0013 - Geister-Roulett
Gespräch beendet war, hatten mich zwei Bobbys und eine Menge Passanten eingekreist. »Das ist ein Terrorist!« schrie eine hysterische Frauenstimme.
Ein Bobby entwand mit die Beretta. »Sie sind festgenommen!« sagte er. »Sie haben…«
»Gar nichts habe ich!« fuhr ich den Man an. »Sehen Sie sich lieber mal meinen Ausweis an.« Ich griff in die Tasche und holte meine Sondervollmacht hervor.
Die Bobbys wurden blaß. »Irgendwelche Befehle, Sir?«
»Ja. Scheuchen Sie die Neugierigen davon. Und geben sie auf das Funkgerät acht. Ich bin in dem Haus Nummer achtzehn.«
»Jawohl, Sir.«
Ich nahm mir die Beretta wieder. Mit den Ellenbogen mußte ich mir den Weg durch die Gaffer bahnen. In meinem Innern tobte die Hölle. Ich hatte in den letzten Minuten einiges hinter mich gebracht, und ich hatte die Stimme meines Freundes gehört.
Aber wo befand sich Bill?
Ich konnte mir nur eine Möglichkeit vorstellen. Mein Freund mußte sich in dem schwarzen Wagen befunden haben. Dann hatten die Männer ihn also entführt. Aber wer waren sie?
Ich wollte Linda Blaine danach fragen, und bei Gott, sie würde mir eine Antwort geben.
So oder so…
Ich fand Linda Blaine nicht in ihrer Wohnung, sondern im Treppenhaus.
Sie bot ein bedauernswertes Bild. Das Frauenmonster hatte versucht, die Flucht zu ergreifen. Sie war über den Boden gerobbt, hatte nicht mehr die Kraft aufbringen können zu gehen. Die Macht des geweihten Kreuzes war zu stark.
Wie ein Tier kroch sie auf die Haustür zu und hob den Kopf, als ich den Flur betrat.
Mit dem Fuß trat ich die Tür zu. Von draußen sollte niemand sehen, was hier im Innern geschah.
Ich bückte mich.
Linda Blaine wollte mich anspeien, doch selbst dazu fehlte ihr die Kraft.
»Faß mich nicht an!« röchelte sie. »Nimm deine dreckigen Pfoten von…«
Ich packte die Frau am Kragen. »Hoch mit dir, Mörderin. Die Chancen stehen jetzt wieder besser für mich.«
Ich schleifte sie in den Living-room. Dort sah es aus wie nach einer Schlacht. Die gefährlichen magischen Strahlen hatten das übrige dazu getan und faustgroße Löcher in die Möbel gebrannt.
Ich hob einen Sessel hoch und ließ die Frau darin Platz nehmen. Nach wie vor baumelte das geweihte Kreuz vor ihrer Brust.
»Ich nehme es Ihnen ab«, sagte ich. »Aber nur, wenn Sie meine Fragen beantworten.«
Das linke Auge blickte mich an. Ich las darin Angst, Hass, aber auch so etwas wie Hoffnung.
»Nun?«
Das Sprechen bereitete ihr Mühe. »Was… was willst du wissen?«
»Alles.« Ich beugte mich über sie und nahm ihr das Kreuz ab. »Von Anfang an.«
Sie fing sich wieder. Damit sie nicht auf dumme Gedanken kam, ließ ich das Kreuz vor ihrem Auge pendeln.
»Wir wollten jung sein«, flüsterte sie. »Alle, die Geld hatten und sich damit vieles kaufen konnten, aber nicht ihre Jugend. Wir halten uns zu einem Club zusammengeschlossen und immer wieder über dieses eine Thema gesprochen. William F. Masters gehörte auch dazu. Eines Tages hörten wir von dem Van-Cordtland-Sanatorium. Der Leiter, Roger van Cordtland, sollte ein Experte auf dem Gebiet der Frischzellenkur sein. Er hatte sein Sanatorium erst vor wenigen Monaten eröffnet. Alle unsere Clubmitglieder beschlossen, dieses Haus aufzusuchen. Es waren nicht wenige. Sechs Wochen sollte eine Kur dauern. Schon nach einer Woche wurde uns klar, daß das Van-Cordtland-Sanatorium keine normale Klinik war, sondern daß dort Dinge geschahen, die der einfache Menschenverstand nicht begreifen konnte. Es war für uns ein völlig neuer Lernprozeß. Wir wurden mit Sachen konfrontiert, von denen die meisten noch nicht einmal etwas gelesen hatten.«
»Was waren das für Dinge?« stellte ich eine Zwischenfrage.
»Teufelsorgien!« Sie spie hervor. »Satansreigen. Und das Todesroulett!«
»Todesroulett?«
Ihr Gesicht verzerrte sich. »Noch besser gesagt, das Totenkopf-Roulett.« Sie kicherte böse.
»Was hat es damit auf sich?« wollte ich wissen.
»Es ist normales Roulett. Man sitzt am Tisch, spielt und…« Linda Blaine sprach nicht mehr weiter. Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht in namenlosem Schrecken. Weit riß sie den Mund auf. Die rechte Totenkopfhälfte des Gesichts verschwand. Haut bildete sich zurück. Faltige runzelige Haut.
Die Haut einer alten Frau…
Linda Blaine streckte mir beide Hände entgegen. »Der Fluch«, gurgelte sie. »Der Fluch des Asmodis. Er hat mich getroffen. O Grauen, ich… ich kann nicht…«
Ihre Finger umkrallten meine Handgelenke, drückten zu. Ich
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