0016 - Ich gewann die letzte Runde
Verhandlungsprotokolle zwischen dem Botschafter und dem Vertreter einer großen amerikanischen Firma über die Erschließung von Silbererzvorkommen in dem Land des Botschafters aufgezeichnet waren. Diese Dokumente stellen einen erheblichen Wert für andere Firmen, auch die Firmen fremder Staaten, dar, die sich ebenfalls für die Erschließung jener Vorkommen interessieren. Der Ablauf der Tat geschah hier auf völlig andere Weise. Nach Aussagen des Wächters ist der Handelsattache der Botschaft gegen neun Uhr abends noch einmal zurückgekehrt. Der Wächter hatte natürlich keine Bedenken, ihn passieren zu lassen. Der Mann blieb ungefähr eine halbe Stunde im Haus, kam dann wieder heraus, grüßte freundlich und ging. Seitdem ist er verschwunden.«
»Na also!« brummte ein Kollege. »Klarer Fall.«
Fathgown hatte die Worte gehört. »Das dachten wir auch«, sagte er laut, »bis wir durch die Nachforschungen auf den Haken stießen, den dieser angeblich so klare Fall hat.« Er hob die Stimme. »Es steht einwandfrei fest, daß der Handelsattaché an jenem Abend an einer Gesellschaft teilnahm, die er erst wenige Minuten vor elf verließ. Seitdem ist er zwar nicht mehr gesehen worden, aber der Mann, der als Handelsattaché in die Botschaft kam, erschien dort schon um neun Uhr.«
Einen Augenblick lang herrschte verblüfftes Schweigen. Ich hob den Arm zu einer Frage.
»War es eine große Gesellschaft, die der fragliche Mann besuchte?«
»Vielleicht vierzig Leute!«
»Es ist in einem Trubel von vierzig Personen meistens einfach, für eine halbe Stunde oder länger zu verschwinden«, gab ich zu bedenken.
»Auch wir neigen zu der Meinung«, gab Fathgown zu, »obwohl die Teilnehmer jener Gesellschaft steif und fest behaupten, der Attaché wäre die ganze Zeit bei ihnen gewesen. Ihr wißt ja alle, was Zeugenaussagen manchmal wert sind. So weit die Taten, die in der Art sehr ähnlich, in der Ausführung allerdings grundverschieden sind. Zwei Verbrechen dieser Art in einem Monat sind zuviel. Von den Tätern fehlt uns bisher jede Spur. Wir müssen aber befürchten, daß sich eine solche Tat wiederholt. Als Gastland sind die Vereinigten Staaten dafür verantwortlich, daß die Botschafter fremder Staaten in unserem Land ungestört ihren Geschäften nachgehen können. Eine erfolgreiche Wiederholung eines solchen Raubes könnte zu erheblichen diplomatischen Komplikationen führen. Die FBI-Zentrale hat daher beschlossen, auf Wunsch der Regierung jeder Botschaft und jedem wichtigen Verwaltungsgebäude sofort eine Gruppe von zwei G-men als ständige Bewachung zur Verfügung zu stellen, da unsere Washingtoner Beamten voll mit der Aufklärung der beiden Einbrüche beschäftigt sind.«
Ich glaube, es gab keinen unter den Zuhörern, der nicht ein langes Gesicht zog. Bewachungsaufgaben! Dazu hatten sie uns aus allen Winkeln der Staaten hergeholt? Eine Gastrolle als Wach- und Schließgesellschaft sollten wir geben? Offen gestanden, wir fanden das sehr unter unserer Würde.
Phil und ich erwischten die Botschaft eines kleinen südamerikanischen Staates.
Fathgown gab Einzelheiten der Berichterstattung bekannt, nannte uns seine Telefonnummer und verabschiedete jeden von uns mit Handschlag.
»Lies das«, sagte Phil draußen auf der Straße und übergab mir die Liste, die Fathgown uns zum Abschied in die Hand gedrückt hatte. »Vierundzwanzig Stunden Dienst. Tagsüber Anwesenheit eines Beamten erforderlich, nachts beider, Patrouillengänge ums Haus vorgesehen. Schlafen nur abwechselnd. Berichterstattung jeden Morgen. Bei besonderen Vorkommnissen sofort 2 63 40 wählen. Die Botschaft liegt in der General Grant Avenue 38. Dienstantritt sofort.«
Eine halbe Stunde später saßen wir im Empfangsraum der Botschaft.
»Mein Name ist Miguel Cagueros«, stellte sich unser Gesprächspartner vor. »Seine Exzellenz, der Botschafter, hat mich beauftragt, mich Ihrer anzunehmen.«
»Sehr erfreut«, murmelte ich und ergriff seine Hand. »Werden wir Gelegenheit haben, den Botschafter selber zu sehen, um Sicherheitsmaßnahmen mit ihm zu besprechen?«
Cagueros lächelte gewinnend.
»Seine Exzellenz ist heute leider außerordentlich beschäftigt, hofft jedoch, Sie morgen empfangen zu können. Ihre Wünsche wollen Sie bitte mir mitteilen. Ich werde sie Seiner Exzellenz sofort unterbreiten.«
»Okay«, meinte ich. »Sehen wir uns mal die Gegend an.«
Er führte uns wieder aus dem Haus hinaus, die Freitreppe hinunter, quer durch den Park, bis fast an das
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