0016 - Die Geister von Gol
etwa zwanzig Prozent ihres Durchmessers. Sie war ein unheimliches, rätselhaftes Gebilde.
„Ich kann mir nicht helfen" meldete Bull, während sich die drei Wagen im Gänsemarsch um die steile Flanke eines Berges herumwanden, „das Ding macht mich nervös."
„Können wir nichts dagegen tun?" fragte Rhodan zurück. „Zum Beispiel darauf schießen!" Zur Überraschung aller, die das Gespräch mit anhörten, sagte Rhodan ruhig: „Also gut. Kolonne halt! Commander Bull versucht sein Glück."
Die Wagen blieben mit laufenden Motoren stehen, und am Aufbau des letzten war eine Bewegung zu erkennen, als Bull seine Waffen einschwenkte. Man konnte Bulls Stimme hören: „Fertig, Nyssen?"
„Fertig."
Der kräftige Strahl der energiereichen Waffe war von Rhodans Wagen aus deutlich zu sehen.
Nyssens Salve traf die Kugel voll. Selbst auf dem ultrarot angeleuchteten Bildschirm, der üblicherweise nur schwarzweiß zeichnete, war zu erkennen, daß die Kugel die Farbe wechselte. Bull verstand das als Erfolg seiner Aktion und stieß einen triumphierenden Schrei aus.
Aber dann verschluckte er sich. Die Kugel, offenbar weit davon entfernt, von der Desintegratorsalve beeindruckt zu sein, begann anzuschwellen. Sie hatte ihre ursprüngliche Farbe wiedergewonnen und wuchs rapide.
Die Blicke der Menschen in den Wagen hafteten starr auf den Bildschirmen. Bulls Stöhnen kam deutlich über den Telekom. Jedermann schien sprachlos zu sein.
Rhodan war der einzige, der dieses Ergebnis vorausgesehen hatte.
„Weiter!" befahl er mit harter Stimme. „Niemand kümmert sich mehr um das Ding! Es tut uns nichts, also brauchen wir uns nicht nervös machen zu lassen."
Sein Befehl riß sie alle aus ihrem Brüten. Tanaka Seiko beschwerte sich über Kopfschmerzen.
„Seit wann?" fragte Rhodan. „Seit dem Schuß", antwortete Tanaka stöhnend.
Rhodan nickte. Von der Kugel ging Hyperstrahlung aus, die in allen Phasen oder auch nur teilweise auf Tanakas Gehirn einwirkte. Seitdem die Kugel die gesamte Energie des Desintegratorschusses in sich aufgesogen hatte, war ihre Ausstrahlung offenbar kräftig genug, um dem Japaner Kopfschmerzen zu verursachen. Das war eindeutig und in keiner Weise rätselhaft.
Interessant für Rhodan war jedoch, daß Tanaka Seiko beim ersten Ausflug unter der Strahlung einer wesentlich kleineren Kugel nahezu ohnmächtig geworden war. Es schien also wenigstens zwei verschiedene Sorten solcher Kugeln zu geben, und das, worin sie sich voneinander unterschieden, war die Energie - oder die Dimension - der emittierten Strahlung.
Die Wagen nahmen ihren Marsch wieder auf und näherten sich dem Ende des Hochtals, das ihnen bisher so unerwartet freie und schnelle Fahrt gestattet hatte.. Am Ende des Tals begann die große Mühe, die sie für Stunden von der leuchtenden Kugel ablenkte. Rhodan stand vor der Wahl, einen gewaltigen Umweg zu fahren, der sie mindestens zwanzig zusätzliche Stunden gekostet hätte, oder seine Wagen Berghänge hinaufklettern zu lassen, von denen er zunächst noch nicht wußte, ob die Wagen sie wirklich bewältigen könnten.
Trotzdem entschied er sich für das letztere. Nicht zuletzt deswegen, weil er, bevor er sich noch entschied, Thoras Nachricht aus der STARDUST empfangen hatte: „Fünf unserer Schirmfeldgeneratoren sind für nahezu zehn Minuten ausgefallen. Im Augenblick beobachten wir eine große Anzahl von Leuchterscheinungen, die sich in der Nähe des Schiffes bewegen."
Die Sorge um das Schiff war ihrer Stimme anzumerken gewesen. Rhodan hatte sie gebeten, ihm jede Veränderung der Lage sofort mitzuteilen. Für ihn bestand kein Zweifel mehr daran, daß es den Energiewesen möglich war, die Energie, die in den Schutzschirmen steckte, zum Teil abzusaugen und die Generatoren dadurch zum Leerlauf zu bringen.
Er hielt seine drei Wagen zusammen und begann mit ihnen den Aufstieg. Die Wand, die sich vor ihnen auftürmte, war höher, als, daß die Scheinwerfer sie bis zum Grat hinauf hätten ausleuchten können.
Rhodan glaubte jedoch, aus dem Winkel, den zwei aneinandergrenzende Bergflanken miteinander bildeten, mit einiger Sicherheit schließen zu können, daß das Hindernis nicht höher als etwa fünfzehnhundert Meter sei.
Die Stimmung an Bord der Wagen war eigenartig. Tanaka Seiko litt immer noch unter bohrenden Kopfschmerzen, denn die leuchtende Riesenkugel folgte der Karawane unentwegt. Rhodan hatte sich in jene eiskalte und zielstrebige Härte geflüchtet, die stets in kritischen Situationen sein
Weitere Kostenlose Bücher