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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Wiemer
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schreiben.
    Er lehnte sich zurück und senkte die Lider.
    Vor seinen inneren Augen erstand das Panorama einer südlichen Insel: Palmen an einem sanft geschwungenen Strand, blaues Wasser und Sonnenschein. Das Bild war so deutlich, als könne er es tatsächlich vor sich sehen. Er glaubte förmlich, die Hitze der Sonne zu spüren, den sanften Wind auf der Haut – aber merkwürdigerweise brachte er es nicht fertig, das alles als ein friedliches Bild zu empfinden.
    Irgend etwas anderes schob sich dazwischen. Etwas, das Zamorra nicht genau identifizieren konnte, das sich dem geistigen Zugriff entzog.
    Ein Gesicht? Augen…?
    Die Vision der Insel verschwand. Für eine kurze, blitzhafte Sekunde hatte Zamorra das Gefühl, als sei über einen Abgrund an Zeit und Raum hinweg ein Blick auf ihn gerichtet. Ein Blick, der ihn erschreckte, in dem er eine dunkle Drohung las und der… »Chef?« drang Nicoles Stimme in sein Bewußtsein.
    Er atmete tief durch und öffnete die Augen.
    Die Unruhe in ihm war da, war spürbar, war nicht mehr wegzuleugnen. Zamorra hatte im Laufe der Zeit bei seinen Forschungen einen Instinkt entwickelt, der den meisten Menschen fremd war: Höchste Empfänglichkeit für Stimmungen, Strömungen, verborgene Ausstrahlungen – eine Art Hypersensibilität, die ein Laie vielleicht als Ahnungen bezeichnet hätte. Und dieses Gespür für die tief verborgenen Strömungen der Wirklichkeit sagte ihm jetzt, daß etwas nicht stimmte mit Bill Flemings Brief, daß sein Freund in Gefahr war – und daß auf jener romantischen Insel weit mehr auf ihn wartete als ein unbeschwerter Urlaub.
    Er hob den Kopf. Nicole hatte die Arme verschränkt. Jeder Blitzschlag, jedes Donnerrollen schien in ihren dunklen Augen eine Art flackernden Widerschein zu finden.
    Zamorra lächelte.
    »Sie haben also nichts dagegen, kurzfristig einen Hawaiiurlaub anzusetzen?« vergewisserte er sich. Nicoles Augen wurden groß.
    Für einen Moment vergaß sie das tobende Gewitter. Die Goldfunken in dem dunklen Irisring begannen wieder zu tanzen.
    »Ob ich etwas dagegen habe, Chef? Na, hören Sie mal! Das Schloß hier ist ja sehr hübsch, und Frankreich ist natürlich das schönste Land der Welt, aber um diese Jahreszeit…«
    Zamorra lachte, doch in Wahrheit war ihm gar nicht nach Lachen zumute.
    Ein Teil seines Selbst wußte genau, daß dies kein unbeschwerter Urlaub werden würde. Aber Nicole so etwas erklären zu wollen, das war so aussichtslos wie der Versuch, dem Columbusdenkmal in New York das Sprechen beizubringen.
    Er lehnte sich zurück.
    »Okay«, sagte er ruhig. »Ich werde Bill und Kitty benachrichtigen, daß wir kommen. Wir fahren so bald wie möglich.«
    ***
    Die Insel hieß Mauna Loa, was soviel wie großer Berg bedeutete und sich vermutlich auf die allerdings recht bescheidene Anhöhe an ihrer Spitze bezog.
    Der Berg, die roten Klippen im Norden und ein Stück Küste, das mit den vorgelagerten Felsen einen natürlichen Hafen bildete, gehörte dem einzigen ständigen Bewohner, irgendeinem reichen Adligen, der sich, aus welchen Gründen auch immer, von der Zivilisation in die Einsamkeit zurückgezogen hatte. Dichter Wald, im Naturzustand belassen, bildete das Zentrum der Insel, und im Süden gab es etwa ein Dutzend komfortabler Ferienhäuser, von denen allerdings im Moment nur ein einziges bewohnt war.
    Bill Fleming und Kitty Silver hatten bereits zwei Ferientage hinter sich.
    Sie waren noch nicht auf der Nordseite der Insel gewesen – der Landsitz des als Sonderling geltenden Grafen Chaldras interessierte sie nicht übermäßig. Dafür hatten sie ihren Zipfel der Insel erforscht: ein terrassenförmig abfallender Hang, Palmen, die Schatten spendeten, schneeweißer Sandstrand, der sich im Bogen um die Badebucht herumzog. Das Wasser war kristallklar und durchsichtig, das vorgelagerte Korallenriff wirkte wie eine unregelmäßig auf das Blau des Meeres getupfte rote Linie. Das Wetter war herrlich, die Sonne strahlte, eine ständige leichte Brise sorgte für Kühlung – und am Abend des zweiten Tages hatten Kitty und Bill immer noch nichts entdeckt, was die Vollkommenheit dieses Urparadieses gestört hätte.
    Kitty bereitete ein schnelles Abendessen aus den Vorräten, die von einem Versorgungsschiff des Reiseveranstalters jede Woche ergänzt wurden. Es gab Geflügel, Ananasscheiben, Curryreis, zum Nachtisch eine Käsespezialität aus der Tiefkühlung, und Bill sparte nicht mit Anerkennung. Sie tranken einen leichten, spritzigen Landwein zum

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