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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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schaltete auf »halbe Fahrt«, während links und rechts die gefährlichen Klippen vorbeiglitten. In der Lagune drehte er sofort wieder auf, der Bug des Bootes hob sich fast aus dem Wasser, und nur wenige Minuten später stießen die Fender mit einem dumpfen Geräusch an die morschen Stegplanken.
    Nicole Duval wartete bereits.
    Die Taschenlampe in ihrer Hand hatte sie ausgeknipst, das hübsche Gesicht wirkte blaß und erregt.
    »Kitty ist verschwunden«, stieß sie hervor. »Ich habe sie überall gesucht, aber ich kann sie nicht finden. Und ich glaube, sie ist zum Landsitz des Grafen gegangen…«
    ***
    Die »Aloha II« dümpelte friedlich auf den Wellen. Zwischen den Federwipfeln der Palmen leuchteten fahlweiße Mauern im Mondlicht.
    Der Landsitz des Grafen Chaldras wirkte still, friedlich – aber die vier Menschen, die sich dem Haus näherten, wußten nur zu gut, daß es ein trügerischer Friede war.
    Die »Rosalie« glitt ohne Motorkraft in den Hafen, legte dicht neben der verlassenen »Aloha II« an. Professor Zamorra sprang als erster an Land, die anderen folgten ihm. Nur Nicole Duval blieb in der Flicht zurück. Ihre Augen verdunkelten sich, als sie die zierliche Pistole musterte, die ihr Zamorra in die Hand gedrückt hatte. Sie konnte damit umgehen – einige unheimliche Erlebnisse, in die sie verwickelt worden war, hatten es ihr geraten scheinen lassen, Schießen zu lernen und einen Judokursus zu belegen. Jetzt allerdings spürte sie, daß ihre Hände zitterten. Sie solle sofort ablegen und in der Lagune Schutz suchen, falls etwas passiere, hatte ihr Zamorra eingeschärft. Und im Falle eines Falles müsse sie nach Möglichkeit das Herz des eventuellen Angreifers treffen. Nicole hatte genickt, hatte versucht, sich zusammenzunehmen – aber sie bezweifelte, daß sie im entscheidenden Moment überhaupt die Nerven haben würde, richtig zu zielen.
    Zamorra, Bill Fleming und Dermot Devlin nahmen den Pfad, der vom Strand zum Haus hinaufführte.
    Der Professor trug eine große verschlossene Flasche bei sich – eine Flasche, die ebenfalls aus seinem geheimnisvollen schwarzen Koffer stammte. »Hühnerblut«, hatte er lakonisch auf die Frage erklärt, was sie enthalte. Bill Flemings schockierten Blick glaubte er noch jetzt zu spüren, aber es war einfach keine Zeit, erst noch ausgiebig über die Maßnahmen zu diskutieren, die er für notwendig hielt.
    Sehr vorsichtig näherten sie sich dem Haus. Einen Zaun oder eine Grundstücksmauer gab es nicht – nur Palmen, eine Art Vorplatz mit einem Springbrunnen und Sträucher voller exotischer, betäubend duftender Blüten und im Hintergrund die schwarze Wand des Waldes. Alle Fenster waren dunkel, die schweren Türflügel verschlossen. Kein Laut drang nach draußen, und Zamorra nahm an, daß sich die Bewohner des Hauses bereits auf das Ende der Nacht vorbereiteten.
    Noch war der Palmenhain erfüllt von ungewissen Schatten. Zamorra gab seine Befehle im Flüsterton. Bill Fleming blieb zurück, in der Nähe des Pfades. Dermot Devlin umrundete das Haus, um die Rückfront zu beobachten, und erst als sein Signal erklang, ein täuschend echt nachgeahmter Vogelschrei, machte sich Professor Zamorra an die Arbeit.
    Er zog einen Kreis um das Haus – einen magischen Kreis aus Blut und einigen anderen Essenzen, der die Mächte der Finsternis eindämmte und den kein übernatürliches Geschöpf überschreiten konnte. Zamorra nahm sich Zeit, er wußte, wie wichtig es war, daß der Kreis keine Lücke aufwies. Ganz sicher konnte er trotz allem nicht sein – Sand mochte die magischen Linien verwehen, ein Tier den Boden aufwühlen – doch als er Bill zu warten gebeten hatte und wieder auf der Rückseite des Hauses angelangt war, wußte er jedenfalls, daß sich die Gefahr auf ein Mindestmaß reduziert hatte.
    Dermot Devlin kauerte hinter einem Felsen im Schatten. Aus schmalen Augen starrte er den Professor an. »Soll ich nicht lieber mitkommen?« fragte er halblaut.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich! Ich brauche Rückendeckung. Und falls mir etwas geschieht, müssen Sie und Bill versuchen, Kitty zu helfen.«
    Der Ire nickte nur.
    Zamorra lächelte ihm zu, dann wandte er sich ab. Geduckt huschte er über den freien Platz zwischen Waldrand und Haus, erreichte die Mauer unter einem der niedrigen Fenster und blieb lauschend stehen. Nichts rührte sich.
    Das Haus war so still wie ein Friedhof um Mitternacht. Der Professor sah noch einmal prüfend in die Runde, dann zog er sich

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