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0015 - Der Morddämon

0015 - Der Morddämon

Titel: 0015 - Der Morddämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Traute Maahn
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gebildet aus dem chinesischen Wort Kitai.
    McTrash antwortete nicht. Noch wußte er nicht, wie er hierher in diese Umgebung kam. Er lag auf einem rotgepolsterten Sofa mit vergoldeten Füßen und Lehnen, in einer Art Halle, die mit grauweißen Marmorfliesen ausgestattet war. An den Wänden hingen Rollen aus Seide oder Papier mit asiatischen Schriftzeichen. Oben an der Decke hingen ein halbes Dutzend großer Glaslaternen, deren rote Kerzen flackerten.
    »Cathay«, fuhr der fremde Chinese mit dem furchteinflößenden Gesicht fort, »ist wie eine Religion. Schon im dreizehnten Jahrhundert haben Mongolen unter Dschingis-Khan mit Eroberungen begonnen. Kublai Khan, Dschingis’ großer Enkel, vollendete die Eroberung von Cathay. Ich bin in direkter Linie mit ihm verwandt. Ich bin der Kaiser von Cathay.«
    Ein Irrer! durchfuhr es McTrash. Dieser Kublai war ein Mongole. Und jetzt weiß ich auch, warum dieser Bursche mir so unsympathisch ist. Er ist mongolischer Abstammung. Ich habe es anfangs nicht bemerkt, aber ich habe Mongolen doch noch nie leiden können.
    Ganz allmählich nur kehrten auch die körperlichen Kräfte wieder zurück und nahmen Besitz von Stephen McTrash. Und sofort setzte die Frage ein: Was ist los? Warum bin ich hier? Was hat man mit mir gemacht?
    Er kam nur auf eine logische Antwort: Kidnapping.
    »Hören Sie zu, ich werde mich beim Gouverneur über Sie beschweren«, begann er.
    »Dschingis-Khan«, sagte der Mongole unbeeindruckt, »war wie ein Gott. Ich bin sein Nachkomme. Ich besitze die Macht, um diesem Teil von Asien neue Impulse zu geben. Aber zuerst muß ich alles beseitigen, was sich mir in den Weg stellt.«
    Stephen McTrash starrte den unheimlichen Fremden an und spürte von neuem das Grauen in sich aufsteigen. Dieser Mann war kein Irrer im üblichen Sinn. Er wollte zerstören, fühlte sich als Abgesandter einer fremden Macht, die nicht von dieser Erde war.
    Und Geistesgestörte sind gefährlich , fuhr es McTrash durch den Kopf.
    Ich muß ihn wie ein rohes Ei behandeln.
    Er wünschte sich nichts anderes, als fortzulaufen vor diesem Mann, von dem eine so akute fremdartige Bedrohung ausging.
    »Was wollen Sie von mir?« ächzte McTrash. »Es kann sich doch nur um einen Irrtum handeln, daß Ihre Leute mich in dieses Haus geschleppt haben. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Sie allein können mir helfen, denn ich kenne die elektronischen Schaltformeln nicht.«
    »Schaltformeln?« echote McTrash.
    »Ja, natürlich.« Ungeduld war in der Stimme des Mongolen zu erkennen. »Stellen Sie sich nicht so dumm, McTrash.« Jetzt sprach der furchterregende Mann ein akzentfreies Englisch. »Sie besitzen die S. M. P., ein Unternehmen, das ich mir dienstbar machen werde. Die Produkte Ihres Betriebes stellen schlechthin für mich das zwanzigste Jahrhundert dar. Betrachten Sie mich als Überbleibsel – oder Abgesandten – des dreizehnten Jahrhunderts. Damals waren die übersinnlichen Kräfte mancher Menschen noch mächtig. Auch mein Urahn Kublai Chan verstand diese Kunst. Ich besitze die Gabe genau wie er, Menschen zu beherrschen und sie meinem Willen Untertan zu machen.«
    Er machte eine Pause. »Ich heiße im übrigen Ming-Li, der Erlauchte.«
    Er kreuzte seine Arme vor dem roten Seidengewand. »Sie stellen in Ihrem Werk Roboter her, elektronische Datenverarbeitungsmaschinen in Menschengestalt. Sie werden ferngelenkt. Die Werbekampagne, die Sie abrollen ließen, hat mich interessiert. Sie versprachen jeder Hausfrau einen dienstbaren Geist in Form dieses Roboters. Er sollte jeden Tag die übliche Arbeit im Haus verrichten und vorher genau auf seine Aufgaben einprogrammiert werden.« Fast schläfrig klang jetzt die Stimme von Ming-Li.
    »Ich beabsichtige, die gigantischen Kräfte des dreizehnten Jahrhunderts mit den modernen Kräften zu verbinden. Kurz: Ich brauche Ihre Roboter, um Hongkong zu vernichten. Aber das wird erst der Anfang sein. Von Hongkong aus fallen meine Leute über ganz Asien her, dann kommt Europa an die Reihe – und schließlich sind es Afrika und die anderen Kontinente.«
    Stephen McTrashs Geist faßte die Worte nicht, die Ming-Li aussprach. »Ihre Leute?« krächzte er. »Wer sind Ihre Leute?«
    »Sie erinnern sich an die vier Chinesen im grauen Kittel, die Sie von Ihrem Büro abholten?«
    McTrash stand der Schweiß auf der Stirn. Er erinnerte sich an die Hypnose, der er verfallen war. Was hatten die Chinesen in ihren Händen getragen? Edelsteine? Spiegel? Mit Hilfe dieser handgroßen Fremdkörper

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