähr eine Minute später hatten sie eine Höhle betreten, in der nur zwei schmale Gesteinsränder aus dem Wasser ragten. Der Rest der Unterseite lag unter Wasser. Und in diesem Hafenbecken schaukelte eine Schaluppe!
    Es war ein großes, gut erhaltenes Boot für ein Dutzend Passagiere mit fest installiertem Motor an der Heckseite. Wie Zamorra feststellte, waren alle Teile tadellos erhalten.
    »Es muß Fischern gehört haben«, sagte er. »Armen Teufeln, die von den Geistermatrosen umgebracht wurden. Steigen wir ein.«
    Wenig später hatte er den Motor zur Zündung gebracht. Hustend liefen sich die Kolben warm. Es gab einige volle Reservekanister, aus denen Zamorra Sprit in den Tank laufen ließ.
    »Wir fahren sofort mit direktem Kurs auf die ›Quimper‹ ab«, entschied er. »Es gibt einen Kompaß und einen Sextanten. Keine Schwierigkeit also, die Richtung zu berechnen und zu halten. Seetüchtig ist der Kahn auch, denn sonst wäre er wohl kaum hier. Und zuletzt gibt es einen sehr triftigen Grund, nicht die ›Estrella Negra‹ zu kapern: Wir würden viel Zeit damit verlieren, sie in Gang zu setzen, falls wir das überhaupt schaffen würden.«
    Er lenkte die Schaluppe aus der Grotte. In den nächsten Minuten mußte er schwitzen. Es war nämlich nicht einfach, das schwere Motorboot ohne Havarie zwischen den aus dem Meer ragenden Klippen hindurchzulenken.
    Endlich war es geschafft. Zamorra drehte voll auf. Er staunte, wie schnell die Schaluppe war. Sie brachte gute dreizehn bis vierzehn Knoten.
    »Sie sind doch ein Genie«, strahlte Rosa Saldana.
    ***
    Das Gewitter krachte wie Kanonendonner. Die Blitze schlugen wiederholt in

Weitere Kostenlose Bücher