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0016 - Die Geister von Gol

Titel: 0016 - Die Geister von Gol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Mahr
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wußte, daß der Japaner die Fähigkeit besaß, durch die Kraft seines Willens seine optische Wahrnehmung so einzustellen, daß die kristalline Struktur jedweder Materie für ihn effektiv durchsichtig wurde, er hätte ihn für einen gehalten, der gerade über ein ernstes Problem tiefsinnig nachdachte.
    „Feuer!" befahl Thora. Sie achtete auf Sengu. Minutenlang starrte er durch die Wand. Thora sah Schweißperlen sich auf seiner Stirn bilden. Sie wollte ihn fragen, aber sie wußte, daß es nutzlos war, ihn in seiner Aufmerksamkeit zu unterbrechen. Plötzlich sank er vornüber.
    „Aufhören!" keuchte er. „Sofort!"
    „Feuer einstellen!" reagierte Thora. Sengu warf sich in einen Sessel. Sein Atem ging so rasch und heftig, daß er eine Weile brauchte, bis er das erste Wort hervorbrachte.
    „Sie schlucken ... alles. Die Thermostrahlen dringen in ihren Körper ein, aber nicht hindurch. Das Leuchten wird intensiver, und die Größe der Erscheinungen wächst. Es sieht so aus, als fräßen sie die Energie der Schüsse in sich hinein."
    Sengu wußte nicht, was Thora wußte - daß Bull vor ein paar Stunden ein ähnliches Experiment angestellt hatte.
    Sie überlegte sich, ob sie mit dem Neutronenstrahler einen zweiten Versuch machen solle. Neutronen waren Korpuskeln, keine Energie in diesem Sinne. Vielleicht...
    „Achtung!" schrie Sengu. „Sie kommen heran!" Thora fühlte sich erbärmlich. „Was tun sie?" fragte sie atemlos. Im nächsten Augenblick wußte sie es selbst.
    Ein mächtiger Ruck fuhr durch das Schiff. Thora stürzte zu Boden, und als sie sich nach den Augenblicken des größten Schrecks wieder aufrichten wollte, spürte sie, daß sich ihr Gewicht wenigstens verdreifacht hatte.
    Sengu war tief in den Sessel gesunken und starrte durch die Wand.
    „Sie sind jetzt ganz dicht heran", keuchte er. „Sie sitzen auf der Außenwand."
    Aus dem Interkom schrie eine Stimme: „Antrieb arbeitet nur noch mit siebzig Prozent! Neutralisationsfelder im Innern des Schiffes sind geschwächt!"
    Es war der Ingenieur, und diesmal klang mehr Angst aus seiner Stimme Thora richtete sich auf und schleppte sich zum Mikrophon.
    „Versuchen Sie zu starten!" hauchte sie.
    Der Andruck zwängte ihren Körper wie in einen zu engen Panzer und machte ihr das Atmen schwer.
    „Auf Ihre Verantwortung. Madam!" antwortete der Ingenieur.
    Auf der Kontrolltafel begannen die Lichter zu spielen, als der Ingenieur die Steuerung des Schiffes in den technischen Leitstand übernahm. Thora starrte die Lampen an, als habe sie sie nie zuvor gesehen, und wartete auf das beruhigende Grün des Startsignals.
    Es kam. Eine Sekunde, zwei Sekunden, drei Sekunden leuchtete es hell von der Tafel, dann erlosch es wieder, und das Schiff hatte sich nicht gerührt.
    Thora schrie auf, unartikuliert und von Angst geschüttelt.
    „Der Antrieb setzt aus!" meldete der Ingenieur, und die Einsicht, daß er jetzt nichts mehr tun könne, hatte ihm offenbar die Ruhe zurückgegeben. Wuriu Sengu stieß ein dumpfes Stöhnen aus.
    „Sie sind riesengroß geworden, riesengroß ..."
    „Aber wir müssen doch etwas tun!" schrie Thora.
    Sie machte einen Schritt auf Sengu zu. Irgend etwas geschah in diesem Augenblick. Es riß sie vornüber, und sie stürzte zum zweitenmal innerhalb weniger Minuten.
    Der Sturz war heftig. Ein wenig benommen richtete sie sich auf und sah nach Sengu. Der Hals schmerzte nicht mehr bei dieser Bewegung. Sie stand auf und merkte, daß die Schwere von ihr abgefallen war und sie wieder ihr normales Körpergewicht besaß. Der Japaner lächelte.
    „Sie sind weg, Madam", sagte er ruhig. „Ganz plötzlich verschwunden."
    Thora sah sich um, als suche sie den Grund für dieses Wunder irgendwo in der Zentrale. Ihr Blick fiel auf den Oszillographenschirm des Strukturtasters. Starr leuchteten darauf die modulierten Sinusschwingungen der Sendung des Unbekannten, um dessentwillen Rhodan diesen waghalsigen Flug unternommen hatte. Mechanisch sah sie auf die Uhr. Die Sendung war pünktlich wie immer.
     
    *
     
    Rhodan hatte gerade den Entschluß gefaßt, die Expedition abzubrechen und zur STARDUST zurückzukehren, als sich das Schiff wieder meldete. Er hatte den Wagen anlaufen lassen und schlug das Steuer zur Wendeschleife ein, als Deringhouse hinter ihm aufschrie: „Da sind sie wieder, Sir!" „... an Rhodan. STARDUST an Kommandant Rhodan!" sagte der Telekom.
    Es war Thoras Stimme, und Rhodan erinnerte sich nicht, sie jemals so tonlos gehört zu haben. Ungeduldig riß er

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