0014 - Der Schreckenskult
gehört, steht auch dir und deiner Begleiterin zur Verfügung.«
»Meiner Begleiterin? Nicole? Wo ist sie? Ich muß sie sehen.«
Astokah führte Zamorra aus der geräumigen Kammer in eine andere im ersten Geschoß des würfelförmigen Baus. Hier lag Nicole Duval schlafend auf einem Fellager, mit einer bunten Decke zugedeckt. Sie erwachte, als Zamorra sie sacht an der Schulter schüttelte.
Ein hübsches Mädchen, ähnlich dem, das Zamorra bei seinem Erwachen gesehen hatte, kauerte in der Ecke.
Nicole war wie Zamorra sehr erstaunt und verwirrt, sich in einer völlig fremden Umgebung wiederzufinden. Auf ihre Fragen antwortete Astokah, Zamorra und Nicole seien im Tempel gefunden worden.
Von ihren Besitztümern, insbesondere dem Amulett Zamorras und seinem Revolver, wollte er nichts wissen. Zamorra begann nun, einen gesunden Hunger zu verspüren. Mochte er sein, wo er wollte, zunächst brauchte er jetzt erst einmal ein paar tüchtige Bissen zwischen die Zähne.
Nicole stimmte ihm hier völlig zu. Als sie den Imbiß zu sich nehmen wollten, den das braunhäutige grünäugige Mädchen in Zamorras Zimmer gebracht hatte, wehrte Astokah ab. Er lud Zamorra und Nicole zu einem Gastmahl ein.
Die beiden verließen das würfelförmige Gebäude. Sie fanden sich in einer Umgebung, die mit den Sümpfen des Okaloacoochee Slough nichts gemeinsam hatte. Bis zu den flach ansteigenden wellenförmigen Bergen im Westen erstreckte sich eine Savanne mit hohen Gräsern und einigen Busch- und Baumgruppen.
An einem Flüßchen war eine Siedlung errichtet, in der sich Zamorra und Nicole zur Zeit befanden. Es gab niedere grasgedeckte Hütten und kleine würfelförmige Häuser. Ein paar Felder erstreckten sich längs des flachen Flusses. Die größten Gebäude der Ansiedlung waren das würfelförmige Gebäude, aus dem Zamorra und Nicole gerade getreten waren, und ein auf einer Anhöhe stehender Rundbau mit spitz zulaufender Kuppel.
Kinder und Frauen starrten die beiden fremdartig gekleideten Besucher neugierig an. Die Frauen trugen allesamt Baströcke, die Männer – nur wenige waren im Dorf, die meisten auf den Feldern oder auf der Jagd – hatten Lendenschurze an. Das Klima war mild und warm.
Die hohen Laubbäume erschienen Zamorra fremdartig. In einem aus starken Pfählen gebildeten Korral weideten zwei Dutzend große Tiere, die wie eine Kreuzung zwischen Tapir und Elefant aussahen.
Sie hatten Zottelhaare, ihre Bäuche schleiften fast auf dem Boden.
Die Tiere machten einen friedfertigen Eindruck.
Unweit des Dorfes, nahe am Fluß, sah Zamorra ein großes hirschähnliches Tier, das eine dritte Geweihstange vorn auf der Nase trug.
»Was sind das für merkwürdige Tiere?« fragte Nicole.
»Ich habe eine Vermutung, aber die möchte ich noch nicht äußern«, sagte Zamorra.
Astokah führte sie durchs Dorf, das fünf- bis sechshundert Einwohner haben mochte. Alle Fragen beantwortete er gleichbleibend freundlich. Er kannte weder Europa noch Amerika, wie sich herausstellte, von der modernen Welt hatte er überhaupt keine Ahnung. Er erzählte vom großen Eis, das fast die ganze Welt bedeckt hatte und das sich nun wieder etwas zurückgezogen habe.
Von großen Reichen wußte er nichts, fremde Völker kannte er wenig. Es gab nur noch zwei andere Stämme in diesem Land, die wie die Starrakonen von der Jagd und vom Ackerbau lebten, sie hatten wenig Kontakt untereinander.
Weit, weit fort sollte es auch noch andere Menschen geben, aber so weit war kein Starrakone je gekommen.
Astokah führte Zamorra und Nicole nun zum Gastmahl, das wiederum in dem großen, würfelförmigen Bau stattfand. Es war sein Haus, wie er erklärte. Ein Dutzend Männer, ähnlich wie Astokah gekleidet, erwarteten die Gäste. Junge Mädchen trugen Speisen und Getränke auf.
Es gab frisches Wildbret und einen süßen, gegorenen Beerensaft, der berauschen konnte, wenn man zuviel davon trank. Zamorra sah sich die Dolche der Männer an, die in der großen, geschmückten Halle am Boden hockten und tafelten, und die Speere.
Dolche und Speerspitzen waren aus Bronze. Von den Gesprächen der anderen Männer konnte Zamorra kein Wort verstehen. Er fragte Astokah danach.
»Oh, ich vergaß«, sagte der. »Ich bin der oberste Priester der Starrakonen und als solcher der Magie mächtig und der Zauberei kundig. Durch eine einfache Beschwörung habe ich erreicht, daß wir uns verständigen können. Meine Zunge formt die Worte, die ich aussprechen will, in eure Sprache, wenn ich diese
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