0013 - Geister-Roulett
packte aber gleichzeitig zu, wandte einen Judogriff an und schmetterte Linda Blaine mit einem Hüftschwung zu Boden.
Sie brüllte, kam aber sofort wieder auf die Füße. Blitzschnell ergriff sie eine schwere Vase.
Mir fiel Bills Abenteuer ein. Mein Schädel sollte keine Bekanntschaft mit einer Vase machen.
Ich zog den Kopf ein.
Linda Blaine konnte den Wurf nicht mehr korrigieren. Das Gefäß wischte über meinem Kopf hinweg, prallte gegen die Wand und zersplitterte dort zu tausend Scherben.
Linda Blaine stieß einen Fluch aus. »Höllenfeuer!« schrie sie. »Es soll dich und deinen verdammten Kadaver verbrennen!«
Den Gefallen tat ihr das Höllenfeuer nicht. Außerdem war sie noch nicht Dämon genug, um mich mit schwarzmagischen Formeln besiegen zu können. Sie mußte weiterhin zu weltlichen Waffen greifen oder sich auf ihre körperlichen Kräfte verlassen.
Ein Stuhl kam ihr gelegen. Sie packte ihn und schwang ihn über ihren Kopf.
Das Sitzmöbel hätte mir sicherlich den Schädel und noch einiges mehr zertrümmert, doch da hielt ich schon mein geweihtes silbernes Kreuz in der Hand. Rasch und geschickt hatte ich es über meinen Kopf gestreift.
Linda Blaines Angriffsschwung verpuffte. Der Anblick des geweihten Kreuzes hatte sie geschockt. Sie blieb stehen wie von einer unsichtbaren Wand gestoppt. Der zum Schlag hochgehobene Stuhl rutschte ihr aus den Händen und polterte zu Boden.
Beide Arme riss sie schützend vor ihr Gesicht. »Nein!« schrie sie. »Tu es weg! Nimm es weg, verdammt!«
Ich schüttelte den Kopf, ging weiter auf die Frau zu.
Linda Blaine, die vom Satan Besessene, mußte zurückweichen. Die linke normale Gesichtshälfte war schmerzentstellt, das Auge rollte in der Höhle. Ich konnte das Weiße sehen.
Die andere Gesichtshälfte blieb weiterhin starr und ausdruckslos.
Eine Wand hielt sie auf.
»Sie werden mir die Fragen beantworten«, sagte ich hart. »Oder die Macht des Kreuzes wird Sie vernichten!«
Ihr Atem ging hastig. Die ausgestreckten Arme sanken herab. Mit dem Rücken an der Wand rutschte sie dem Fußboden entgegen.
Ich machte keinerlei Anstalten, sie aufzuhalten.
»Das Kreuz!« gurgelte sie, »nimm es weg. Weg damit…«
Ich kannte kein Mitleid, durfte es nicht kennen, wenn ich weiteres Unheil verhüten wollte. Mir war klar geworden, daß sich in aller Stille etwas abgespielt hatte, dessen Tragweite noch gar nicht zu übersehen war.
Linda Blaine hatte mit dem Versprechen auf ewige Jugend schon viele geködert. Ältere Personen, die auch Geld besaßen. Viel Geld sogar. Und Geld bedeutet Macht. Menschen mit Geld saßen an den Schalthebeln zur Macht. Wenn Asmodis sie in den Klauen hatte, ihnen das versprach, was sie mit ihrem Geld sieht nicht kaufen konnten, nämlich die Jugend, dann sah es sehr böse aus.
Meine Gedankenkette zerbrach, und ich konzentrierte mich wieder auf Linda Blaine.
Ihr Blick war zu Boden gerichtet. Sie konnte den Anblick des Kreuzes nicht ertragen. Zu sehr hatte sich Asmodis’ Geist schon in ihr manifestiert.
»Wo hast du Asmodis kennengelernt?« schrie ich. »Wo?« Ich ließ das Kreuz dicht vor ihrem Gesicht pendeln, wollte ihren Kopf herumdrehen, damit sie gezwungen war, das christliche Symbol anzusehen.
Ein schleifendes Geräusch hinter meinem Rücken warnte mich.
Aus der hockenden Stellung kreiselte ich herum.
Vor mir standen zwei schwarzgekleidete Männer!
***
Bill Conolly hatte das Gefühl, aus einem Whiskyrausch zu erwachen. Hinter seiner Stirn schienen sich sagenhafte Orgien abzuspielen. Es hämmerte, klopfte und tobte.
Der Reporter blieb erst einmal ruhig liegen, atmete tief durch. Er erlebte diesen Zustand nicht zum erstenmal, hatte gewissermaßen schon Routine und wußte genau, wie er sich verhalten mußte.
Zuerst stellte er fest, daß er gefahren wurde. Die Geräusche verrieten das. Hin und wieder änderte sich der Straßenbelag. Dann geriet der Mercedes ins Schaukeln, und in Bills Hirn explodierten wieder tausend Sonnen.
Die Ladefläche war nicht dunkel. Unter der Decke brannte eine Glühbirne. Sie verstreute trübes Licht, und Bill konnte erkennen, daß er auf einer Bahre festgeschnallt war und sich nicht mehr rühren konnte.
Lederriemen preßten ihm Arme und Beine hart gegen den Körper. Er konnte nur die Zehen bewegen und den Kopf drehen.
Er fragte sich, was die Kerle mit ihm vorhatten. Einen Grund für die Entführung konnte er sich nicht denken. Er war in der letzten Zeit keinem auf die Füße getreten, wenigstens nicht
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